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Was ist Umweltbewusstsein?

Umweltbewusstsein – Was ist das eigentlich?

Was ist Umweltbewusstsein? Wenn du dir gerade diese Frage stellst, dann bist du hier genau richtig! Seit einigen Jahren rückt das Thema Umweltbewusstsein mehr und mehr in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit. Neben regelmäßigen Debatten um den Klimawandel, die Luftqualität in den Städten oder die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll war es kürzlich die Fridays for Future Bewegung, die eindrucksvoll aufzeigte, wie ausgeprägt das Umweltbewusstsein insbesondere bei jungen Menschen ist.

Doch was ist Umweltbewusstsein eigentlich aus psychologischer Sicht, wie stehen Naturverbundenheit und Verhalten eines Menschen zueinander und wie kann man das eigene Bewusstsein für die Natur verbessern? Diese Fragen beantworte ich dir jetzt in diesem Artikel.

  1. Definition
  2. Mensch und Umwelt
  3. Verhalten
  4. Fördern
  5. Was tun?
  6. Schlusswort

Was ist Umweltbewusstsein?

Laut Lexika setzt sich das Umweltbewusstsein zusammen aus dem Umweltwissen, den Umwelteinstellungen, den Verhaltensintentionen bezüglich der Umwelt und dem tatsächlichen Umweltverhalten eines Menschen.₁

Einfach erklärt kann man sagen: Das Umweltbewusstsein ist die Einsicht eines Menschen in die Tatsache, dass Menschen die natürliche Umwelt – und damit ihre eigene Lebensgrundlage – durch Eingriffe schädigen oder ihr natürliches Gleichgewicht gefährden können.

Mensch und Umwelt – die psychologische Beziehung

Umweltbewusstsein und psychologisches Verhalten

In der Entwicklungsgeschichte des Menschen war die Natur jahrtausendelang Nahrungslieferant sowie existenzielle Bedrohung zugleich. 

Bereits der Bau des ersten Hauses hatte den Sinn des Schutzes vor der unmittelbaren, feindlichen Umwelt. Die technischen Möglichkeiten, sich gegen die Natur schützen und behaupten zu können, wuchsen über die Jahrtausende. Gleichzeitig wurde auch das Selbstvertrauen des Menschen immer größer, die Natur beherrschen, kontrollieren und verändern zu können. Diese Entwicklung gipfelte in der industriellen Revolution, die ein beispielloses Zeitalter menschenverschuldeter Umweltkatastrophen einläutete, wie sie die Welt noch nie zuvor gesehen hatte. Insbesondere im 19. Jahrhundert war es ein politischer Leitsatz, sich die Natur untertan machen zu wollen, was sich z.B. in den zahlreichen Begradigungen und Trockenlegungen von Flüssen zeigte, die bis heute massive bleibende Schäden hinterlassen haben. 

In den letzten Jahrzehnten ist das Umweltbewusstsein jedoch gefühlt mehr und mehr gestiegen und mittlerweile ist es zumindest in Deutschland politisch und gesellschaftlich akzeptiert, den Umweltschutz als wichtig zu bewerten. Dies zeigte auch die Umweltbewusstseinsstudie 2018, die im Mai 2019 vom Bundesumweltministerium und dem Umweltbundesamt veröffentlicht wurde. Laut Befragungen zählen 64% der Teilnehmer Umwelt- und Klimaschutz zu den wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen. Außerdem findet eine große Mehrheit, dass wichtige Akteure wie Bundesregierung und Industrie nicht genug für den Umwelt- und Klimaschutz tun.

Tipp: Schau dir unbedingt die Tipps für Klimaschutz im Alltag an, wenn du selbst mit einfachen Mitteln ein Teil der Lösung im Kampf gegen die globale Erwärmung werden möchtest.

Umweltbewusstsein und Verhalten

Dennoch klafft ein großes Loch zwischen dem, was Menschen über Umweltbewusstsein sagen und dem, wie sie sich tatsächlich verhalten. In vielen Fällen kann man sogar vom kompletten Gegenteil sprechen. Ein Beispiel: Über 70 Prozent der Deutschen würden gern nachhaltiger reisen – dennoch setzen dies nur 7 Prozent auch in die Tat um.₂ Das Flugzeug ist trotz günstigerer und umweltfreundlicher Alternativen nach wie vor das präferierte Verkehrsmittel und nach wie vor landet Fleisch trotz gesünderer und hochwertigerer Ersatzprodukte bei vielen auf dem Teller. 

Doch welche psychologischen Gründe gibt es für diese Diskrepanz? Warum haben so viele Menschen offensichtlich ein hohes Umweltbewusstsein, setzen dies jedoch nicht in ihrem Alltag um? Die Motive dafür sind vielfältig. Im Folgenden möchte ich dir vier von ihnen vorstellen.

1. Low-Cost Effekt

Der Low-Cost Effekt in der Psychologie besagt, dass Menschen vor allem dann bereit sind ihr Verhalten zu ändern, wenn sie dafür auf wenig verzichten müssen und die Veränderung möglichst wenig zusätzlichen zeitlichen, organisatorischen und finanziellen Aufwand für sie bedeutet. Ein Beispiel ist die klimafreundliche Mobilität: Während für Stadtbewohner die Umstellung vom Auto auf Öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad oder Roller häufig problemlos möglich ist, haben Landbewohner oftmals gar keine andere Möglichkeit als mit dem Auto zu fahren, um von A nach B zu kommen. Ein weiteres Beispiel sind Bio-Lebensmittel, die häufig teurer als herkömmliche Lebensmittel und damit längst nicht für alle Menschen bezahlbar sind.

2. Soziale Erwünschtheit

Der psychologische Effekt der sozialen Erwünschtheit ist eine bekannte Verzerrung in der Forschung und Evaluation und sorgt regelmäßig für fehlerhafte Studienergebnisse. Er besagt, dass Menschen zu dem Verhalten neigen, das sie für eine sozial erwünschte Norm halten. Der Schutz der Natur ist eine solche Norm, sich dagegen auszusprechen wäre kontrovers. Darum ist zu erwarten, dass sich Studienteilnehmer auch in Umfragen für den Schutz der Umwelt einsetzen. Selbst, wenn es gar nicht ihrer persönlichen Meinung entspricht. Der Effekt ist den Studienteilnehmer dabei meist nicht bewusst.

Tipp: Wenn du noch mehr Inspiration und Motivation gebrauchen kannst, um dein Umweltbewusstsein gezielt zu fördern, dann schau unbedingt in die Zitate Sammlung mit Sprüchen über Veränderung.

3. Die Macht der Gewohnheit

Wie schwierig Veränderungen häufig umzusetzen sind, wurde bereits in einem anderen Artikel thematisiert. So ist es auch beim Umweltbewusstsein in vielen Fällen schlicht die Macht der Gewohnheit, die Menschen daran hindert ihr Verhalten dem eigenen Umweltbewusstsein entsprechend anzupassen. Dies ist z.B. der Fall, wenn man vergisst, regelmäßig die Heizung abzudrehen, auch kleine Strecken mit dem Auto zurücklegt oder Lebensmittel in Plastikverpackungen kauft.

Tipp: Passend dazu, kannst du dir gerne auch meinen psychologischen Beitrag darüber ansehen, warum uns Veränderungen so schwer fallen.

4. Selbstwirksamkeitserwartung

Die Selbstwirksamkeit spielt eine Schlüsselrolle in der psychologischen Verhaltensforschung. Sie bezeichnet die Erwartung einer Person, mittels eigener Kompetenzen eine Handlung erfolgreich selbst ausführen zu können. Simpel gesagt bedeutet das: Menschen, die daran glauben, selbst etwas bewirken zu können, haben eine hohe Selbstwirksamkeitserwartung. Auch in Bezug auf umweltbewusstes Verhalten spielt dies eine große Rolle. Schließlich sind viele Menschen der Überzeugung, selbst nichts für das allgemeine Umweltbewusstsein tun zu können. Stattdessen werden lieber Politik und Wirtschaft verantwortlich gemacht. Wie ein umweltbewusstes Leben sowohl im eigenen Alltag als auch auf gesellschaftlicher Ebene gelingen kann, erfahren wir im nächsten Abschnitt. 

Umweltbewusstsein fördern

Die Frage nach einer Verbesserung des Umweltbewusstseins wirft zugleich die Frage auf, wer denn für das Umweltbewusstsein verantwortlich ist und wer in der Lage ist, tatsächlich etwas für die Umwelt zu tun. Wir haben bereits gesehen, dass es Menschen aus vielerlei psychologischen Gründen häufig schwerfällt, ein umweltbewusstes Alltagsleben zu führen. Auch in der Politik wurde dies unlängst erkannt und man ist in den letzten Jahren mehr und mehr von einem “individualpolitischen” Absatz abgerückt, bei dem Menschen von der Dringlichkeit des Umweltschutzes überzeugt werden sollen, und hat sich dem Einsatz ökonomischer Instrumente zugewandt.

Bei diesen Instrumenten wird umweltfreundliches Verhalten mit ökonomischem Mehrwert belohnt. Das macht es für viele Menschen attraktiver, dem auch tatsächlich Folge zu leisten. Beispiele sind z.B. Zuschüsse für Energiesparlampen oder Emissionszertifikate.

Besonders bei Unternehmen steigt durch positive wirtschaftliche Anreize die Akzeptanz für Naturschutzmaßnahmen, denn sobald mit Naturschutz Geld verdient werden kann, wird die Erhaltung und Förderung der Umwelt ins wirtschaftliche Kalkül integriert und von einem möglichen Hemmnis zu einer zusätzlichen wirtschaftlichen Chance.

So kündigte auch der weltweit größte Finanzverwalter Blackrock Anfang 2020 an, Unternehmen künftig nach Klimarisiken zu bewerten und Unternehmen, die Kohle fördern, teilweise aus den Portfolios zu eliminieren. Ein Zeichen, das auf eine positive Entwicklung schließen lässt. 

Die Politik und Wirtschaft schaffen also Rahmenbedingungen, die Umweltschutz in den Alltag und die Lebenswirklichkeit der Menschen integriert. Letztendlich ist es jedoch an jedem Einzelnen, den eigenen Alltag in Einklang mit dem Umweltschutz zu bringen.

Tipp: Wenn du wissen möchtest, wie man Umweltbewusstsein fördern kann – zum Beispiel im Kindesalter – dann schau dir unbedingt den verlinkten Beitrag an.

Wie jeder umweltbewusst leben kann

Umweltbewusstsein im Alltag

Um das eigene Umweltbewusstsein zu verbessern kann es hilfreich sein, sich die Zusammenhänge vor Augen zu führen, die unseren Planeten „am Laufen halten“. Wie hängen der CO2 Ausstoß aus einem einzelnen Auto mit der allgemeinen Klimaerwärmung zusammen? Woher kommt die Plastiktüte im Supermarkt und wo landet sie nach dem Wegwerfen? Es kann auch hilfreich sein, selbst etwas anzupflanzen, um die Wertschätzung für die biologischen Kreisläufe zurückzugewinnen. 

Die folgenden, weiterführenden Beiträge werden dein Umweltbewusstsein fördern:

Tipp: Schau dich gern noch mehr im Umweltschutz Blog um! Dort findest du ein Füllhorn an Inspiration für einen umweltbewussteren Alltag.

Durch sein eigenes Handeln, und seien es nur kleine Veränderungen, kann man anderen als positives Beispiel dienen. Dabei sollte man jedoch darauf achten, nicht mit dem erhobenen Zeigefinger Menschen belehren zu wollen, sondern vielmehr Spaß am umweltbewusstem Lifestyle zu haben und zu zeigen, dass umweltbewusstes Handeln und das minimalistischere Leben auch ein Mehr an Verbundenheit und Lebensfreude bedeuten können. Man kann sich auch in Verbänden engagieren oder Petitionen ins Leben rufen und so auch auf politischer Ebene eine Veränderung anstreben.

Umweltbewusstsein ist zukunftsorientiert

Lange Zeit waren wir als Menschen der Natur ausgeliefert, seit einigen Hundert Jahren haben wir technisch die Möglichkeiten, die Natur beherrschen und kontrollieren zu können. Dabei vergessen wir häufig, dass wir selbst ein Teil der Natur sind und uns mit ihrer Zerstörung auch unsere eigene Lebensgrundlage entziehen. Zum Glück wird dies zumindest in den westlichen Ländern mehr und mehr erkannt und in politische und gesellschaftliche Maßnahmen umgewandelt. Es bleibt zu hoffen, dass auch der Rest der Welt mitzieht und bevorstehende, langfristige Schäden und Katastrophen vermieden werden können. Bis dahin ist es an jedem Einzelnen, etwas zu tun und sich einzusetzen.

Bleib‘ umweltfreundlich,

Plastikfrei leben - Weniger Plastikmüll in der Umwelt

PS: Im Beitrag über den nachhaltigen Lebensstil bekommst du direkt eine große Liste an einfachen Tipps für mehr Umweltschutz, die du nach und nach umsetzen kannst.

Quellenangaben:
₁ E. Günther; Springer Gabler: Umweltbewusstsein, abrufbar unter https://t1p.de/8lc9. [15.06.2020].

₂ Norddeutscher Rundfunk; Tagesschau: #kurzerklärt: Nachhaltiges Reisen – wie geht das?. YouTube, 28.06.2019, Web, 10.03.2020 um 21:53 Uhr, in: https://www.youtube.com/watch?v=_ey0VzJqI8Y.

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Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.

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