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Gülle - Natürliches Düngemittel oder Umweltgift?

Gülle – Natürlicher Dünger oder gefährliches Umweltgift?

Was ist eigentlich Gülle? Und ist es wirklich ein natürliches Düngemittel – oder eher umweltschädlicher Mist? Wenn du Antworten auf diese Fragen suchst, bist du hier genau richtig! Wer schon einmal hinter einem Güllewagen herfahren musste oder an einem frisch gegüllten Feld vorbeispaziert ist, kennt die besonders stinkende Duftnote, die der in der Landwirtschaft oft bevorzugte, tierische Dünger eben so mit sich bringt. Doch abseits des Gestanks, hat die Gülle noch weitere, eindeutige umwelt- und gesundheitsgefährdende Nachteile für Mensch, Tier und Umwelt.

In diesem Artikel möchte ich dir alles Wissenswerte rund um die Massen an Gülle aus der Massentierhaltung mit an die Hand geben. Von der Definition, über extreme Statistiken, über Umweltgefahren und Vor- und Nachteile, bis zu den Tipps für einen sanfteren Gülle-Fußabdruck. Auf geht's!

Hier schon einmal eine kurze Übersicht vorab:

  1. Definition
  2. Statistiken
  3. Vor- und Nachteile
  4. Gefahren
  5. „Gülle-Fußabdruck“ reduzieren
  6. Schlusswort

Was ist Gülle eigentlich genau?

Was ist Gülle eigentlich?

Der Begriff Gülle (oft auch Jauche oder Odel genannt) beschreibt einen flüssigen Wirtschaftsdünger, der vor allem aus dem Kot und Urin der landwirtschaftlichen Nutztiere (z.B. Rinder, Schweine und Hühner) besteht.

Da er Stickstoff (N), Phosphor (P), Kalium (K), Bor (B), Eisen (Fe) und Magnesium (Mg) enthält, nutzen Landwirt*innen ihn – nach dem Kreislaufgedanken – vor allem als natürliches Düngemittel und zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit ihrer Felder, sowie der Ernteerträge. Das gilt häufig auch für Teile der Abfälle, die in Biogasanlagen zur Energiegewinnung vergoren und deren Gärreste anschließend auf dem Acker verteilt werden. Letzteres passiert in der Regel mit Traktoren, einem Güllefass, sowie einem Güllegrubber, Breitverteiler oder Schleppschlauch.

Je nach Haltungsform und der Menge an Einstreu (z.B. Stroh und Heu) und Wasser, die beigemischt wird, spricht man beispielsweise auch von Dick- oder Dünngülle, Jauche, Schwemmmist oder Flüssigmist.₁ Mist ist fester und besteht meist auch aus Stroh, während das Sickerwasser aus dem Misthaufen eher als Jauche bezeichnet wird.

Aussagekräftige Statistiken zum Thema Gülle

Um ein Gefühl dafür zu bekommen, welches Ausmaß die Produktion der Mischung aus Kot und Harn von Nutztieren bereits angenommen hat, möchte ich dir hier noch einige Zahlen und Fakten mit an die Hand geben:

  • Liter Milch: Für jeden Liter Kuhmilch entstehen etwa drei Liter Gülle.₂
  • Kilogramm Schweinefleisch: Bei der Produktion von 400 g Schweinefleisch, fallen etwa 10 Liter Gülle an. Pro Kilo sind das also etwa 25 Liter.₃
  • Treibhausgasemissionen: 22 Prozent der Emissionen der durchschnittlichen Ernährung von Europäer*innen sind auf Gülle zurückzuführen.₄
  • In Quadratkilometern: Im Zeitraum März 2019 bis Februar 2020 haben in Deutschland 134.900 Betriebe ihre Felder mit Gülle gedüngt und dabei etwa 187.754 Quadratkilometer des tierischen Dungs ausgebracht.₅ Zum Vergleich: Das ist mehr, als die Hälfte der deutschen Landesfläche.

Die Vor- und Nachteile von Gülle im Überblick

Gülle wird auf dem Feld als natürlicher Dünger ausgebracht

Natürlich gibt es den ein oder anderen Grund, warum die Exkremente von Kühen, Schweinen und anderen „Nutztieren“ überhaupt auf den Feldern verteilt werden – aber auch jede Menge Argumente, die dafür sprechen, damit aufzuhören. Hier möchte ich sie dir übersichtlich zusammenstellen und ggfs. kurz erläutern.

Vorteile und Chancen

  • Kostengünstiger Wirtschaftsdünger im Sinne der Kreislaufwirtschaft
  • Enthält meist alle wichtigen Nährstoffe für Pflanzen
  • Erhöht die Bodenfruchtbarkeit und baut Humusgehalt auf
  • Ist in ausreichenden Mengen vorhanden (aus der Massentierhaltung)

Nachteile und Risiken

  • Bodenbelastung (Stickstoffeinträge, Böden versauern)
  • Klimabelastung (z.B. durch Lachgas, Ammoniak, Feinstaub)
  • Transporte (Gülle muss mit Lastkraftwagen verbracht werden)
  • Überfluss (in Deutschland gibt es deutlich mehr als ausreichende Mengen)
  • Grundwasserbelastung (z.B. mit Nitraten oder Antiobiotika aus der Tierhaltung)
  • Überdüngung (durch zu hohe und häufige Ausbringung stickstoffhaltiger Gülle)
  • Gesundheitsbelastend (z.B. durch Antibiotikaresistenzen, Nirat und Feinstaub)
  • Ausbeutung (Existenz der Gülle basiert auf der Ausbeutung von Tieren)
  • Kontrollen (Gülle-Importe aus dem Ausland sind nur schwer kontrollierbar)
  • Verbraucherkosten (durch höhere Nitratbelastung wird Trinkwasser teurer)

Fallen dir weitere Vorteile oder Nachteile der Gülle ein? Dann schreibe mir gern einen Kommentar unter diesen Beitrag.

Überdüngung: Ist Gülle wirklich so gesundheits- und umweltschädlich?

Gülle ist in geringen Mengen eigentlich ein sehr guter, natürlicher und daher auch unschädlicher Dünger, der die für das Pflanzenwachstum wichtigsten Nährstoffe bereithält. Würde es sich tatsächlich um eine geschlossene Kreislaufwirtschaft handeln, könnten Landwirte Futtermittel anbauen, sie verfüttern und die Ausscheidungen ihrer Rinder, Schweine und Hühner auf dem Hof wieder als Düngemittel beim Tierfutteranbau nutzen.

Doch genug des Konjunktivs! In dem heute üblichen, massiven Ausmaß der Massentierhaltung wird vor allem auf importierte Futter- oder synthetische Düngemittel zurückgegriffen. Außerdem ist so viel Gülle vorhanden, dass Bauern sie möglichst günstig loswerden müssen. Dementsprechend werden viel zu große Mengen auf Feldern und Wiesen „entsorgt“, sodass Böden, Grundwasser, Klima und nicht zuletzt auch unsere eigene Gesundheit bedroht sind.

Gefahren für die Umwelt

Der Kern des Problems ist die horrende Anzahl landwirtschaftlicher Nutztiere, die einfach zu viel Gülle produziert. Deshalb stehen heutzutage größere Mengen des Kot-Urin-Gemisches zur Verfügung, als von Böden und Pflanzen überhaupt aufgenommen werden kann. Mit dieser Überdüngung steigen auch die Stickstoffeinträge und die Wahrscheinlichkeit, dass der Boden versauert. Lachgas dünstet aus, wodurch der Klimawandel wesentlich vorangetrieben wird. Zudem entsteht Ammoniak und trägt zur Feinstaubbildung bzw. der Luftverschmutzung bei.

Klimaschädlich sind auch die Gülle-Transporte durch Deutschland und Europa. Bauern, die zu viel Gülle zur Verfügung haben, verbringen sie in Regionen, wo sie gebraucht wird. Da beispielsweise in Holland noch weniger Fläche zur Verfügung steht, um die Gülle zu „entsorgen“, hat Deutschland im Jahr 2016 sogar 2,2 Millionen Tonnen von dort importiert.₆ Dieser sogenannte Gülletourismus macht den gewünschten, regionalen Nährstoffkreislauf natürlich zunichte und bläst auf massivste Weise Emissionen in die Atmosphäre.

Gut zu wissen: Viel unterwegs ist übrigens auch Sojaschrot – das proteinreiche und deshalb bevorzugte Tierfutter in der Nutzviehhaltung. Inwiefern an Tiere verfüttertes Soja den Regenwald zerstört, erfährst du im verlinkten Artikel.

Gefahren für die allgemeine Gesundheit

Durch die überschüssige Gülle auf den Feldern, erhöht sich auch der Nitratgehalt im Grundwasser.₇ Die Stickstoffverbindungen können sich beispielsweise in angebautem und gedüngten Spinat wiederfinden und nach dem Verzehr im Körper krebsverdächtigte Nitrosaminen bilden.₈ Besonders bei Säuglingen ist Nitrat im Grundwasser bedenklich.

Eine weitere, gesundheitliche Gefahr besteht aber auch durch die Grundwasserbelastung mit Antiobiotika, die in der Massentierhaltung Einsatz finden. Daraus können sich Antibiotikaresistenzen entwickeln, die die Wirkung des Medikaments hemmen, wenn man sie braucht. Die Allgemeinheit trägt im Übrigen die Kosten für die Trinkwasseraufbereitung, mit der schwerwiegende, gesundheitliche Folgen verhindert werden sollen.

Dies sind nur einige Beispiele dafür, dass Gülle in exorbitanten Ausmaß gesundheitsschädlich ist. Grundsätzlich kann niemand erwarten, in einer kranken Umgebung gesund zu bleiben. Dementsprechend wichtig ist es, die entstehenden und schlussendlich auch ausgebrachten Mengen, möglichst minimal zu halten.

Wie reduziere ich meinen „Gülle-Fußabdruck“?

Gülle-Fußabdruck reduzieren, vegan leben

Es gibt nur so viel Gülle, weil wir Menschen tierische Produkte konsumieren. Wenn du durch deine Lebensweise weniger Tierleid und tierische Exkremente verursachen, sowie Gewässer, Ökosysteme und die Luft, die du atmest, entlasten willst, dann solltest du eine pflanzliche Ernährungsweise bevorzugen, vegan leben und die Tiere einfach in Frieden lassen. Denn schlussendlich züchten und mästen wir Kühe, Schweine und Hühner nur, um sie, sowie ihre Milch und ihre Eier, später zu essen.

Und was können Bauern tun? Landwirte sind nicht auf Gülle angewiesen. Der vegane Ökolandbau macht vor, wie es geht. Durch Gründüngung und Kompost, Fruchtfolgen und den Anbau von Zwischenfrüchten werden Boden, Grundwasser und Luft geschont und gleichzeitig unzählige Pflanzen- und Tierarten bewahrt.

Gülle – Eine menschengemachte Gefahr für Mensch, Tier und Natur

Zumindest in den Massen, in denen der Dung von Rindern, Schweinen und Hühnern anfällt, stellt die Gülle aus der Tierhaltung ein gefährliches Umweltgift dar, das Böden, Luft und Grundwasser – und damit sowohl die Natur als auch unsere Gesundheit gefährdet. Hinzu kommt die Moralfrage. Denn die Tiere müssen im Regelfall auf harten Vollspaltenböden in engen Ställen leben, wo ihre Exkremente ins darunter liegende Güllebecken fallen. Tiere, wie Kühe und Schweine, die von Natur aus eigentlich ziemlich reinliche Lebewesen sind.

Allein durch eine vegane Lebensweise, hättest du von einer Sekunde auf die andere, mit all diesen Problemen nichts mehr zu tun. Schaue dir dazu gerne die folgenden, weiterführenden Artikel an:

Hast du Fragen, Tipps oder Anregungen? Dann schreibe mir wie immer gern einen Kommentar.

Bleib‘ tierfreundlich und nachhaltig,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS.: Du glaubst, unterwegs ist es schwierig, immer pflanzliche Mahlzeiten zu finden? Im Beitrag „Vegan in jedem Restaurant – So einfach geht's“ zeige ich dir, warum das eigentlich ziemlich einfach ist. Viel Spaß!

Quellenangaben:

₁ LUMITOS AG: Chemie, abrufbar unter https://www.chemie.de/lexikon/G%C3%BClle. [13.01.2022].

₂ PETA Deutschland e.V.: (2020): Gülle belastet das Trinkwasser und erhöht die Wasserkosten (Stand: Juli 2020), abrufbar unter https://www.peta.de/guelle. [12.01.2022].

₃ Florian Nöthe (2017): Die Gülle-Flut – Gefahr für unser Trinkwasser?. [25.11.2019].

₄ vegan.at – Magazin der veganen Gesellschaft, Ausgabe Nr. 34 – 2/2020, S. 12, abrufbar unter https://www.vegan.at/sites/default/files/veganat_34.pdf. [13.01.2022].

₅ Statistisches Bundesamt: Produktionsmethoden (Stand: 28. Juli 2021), abrufbar unter https://t1p.de/xwkkh. [13.01.2022].

₆ Greenpeace e. V.: Gülle-Importe aus den Niederlanden belasten deutsches Trinkwasser zusätzlich (Stand: September 2017), abrufbar unter https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/landwirtschaft/anbau/guelle-grenzen. [13.01.2022].

₇ PETA Deutschland e.V.: Gülle belastet Böden und Grundwasser (Stand: 14.07.2020), abrufbar unter https://www.peta.de/themen/guelle. [13.01.2022].

₈ Kilian Dreißig: Natürlicher Dünger oder Gift für die Umwelt (Stand: 18.11.2019), abrufbar unter https://www.vegpool.de/magazin/guelle-natuerlicher-duenger-oder-schaedlich.html. [13.01.2022].

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Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.

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