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Nachhaltig fliegen - So geht's

Nachhaltig fliegen – 9 Tipps für Nachhaltigkeit trotz Flug

Kann man denn überhaupt nachhaltig fliegen? Eine berechtigte Frage, wenn man bedenkt, dass ein Flugzeug unser mit Abstand klimaschädlichstes Fortbewegungsmittel ist. Doch selbstverständlich kann man sich sowohl vorher, als auch währenddessen und sogar nach dem Flug nachhaltig verhalten, um die Folgen für unsere Umwelt in Grenzen zu halten.

Ich persönlich finde es schon großartig, dass du diesen Artikel liest. Das zeigt, dass du ein gesundes Umweltbewusstsein hast und bereit bist, etwas an deinen Gewohnheiten zu verändern. Leider haben viele Menschen das Gefühl, für mehr Nachhaltigkeit voll und ganz auf das Fliegen verzichten zu müssen – dabei ist das gar nicht notwendig. Wir müssen nur begreifen, dass Fliegen nicht wie alltägliches Busfahren ist. Die wenigen Male, die wir ins Flugzeug steigen, sollten wir einfach bewusster wählen und es als Privileg wertschätzen – denn etwa 90% der Weltbevölkerung hat noch niemals ein Flugzeug von innen gesehen.₁

In diesem Artikel möchte ich dir deshalb die besten Tipps mit an die Hand geben, um zukünftig möglichst nachhaltig im Flugzeug zu sitzen.

Hinweis: Im Artikel über nachhaltiges Reisen erhältst du noch weitere Informationen darüber, wie du deinen Urlaub grundsätzlich umweltfreundlich gestaltest.

9 Tipps, um trotz des Fluges Nachhaltigkeit vorzuleben

Nachhaltig fliegen - Trotz Flug umweltfreundlich?

Etwa 4,9 Prozent der globalen Erwärmung ist auf die CO2-Emmissionen des Luftverkehrs zurückzuführen.₂ Natürlich ist es ein löblicher Ansatz, deshalb einfach gar nicht mehr ins Flugzeug zu steigen, um dem Klimawandel in deinem Alltag entgegenzuwirken. Doch nicht immer lässt sich das vermeiden. Nutze deshalb die folgenden Tipps, um unserer Umwelt mit deinen Flügen zukünftig möglichst wenig zur Last zu fallen.

1. Nur fliegen wenn es unvermeidbar ist

Es gilt die Grundregel: Fliege nur, wenn es nicht anders geht. Vermeidbar sind vor allem Flüge innerhalb Deutschlands. Denn schon ein Inlandsflug von Berlin nach München bläst etwa 298 kg CO2 pro Kopf in die Atmosphäre. Eine Zugfahrt über die gleiche Strecke verursacht vergleichsweise nur 34,4 kg CO2 pro Kopf und bringt dich direkt ins Stadtzentrum.₃ Der Flughafen ist in der Regel am Rande der Stadt, sodass eine weitere Fahrt mit dem Taxi oder der Bahn notwendig wird. In Kombination mit den zeitintensiven Vorbereitungen auf den Flug inklusive der strengen Kontrollen, sparst du hier noch nicht einmal besonders viel Zeit. Nutze stattdessen die Freiheiten in der Bahn, um zum Beispiel ein Buch zu lesen, einen Podcast zu hören oder am Laptop zu arbeiten.

Nachhaltig zu fliegen bedeutet auch, über den Zweck deiner nächsten Urlaubsreise nachzudenken. Wenn du lediglich einen entspannten Strandurlaub oder eine Wanderung in der Natur planst, dann kannst das auch wunderbar in Deutschland bzw. Europa machen. Nord- und Ostsee. viele zahlreiche Seen und wunderschöne Berglandschaften laden ja ein und sind auch wunderbar ohne Flugzeug erreichbar.

2. Angemessenes Verhältnis zwischen Reisedistanz und Reisedauer

„Je länger dein Aufenthalt an deinem Reiseort ist, desto sinnvoller ist der Flug auch genutzt.“ – Das kann man durchaus so sagen. Natürlich immer unter der Prämisse, dass der Reisezweck auch einen Mehrwert für dich und im besten Fall auch für unsere Umwelt darstellt. Es macht keinen Sinn, nur für eine Woche erholsamen Strandurlaub um die halbe Welt nach Bali zu fliegen. Die Woche kannst du auch ohne Reisestrapazen an der Nord- oder Ostsee entspannen. Für längere Reisedistanzen solltest du lieber einen Aufenthalt von drei Wochen oder länger einplanen, damit sich die Flugreise auch wirklich lohnt.

Frage: Siehst du das auch so? Hinterlasse mir gern einen Kommentar mit deiner Meinung.

3. Nur einpacken, was du wirklich brauchst

Jedes Kilo zählt! Je schwerer du und dein Gepäck sind, desto größer sind auch die Belastungen für unsere Umwelt, die durch deinen Flug entstehen. Abgesehen von deinem eigenen Gewicht kannst du bei deiner Flugreise nur das Nötigste in Koffer und Handgepäck packen, um auch das Gewicht deines Gepäcks zu minimieren – ganz im Sinne eines minimalistischen Lebensstils eben. Wenn du in den Urlaub fliegst, dann brauchst du zum Beispiel für drei Wochen nicht 21 T-Shirts, zehn Pullover und acht Hosen. Plane stattdessen ein bisschen genauer vor, was sich realistischerweise in deinem Koffer befinden sollte.

4. Bleibe innerhalb deines Klimabudgets

Laut atmosfair hat jeder Mensch ein Klimabudget von etwa 2,3 Tonnen CO2 pro Jahr. Dieser Wert wurde von der globalen Staatengemeinschaft festgelegt, um die Erderwärmung auf 2°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.₄ Neben den Emissionen durch Flüge beinhaltet das persönliche Klimabudget auch die Umweltbelastungen durch deinen Strom, deine Autofahrten oder deiner Ernährung. Meiner Meinung nach ist das Klimabudget ein wichtiger Anhaltspunkt, um die Auswirkungen des eigenen Verhaltens besser einschätzen zu können und um unsere Gesellschaft aufzuklären. Doch du musst natürlich selbst darauf achten, dass du innerhalb deines Budgets bleibst.

Tipp: Nutze diesem CO2-Rechner des Umweltbundesamtes, um mehr über deine CO2-Bilanz und dein persönliches Verbesserungspotential zu erfahren. Zudem empfehle ich dir auch noch den Artikel über nachhaltiges Autofahren, falls du nicht ohne Auto auskommst.

5. Fluggesellschaft mit bedacht wählen

Die Umweltbelastung eines Fluges kann sich je nach Fluggesellschaft trotz gleicher Reisedistanz deutlich unterscheiden. Eine besondere Rolle spielt dabei die Maschine, mit der du fliegst. Bevor du dich für einen Flug entscheidest, kannst du die jeweiligen Flugzeugtypen einfach Mal in einen CO2-Rechner eingeben und vergleichen. Doch auch andere Faktoren haben Anteil an der tatsächlichen Nachhaltigkeit eines Fluges. Aus eigener Erfahrung weiß ich zum Beispiel, dass Turkish Airlines auf den hauseigenen Flügen Edelstahl-Besteck zur Müllvermeidung anbieten. Das ist leider noch nicht bei allen Airlines so üblich – um möglichst nachhaltig zu fliegen lohnt es sich also auch da, im Vorfeld ein bisschen genauer hinzusehen.

6. Müll vermeiden im Flugzeug

Wenn du schon fliegst, kannst du unterwegs wenigstens den üblichen Einwegmüll aus Tickets, Plastikbechern, Besteck und Erfrischungstüchern vermeiden. Das Ticket gibt es bei den meisten Airlines auch digital als PDF oder auf der hauseigenen App. Nimm zudem deine eigene Trinkflasche mit ins Flugzeug. Bei der Kontrolle sollte die Flasche leer sein, danach kannst du sie an den mittlerweile üblichen Wasserbecken oder auf der Flughafentoilette und eben auch im Flugzeug wieder auffüllen. Wenn die Airline kein abwaschbares Edelstahl-Besteck anbietet, dann kannst du dir zum Beispiel einen „Göffel“ besorgen, der unterwegs jedes Besteck ersetzen kann. Mit einer wiederverwendbaren Stoffserviette bist du dann im Flugzeug sogar noch nachhaltiger. Du kannst dir übrigens sogar dein Essen vorkochen und in einer Edelstahlbrotdose mitnehmen. Schaue einfach Mal in den ausführlichen Artikel über plastikfreies Fliegen – dort erhältst du viele weitere, wertvolle Tipps zur Müllvermeidung.

Tipp: Kennst du schon die Zero Waste Grundausstattung? Lasse dich inspirieren und vermeide grundsätzlich jede Menge Müll – ob im Flugzeug oder im gewohnten Alltag.

7. CO2-Emissionen kompensieren

Eine kurze Eingabe in den atmosfair Emissionsrechner zeigt: ein Flug von Berlin nach Mumbai schießt etwa 1.488 kg CO2 in die Erdatmosphäre. Da ich diese Reisedistanz nicht mit dem Fahrrad oder dem Zug meistern werde, kompensiere ich den notwendigen Flug stattdessen durch eine Spende an die Organisation, die das Geld in Klimaschutzprojekte investiert. Atmosfair schlägt mir 35€ zum Ausgleich vor – damit fördere ich Projekte mit Erneuerbaren Energien und Umweltbildung. Natürlich ist es nachhaltiger, gar nicht erst zu fliegen. Doch das Kompensieren der Pro-Kopf-Emissionen durch Spenden an Umweltorganisationen ist in jedem Fall umweltfreundlicher, als gar nichts zu tun.

Hinweis: Du kannst auch bei anderen Anbietern deine CO2-Emissionen kompensieren. Achte dabei darauf, dass die unterstützten Klimaschutzprojekte mit dem strengen Gütesiegel CDM Gold Standard zertifiziert werden.

8. Nachhaltigkeit vor Ort groß schreiben

Versuche, dass der Flug bei deiner Reise das einzige bleibt, dass unsere Umwelt stark belastet. Bevorzuge an deinem Reiseort nach Möglichkeit das Fahrrad oder die öffentlichen Verkehrsmittel und konsumiere lokal und regional – das gilt sowohl für Lebensmittel als auch andere Waren. Sorge einfach dafür, dass dein ökologischer Fußabdruck trotz des Fluges möglichst gering bleibt.

Je nachdem, wohin die Reise geht, kannst du auch ein eigenes CleanUp organisieren, um gegen den Plastikmüll in der Umwelt vorzugehen.

Tipp: Schaue gern in mein CleanUp Tagebuch in Indonesien – dort war ich drei Monate und habe beinahe täglich Aufräumaktionen unterstützt oder geplant.

9. Flug nicht als Ausrede für weniger Nachhaltigkeit verwenden

„Man fliegt ja eh schon, dann ist brauchst du vor Ort auch nicht mehr auf Nachhaltigkeit achten…“ – hast du solche Sprüche auch schon des Öfteren gehört? Wer so denkt, nutzt den klimaschädlichen Flug als Ausrede dafür, gar nicht mehr auf Nachhaltigkeit zu achten. Das ist natürlich noch schlimmer. Denn tatsächlich gibt jede kleine, positive Tat an deinem Reiseziel dem Flug einen weiteren Sinn. Gebe also immer dein Bestes – ob zu Hause im gewohnten Umfeld oder an für dich neu-entdeckten Orten.

Ab und zu fliegen und trotzdem nachhaltig leben

Nachhaltig fliegen - Geht es auch trotz Flug?
Wir müssen nicht gänzlich auf das Fliegen verzichten – doch ohne gesundes Maß verändert sich nichts.

Natürlich bist du zu Fuß, mit dem Fahrrad oder der Bahn deutlich klimafreundlicher unterwegs, als mit dem Flugzeug. Deshalb nutze diese Alternativen, wann immer sie sich anbieten. Erst wenn es gar nicht anders geht, steigst du ins Flugzeug. Beachte die Tipps, die ich dir heute mit an die Hand gegeben habe, um dennoch möglichst nachhaltig zu bleiben.

Hast du weitere Tipps oder einfach nur eine Frage zum Beitrag? Dann hinterlasse mir doch gern unten einen Kommentar.

Guten Flug und beste Grüße,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS.: Die globale Erwärmung ist sicherlich das größte der Umweltprobleme unserer Zeit. Doch wir haben noch viele weitere Herausforderungen zu meistern – informiere dich zum Beispiel auch gerne über die Überfischung der Meere im verlinkten Artikel.

Quellenangaben:
₁,₂ Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND): Die wahren Kosten des Fliegens: Klimakiller. https://www.bund.net/mobilitaet/infrastruktur/luftverkehr/co2-emissionen. [19.08.2019].

₃ Heimann, S.; co2online gemeinnütztige Beratungsgesellschaft mbH (2019): Bahn oder Flugzeug? (Stand: 16.08.2019). https://www.co2online.de/klima-schuetzen/mobilitaet/bahn-oder-flugzeug-der-vergleich. [18.08.2019].

₄ atmosfair gGmbH: Flugreisen und das persönliche Klimabudget. https://www.atmosfair.de/de/gruenreisen/persoenliches_klimabudget. [09.08.2019].

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Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.

4 Gedanken zu „Nachhaltig fliegen – 9 Tipps für Nachhaltigkeit trotz Flug“

  1. Das eigene Besteck und das eigene Essen zu bringen ist leider sinnlos, denn das Essen wird trotzdem produziert und mitgeflogen. Am Ende wird die Portion aber weggeschmissen, statt gegessen. Auch nicht nachhaltig!
    Beim Besteck ähnlich. Dein unbenutztes verpacktes Plastikbesteck sucht niemand aus den Tabletts raus um es wiederzuverwenden, es wird unbenutzt entsorgt.
    Ist also mehr Greenwashing für das Gewissen.
    Es lohnt sich aber ein eigenes Glas oder Becher dabei zu haben um die zig Plastikgläser und Becher zu vermeiden die man zwischendurch zu den Getränken gereicht bekommt.
    Grüße Lena

    1. Hey Lena, danke für deinen Kommentar. Beim Besteck muss man schnell sein und es direkt zurückgeben. Aber beim Essen hast du vermutlich recht, bei einigen Airlines kannst du jedoch schon vorher sagen, dass du kein Essen möchtest. Wir werden wohl weiter Druck machen und abwarten müssen, bis der Nachhaltigkeitsgedanke bei den Airlines wirklich in Fleisch und Blut übergegangen ist.
      Genau, bei den Bechern ist es so oder so sinnvoll, einen eigenen dabei zu haben.
      Danke für deine Hinweise,
      Gruß Christoph

  2. Hallo Christoph,
    Vielen Dank für den tollen Beitrag!
    Ich reise auch immer mit eigener Trinkflasche (etc.). Die Idee mit dem eigenem Besteck im Flugzeug finde ich gut, allerdings stellt sich mir gerade die Frage welches Besteck du hier benutzt?
    Weil normales Besteck bzw. ein Messer wird einem bei Sicherheitskontrolle am Flughafen ja abgenommen. Hast du hierzu ein besonderes „Reisebesteck“ welches man problemlos im Handgepäck mitführen kann?
    Liebe Grüße
    Saby

    1. Hey Saby! Danke für dein tolles Feedback und deine Einstellung! Ja, es gibt zum Beispiel Reisebesteck aus Holz in einer schmalen Stofftasche. Das kann man in der Regel problemlos im Handgepäck mitführen.
      Viele Grüße
      Christoph

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