Fragst du dich, warum Veganer keine Milch trinken und aus welchen Gründen man überhaupt auf Kuhmilch verzichten sollte? Dann bist du hier genau richtig. Zunächst einmal: Veganer trinken Milch. Sie trinken einfach nur andere Milch, die eben nicht von Tieren stammt.
Auch ich habe fast bis zu meinem 30. Lebensjahr regelmäßig Kuhmilch getrunken. Ich habe nur irgendwann mitbekommen, warum Kühe überhaupt Milch geben, welche Umweltwirkung die „moderne“ Form der Tierhaltung hat und welche Alternativen es für tierische Milch gibt. Und dann habe ich völlig stressfrei und von einen Tag auf den anderen damit aufgehört, sie zu trinken.
In diesem Beitrag möchte ich dir 10 gute Gründe als Inspiration mit an die Hand geben, aus denen Veganer keine Milch trinken.
Hinweis: Natürlich gibt es neben der Kuhmilch auch noch dutzende weitere Milchsorten, die Tieren entnommen werden. Zum Beispiel Kamel-, Büffel- oder Schafsmilch. Der Einfachheit halber beziehe ich mich in diesem Artikel aber auf die Kuhmilch.
Warum trinken Veganer keine Milch?
Die Frage „Dürfen Veganer Milch trinken?“ können wir also mit einem klaren Ja beantworten. Allerdings handelt es sich dabei nicht um tierische Kuh- oder Ziegenmilch, sondern um pflanzliche Milch. Zum Beispiel Soja-, Hafer-, Reis- oder Mandelmilch. Der Tisch an Alternativen ist da also wirklich reich gedeckt.
Die grundlegende Frage, um die sich dieser Artikel dreht, könnte übrigens auch „Warum essen Veganer keinen Käse?“ oder „Warum konsumieren Veganer keine Milchprodukte?“ lauten. Damit will ich sagen: du lernst hier heute nicht nur die Gründe für den Verzicht auf tierische Milch, sondern die Gründe für den Wechsel von tierischen Milchprodukte zu pflanzlichen Alternativen kennen.
Ich bin mir sicher, dass dich nicht nur ihr Geschmack, sondern auch eines der folgenden Argumente davon überzeugen wird, zukünftig ebenfalls auf pflanzliche Milchprodukte zurückzugreifen. Auf geht's!
1. Weil Tierquälerei und Ausbeutung der Tiere nicht endet
Selbst wenn du zukünftig auf Fleisch verzichtest, was schon ein echt wichtiger Schritt ist, findet beim Konsum von Kuhmilch immer noch Tierleid statt, damit du deine Milch trinken kannst. Die Kuh muss in der Massentierhaltung weiterhin künstlich und gegen ihren Willen geschwängert und unter großem körperlichen Leid in engen Ställen gehalten werden. Damit die Tiere die Torturen überhaupt überstehen können, werden ihnen Antibiotika verabreicht.
Tipp: Wenn du dir ein ehrliches Bild von den Abläufen in der intensiven Tierhaltung machen willst, dann schau dir diese Dokumentationen für Veganer an.
2. Weil auch das seelische Tierleid weitergeht
Da Kühe künstlich geschwängert werden, bekommen sie, solange es geht, in aller Regelmäßigkeit Nachwuchs, der ihnen dann spätestens 48 Stunden nach der Geburt entrissen wird, damit uns Menschen die Kuhmilch zur Verfügung stehen kann. Die Mutterkühe rennen ihren entrissenen Babys hinterher, bis die Stallpforte vor ihnen zuschlägt. Diese Bilder (zum Beispiel im Film Dominion) sind nur schwer mit anzuschauen. Dennoch haben sie auch bei mir ein Bewusstsein für die seelische Belastung von Nutztieren geschaffen.
Veganer trinken am Ende auch deshalb keine Milch, weil sie ihren Herstellungsprozess nicht mit ihren eigenen moralischen Wertvorstellungen vereinbaren können.
3. Weil es unzählige tierleidsfreie Milch-Alternativen gibt
Warum sollten wir Milch trinken, die unter fragwürdigen Bedingungen gewonnen wird und Opfer fordert? Das denken sich auf jeden Fall alle Veganer! Die folgenden Alternativen, um ganz einfach auf Kuhmilch verzichten zu können, stehen uns bereits heute in fast allen Bioläden und Supermärkten zur Verfügung:
- Sojamilch
- Hafermilch
- Mandelmilch
- Lupinenmilch
- Dinkelmilch
- Reismilch
- Hanfmilch
- …
Diese Liste könnten wir hier noch um einige Zeilen verlängern. Mir ist aber wichtiger, dass du feststellst, dass die Auswahl der pflanzlichen Milchalternativen riesig ist. Die Notwendigkeit, Kuhmilch zu trinken, geht dadurch in der Regel verloren.
4. Weil weiterhin Luft, Gewässer und Böden belastet werden
Das Opfer der Milchindustrie sind aber nicht einmal nur die Tiere selbst! Die Massentierhaltung trägt beispielsweise mit seinen Treibhausgasen (z.B. CO2, Methan und Lachgas) auch noch ganz wesentlich zum Klimawandel bei – und der fordert ja bekanntlich Opfer auf der ganzen Welt. Einer der Opfer ist nicht zuletzt die Landwirtschaft selbst. Dürreperioden und Extremwetter nehmen durch die globale Erwärmung zu und die Fruchtbarkeit der Böden ab – unter anderem deshalb sind die Ernteerträge in Gefahr.
Für einen Liter Milch entstehen übrigens drei Liter Gülle.₁ Diese wird als Düngemittel genutzt, doch wird am Ende, mit Nitraten und Antibiotika, zur Gefahr für die Böden, das Grundwasser – und nicht zuletzt auch für unsere Gesundheit.
5. Weil Tiere keine Hochleistungsmaschinen sind
Milchkühe pressten Mitte des 20. Jahrhunderts noch 2.349 Liter aus ihren Eutern – heute sind es mit 8.059 Litern deutlich mehr als das Dreifache.₂ Umgerechnet produzieren die „Hochleistungsmaschinen“ damit 26 Liter Milch am Tag! Das ist barbarisch, findest du nicht? Barbarisch und einer der Gründe, warum es nicht reicht, Vegetarier zu sein. Die körperliche Belastung für die Tiere ist einfach zu extrem.
Veganer trinken also auch deshalb keine Milch von Kühen, weil sie die Tiere als emotionale Wesen betrachten, die sie selbstverständlich auch sind. Wer gerne Kuhmilch trinkt, sollte also immer im Hinterkopf haben, dass sie nicht ohne Tierleid erzeugt werden kann.
6. Weil es Muttermilch für Kälber ist
Wie bereits gesagt, habe auch ich früher sehr viel Kuhmilch getrunken. Doch irgendwann habe ich erfahren, dass Kühe nur dann Milch geben, wenn sie ein Kalb geboren haben. Und deshalb werden sie im Grunde dauerhaft künstlich geschwängert, bis sie irgendwann völlig erschöpft sind und keine Milch mehr geben. Ihr Nachwuchs sieht nicht viel von der Milch, weil wir Mutterkuh und Kälbchen ja bereits kurz nach der Geburt voneinander trennen. Einfach nur, damit wir möglichst alles von der Milch bekommen können.
Doch es ist Muttermilch, Mensch! Würdest du Muttermilch von einer anderen Mutter als deiner eigenen trinken?! Eher nicht, oder? Bei der Kuhmilch scheint das aber für viele kein Problem darzustellen. Veganer jedenfalls trinken auch deshalb keine Milch, weil es unnatürlich ist, die Muttermilch eines anderen Lebewesens zu trinken, dass eigentlich für dessen Nachwuchs gedacht ist.
7. Weil die Tiere trotzdem sterben müssen…
Falls du dich jetzt immer noch fragst, warum Veganer keine Milch trinken, kommt hier das nächste Argument: wenn Milchkühe vor lauter Erschöpfung keine Milch mehr geben, sind sie für die brutale Milchindustrie wertlos und werden folglich zu Fleisch verarbeitet. Da Milchkühe nur maximal bis zu 6 Jahren Milch geben, müssen sie deutlich vor ihrer natürlichen Lebenserwartung das Zeitliche segnen. Denn unter natürlichen Umständen können Kühe durchaus über 20 Jahre alt werden. Auf dem Gnadenhof „Hof Butenland“ ist die Kuh „Milla“ sogar über 25 Jahre alt geworden.₃
Doch nicht nur die Mutterkuh hat irgendwann keinen Wert mehr für die Milchindustrie. Junge, männliche Kälber, die natürlich überhaupt keine Milch geben, halten die meisten Landwirte schon von Geburt an für nutzlos. Und sie sollen schon gar nicht die Muttermilch wegtrinken, die wir Menschen trinken. Deshalb wird meist weniger Rücksicht auf die Bedürfnisse der jungen Tiere genommen. Und so stirbt es manchmal früher und manchmal etwas später auf dem Schlachthof.
Veganer trinken also auch deshalb keine Milch, weil eine höhere Nachfrage dafür sorgen würde, dass noch mehr männliche Kälber geboren und vernachlässigt oder getötet werden.
8. Weil die Alternativen gesünder sind
Kuhmilch ist ein industriell verarbeitetes Produkt, das homogenisiert, zerlegt, pasteurisiert und wärmebehandelt werden muss. Hinzu kommt, dass die Kühe in ihren engen Ställen mit Antibiotika behandelt werden – Medikamente, die auch im Fleisch und Milch aus dem Supermarkt nachgewiesen wurden.₅
Fakt am Rande: Rund 50 Prozent der Antibiotika in Deutschland werden für Nutztiere eingesetzt.₆ Die aufgenommenen Rückstände in Lebensmitteln können uns resistent gegenüber dem Medikament machen, wenn wir es wirklich benötigen.
Etwa 75 Prozent der erwachsenen Weltbevölkerung hat eine Laktoseintoleranz₄ – und kann aufgrund des fehlenden Enzyms Laktase keine Milch von Kühen, Ziegen oder Schafen verdauen. In Deutschland ist nur ein geringer Teil der Bevölkerung laktoseintolerant, was einfach eine Folge der Tausenden Jahre der Viehzucht ist.
Veganer trinken also auch deshalb keine Milch von Kühen, weil sie ihre pflanzlichen Alternativen für gesünder und natürlicher halten. Denn der menschliche Körper ist keineswegs auf das Trinken von tierischer Milch angewiesen.
9. Weil die Abholzung der Regenwälder weitergeht
Die Haltung von Kühen ist sehr ressourcenintensiv – sie müssen fressen und trinken. Damit sie schnell wachsen, bekommen sie Sojaschrot aus Südamerika. Der steigende Konsum tierischer Produkte wie Fleisch und eben auch Milch hat die Nachfrage nach diesem proteinreichen Futtermittel enorm gesteigert. Und so gehen zum Beispiel 88 Prozent der Abholzung des Amazonas-Regenwaldes auf die Kappe der Tierindustrie.₇
Die Haltung von Nutztieren wie Kühen ist ein wesentlicher Faktor dafür, dass Wälder für den Tierfutteranbau und Weideflächen weichen müssen. Schlussendlich ist sie damit natürlich auch wesentlich mitverantwortlich für das globale Artensterben. Weitere gute Gründe dafür, dass Veganer keine Milch von Tieren trinken.
Tipp: Mehr über die Abholzung der Wälder und was du dagegen tun kannst, erfährst du im verlinkten Artikel!
10. Weil der Verzicht das Angebot im Supermarkt positiv verändert
Glaube niemals, dass du im Alltag nichts verändern könntest. Veganer verzichten auf Kuhmilch, weil sie das Angebot in den Supermärkten verändern wollen. Die Erfolge zeigen sich bereits jetzt – der Umsatz mit veganen (und vegetarischen) Produkten ist von den Jahren 2017 bis 2019 um etwa 65 Prozent angestiegen.₈
Tipp: Mehr Veganismus Statistiken findest du im verlinkten Beitrag.
Die bekannten Ketten haben bereits eine Anzahl von pflanzlichen Milchalternativen im Angebot, die sich nicht mehr an einer Hand abzählen lässt. Indem wir gemeinsam die Nachfrage nach Kuhmilch reduzieren und nachhaltigere Angebote fördern, nehmen schlussendlich auch die Tierquälerei und Umweltzerstörung durch die Milchindustrie zwangsläufig ab. Höre also auf Gandhi – und sei selbst die Veränderung, die du dir wünscht für die Welt.
Warum Veganer keine Milch trinken? Weil sie es nicht müssen!
Denn es gibt einfach unzählige Alternativen. Sojamilch, Reismilch, Mandelmilch, Hafermilch – probiere sie aus. Bio-Kuhmilch ist da übrigens keine nachhaltige und tierfreundliche Alternative! Denn egal wie grün eine Kuh tatsächlich grast – am Ende wird sie von uns Menschen ausgebeutet und umgebracht, weil wir auf den Geschmack ihrer Muttermilch gekommen sind. Eine Gewohnheit, die Veganer ändern wollen, indem sie keine Milch von Kühen mehr trinken.
Nutze diese Beiträge, um dich nach und nach pflanzlicher zu ernähren:
Ich hoffe, dass dich die 10 Argumente für die Hintergründe der Milchindustrie sensibilisiert haben. Hast du Fragen oder fallen dir weitere Gründe ein, auf tierische Milch zu verzichten? Dann schreibe mir gern einen Kommentar.
Bleib‘ tierfreundlich und nachhaltig,
PS.: Nichts ist schlimmer, als Kuhmilch zu kaufen und sie dann auch noch schlecht werden zu lassen. Im Beitrag Lebensmittelverschwendung reduzieren, erhältst du unzählige Tipps, damit weniger deiner Einkäufe im Müll landen.
Quellenangaben:
₁ PETA Deutschland e.V.: (2018): Gülle belastet das Trinkwasser und erhöht die Wasserkosten (Stand: Februar 2018), abrufbar unter https://www.peta.de/guelle. [07.05.2020].
₂ A. Deter: Wieviel Milch gibt eine Kuh (Stand: 29.07.2019), abrufbar unter https://t1p.de/2vhz. [07.05.2020].
₃ VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz: Lebenserwartung von Rindern (Stand: 19.10.2017), abrufbar unter https://t1p.de/ncnm. [18.06.2020].
₄ J. Kimmerle: Die weiße Revolution (Stand: 02.08.2011), abrufbar unter https://t1p.de/mgry. [18.06.2020].
₅ R-Biopharm AG: Antibiotika-Rückstände, abrufbar unter https://t1p.de/gk4a. [18.06.2020].
₆ Dinge erklärt – Kurzgesagt: Fleisch – Das leckerste Übel der Welt, YouTube, 24.01.2019, Web, 07.05.2020 um 10:50 Uhr, in: http://y2u.be/y6f3dwxexZM
₇ DEUTSCHER TIERSCHUTZBUND e.V.: du und das tier, Rinter als Klimasünder (Sonderdruck), abrufbar unter https://t1p.de/zpkd. [07.05.2020].
₈ Statista GmbH: Umsatz mit vegetarischen und veganen Lebensmitteln in Deutschland in den Jahren 2017 bis 2019 (Stand: April 2019), abrufbar unter https://t1p.de/rdu9. [18.06.2020].