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Kognitive Dissonanz - Was ist das?

Kognitive Dissonanz – Was ist das?

Was ist eigentlich kognitive Dissonanz? Was was zum Teufel hat das mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu tun? Sicherlich kennst du alltägliche Situationen in denen du das mulmige Gefühl bekommst, an zwei widersprüchliche Überzeugen zur gleichen Zeit zu glauben. Zum Beispiel wenn du eine Zigarette rauchst, obwohl dir deine Gesundheit eigentlich ungemein wichtig ist. Solche Klüfte zwischen Handeln und Wertvorstellung sind uns meist absolut bewusst. Manchmal tricksen wir uns aber auch selbst aus, ohne es zu merken.

In diesem Artikel möchte ich dir alles Wissenswerte über den Gefühlszustand der kognitiven Dissonanz an die Hand geben. Von der Definition, über Beispiele und den Zusammenhang mit Nachhaltigkeit – bis hin zu effektiven Möglichkeiten, um sie mit Bravour zu überwinden.

Hier noch eine kurze Übersicht über den Artikel:

  1. Definition
  2. Zusammenhang mit Nachhaltigkeit
  3. Überwinden
  4. Schlusswort

Was ist Kognitive Dissonanz?

In der Sozialpsychologie bezeichnet man die kognitive Dissonanz als einen als unangenehm empfundenen Gefühlszustand eines Menschen, der durch unvereinbare Gedanken, Meinungen, Einstellungen oder Wünsche hervorgerufen wird. Dieser ist in der Regel eine Folge eines Konflikts zwischen dem eigenen Denken & Wissen und dem eigenen Handeln. Unangenehm ist das Gefühl, weil wir gerne zugeben würden, etwas falsch gemacht zu haben, dies jedoch unserer Grundüberzeugung widerspricht, uns immer richtig zu verhalten. Die Dissonanztheorie beschreibt diesbezüglich unser Streben danach ein Gleichgewicht und Widerspruchsfreiheit in unserem inneren Glaubenssystem vorzufinden.

Der Gefühlzustand einer kognitiven Dissonanz lässt sich oft an dem Satzteil „Ja, aber…“ erkennen. Man stimmt zu, findet aber dennoch – meist reflexartig – Widerworte. Der auslösende Prozess spielt sich oft innerhalb weniger Sekunden im Unterbewusstsein ab. Wir verteidigen unsere Ansichten und Verhaltensweisen dann umso mehr, je stärker wir davon überzeugt sind. Selbst wenn wir bereits festgestellt haben, dass es wenig Sinn ergibt.

Beispiel: Mauerbau zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten

Hier ist zunächst ein schönes Beispiel für kognitive Dissonanz aus den USA. Die meisten Trump-Unterstützer wissen, dass eine Grenzmauer zu Mexiko weder möglich noch sinnvoll ist. Doch das unterstützte sie am Ende sogar in ihren Glauben an das Genie des Präsidentschaftskandidaten, statt sie darin zu schwächen. Der Widerspruch besteht hier darin, überzeugt davon zu sein, dass Donald Trump ein guter Präsident sei, der aber dennoch ein sinnloses Projekt befürwortet. Letzteres ist schlussendlich eine Handlung, die man eigentlich einem schlechten Präsidenten zuordnen würde.₁

Was hat Kognitive Dissonanz mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu tun?

Das erste Beispiel für kognitive Dissonanz habe ich bewusst außerhalb von Umweltschutz und Nachhaltigkeit gewählt. Es zeigt, dass kognitive Dissonanz ein stetiger Begleiter in allen Bereichen unseres Alltags sein kann. Vor allem in Situationen, in denen wir wissen, dass wir uns verändern, anpassen oder dass wir nachgeben müssten. Dennoch fallen uns Veränderungen so schwer. Doch wir können die größten Umweltprobleme unserer Zeit nicht lösen, ohne unsere Lebensweise zu verändern.

Hier möchte ich dir drei Beispiele für Verhaltensweisen der kognitiven Dissonanz an die Hand geben, die, wenn du sie hinterfragst und anpasst, dein Leben umweltfreundlicher und auch gesünder machen können.

Beispiel 1: Der Raucher

Ein Musterbeispiel für (fehlende) kognitive Dissonanz spiegelt sich bei Rauchern wieder. Die wissenschaftliche Faktenlage ist eindeutig: Rauchen schadet der Gesundheit in extremem Maße – zudem belasten die weggeworfenen Zigarettenstummel die Umwelt. Hinzu kommen die Warnhinweise und ekelerregenden Bilder auf den Schachteln. Jeder Raucher weiß, dass er seiner eigenen Gesundheit und der Umwelt keinen Gefallen damit tut. Und da die meisten Menschen möglichst lange gesund bleiben und ohne Umweltschäden zu provozieren leben wollen – kommt es auch hier zu einem inneren Konflikt. Die kognitive Dissonanz führt schlussendlich dazu, dass Betroffene Strategien entwickeln, um sie zu überwinden. Und deshalb bekommt man von Rauchern oft Sprüche wie „Die Kippe schmeckt einfach gut“ oder „Helmut Schmidt hat sein ganzes Leben lang geraucht und ist fast 100 Jahre alt geworden“ zu hören.

Tipp: Ich habe dir einen ausführlichen Artikel darüber geschrieben, wie du es mit hoher Wahrscheinlichkeit schaffst, mit dem Rauchen aufzuhören.

Beispiel 2: Der ökologische Kleidungsstil

Die Fast Fashion Industrie, bei der Billigmode im Rahmen beinahe wöchentlich neu-ausgegebener Trends produziert wird, hat nicht nur ökologische, sondern auch sozial-gesellschaftliche Folgen. Oft werden T-Shirts, die am Ende für 5 Euro in Modegeschäften zu erwerben sind, von Kindern in staubigen, dunklen Fabrikhallen in Bangladesch zusammengenäht. Auf Nachfrage würde wahrscheinlich jeder sagen, dass er gegen Kinderarbeit oder die Ausbeutung von Menschen ist. Dennoch kaufen die meisten von uns Billigshirts, die vermutlich genau so und für einen Hungerlohn produziert worden sind. Und auch wenn wir vielleicht ab und an Fairtrade-Mode kaufen, präsentieren wir uns anderen gerne so, als würden wir diese IMMER bevorzugen.

Tipp: Ich habe dir einen gesonderten Beitrag mit leicht umzusetzenden Slow Fashion Tipps geschrieben, die deinen Alltag noch nachhaltiger machen werden.

Beispiel 3: Ich esse nur wenig Fleisch

Vielleicht kennst du solche Situationen: sobald man ausspricht, dass man sich vegetarisch oder vegan ernährt, reagieren andere Menschen darauf mit Ablehnung oder sogar Wut. Es handelt sich dabei um das sogenannte Fleisch-Paradoxon, dass den Widerspruch beschreibt, gegen Tierquälerei zu sein und Tiere zu lieben, aber sie trotzdem zu essen.

Es gibt keine humane Art und Weise einem Lebewesen das Leben zu nehmen, das nicht sterben will. Dennoch scheinen viele Menschen zu glauben, dass dort etwas Humanes passiert ist, wenn ein Tier lebendig in ein Schlachthaus hinein marschiert und in tausende Einzelteile zerstückelt wieder herauskommt. Um diese kognitive Dissonanz zu überwinden, reden sich Menschen (eingeschlossen mich selbst bis zu meinem 30. Lebensjahr) ihr Verhalten beispielsweise mit Ausreden wie „Fleisch schmeckt mir einfach gut“ oder „Ich esse ja nur ganz wenig Fleisch“ schön.

Tipp: Unter Gründe für Veganismus zeige ich dir, aus welchen ökologischen, ethischen und gesundheitlichen Gründen ich jetzt vegan lebe.

Kognitive Dissonanz überwinden – So geht's richtig!

Kognitive Dissonanz beim Mann

Okay, verstanden: wir Menschen verhalten uns manchmal ziemlich merkwürdig. Was kann man nun gegen die kognitive Dissonanz tun? Trump-Anhänger befreien sich zum Beispiel von ihr, indem sie die widersprüchliche Überzeugung entwerten, weitere Überzeugungen dazu erfinden, den Widerspruch einfach ignorieren – oder im besten Fall: indem sie ihre Überzeugung „Donald Trump sei ein guter Präsident“ aufgeben. In alltäglichen Situationen helfen uns Rechtfertigungen, das unangenehme Gefühl der kognitiven Dissonanz zumindest in der jeweiligen Situation aus der Welt schaffen. Damit wir das Gefühl aber nicht ständig um uns haben, rechtfertigen wir unser widersprüchliches Verhalten sogar vor uns selbst.

Doch glücklicherweise gibt es auch Möglichkeiten die kognitive Dissonanz zu überwinden, ohne uns selbst zu betrügen! Die eigene Überzeugung muss dafür nur ganz bewusst hinterfragt und angepasst – und der eigene Stolz für einen Moment überwunden werden. Solange das nicht passiert, bleiben der innere Widerspruch und das mulmige Gefühl bestehen. Kritikfähigkeit und Selbstdisziplin spielen bei der Überwindung selbstverständlich eine ganz entscheidende Rolle.

Hier möchte ich dir abschließend noch zwei Möglichkeiten zur Dissonanzreduktion an die Hand geben, um kognitive Dissonanz zu beseitigen.

Änderung deiner Einstellung

Wenn wir kritisiert werden, plagt uns anschließend oft ein schlechtes Gewissen. Nicht immer können wir den Fauxpas direkt wieder gut machen. Um uns besser zu fühlen, neigen wir in der Folge dazu, unser Verhalten zu verharmlosen. Je öfter das passiert, desto mehr festigt sich die innere Überzeugung, dass unser harsch kritisiertes Handeln gar nicht so schlimm war, sodass wir irgendwann gar keinen Grund mehr dafür sehen, etwas zu verändern.

Anstatt in einen Selbstschutz zu verfallen, solltest du jedoch einfach zu deinen Fehlern stehen und es beim nächsten Mal besser machen. Verinnerliche dir diese Veränderung deiner Einstellung.

Änderung deines Verhaltens

Das definitiv effektivste Mittel gegen die kognitive Dissonanz ist ehrlich zu dir selbst und offen gegenüber anderen Meinungen und neuen Erkenntnissen zu sein. Und genau dafür sind Kritikfähigkeit, Einsicht und der Wille für deine persönliche Weiterentwicklung entscheidend. Wenn du deine inneren Widersprüche ignorierst, wirst du bei Letzterer jedoch immer nur auf der Stelle treten.

Identifiziere also deinen inneren Konflikt und versuche eine Lösung dafür zu finden. Dieser Moment kann extrem unangenehm sein, also bleib willensstark. Wenn du es schaffst, dein Verhalten in allen Momenten kognitiver Dissonanz zu verbessern, wird das dein Leben spürbar leichter machen.

Kognitive Dissonanz lässt sich auch ohne Selbstbetrug überwinden

Schon verrückt, was in unseren Köpfen so abgeht, findest du nicht? Vielleicht hast du die kognitive Dissonanz sogar gespürt, während du diesen Artikel gelesen hast. Zum Beispiel, als ich sagte, dass dein „Fleischkonsum“ ein Widerspruch zwischen deinen Werten und deinem Handeln ist? Das will man nicht hören, schon klar. Aber genau das ist der psychologische Effekt, den ich dir hier und heute bewusst machen wollte. Ich hoffe, dass du einiges mitnehmen konntest, um solche inneren Konflikte zukünftig mit Bravour und ohne dich selbst zu belügen, zu meistern.

Hast du Fragen oder fallen dir weitere Beispiele für kognitive Dissonanz im Rahmen von Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein? Dann schreibe mir wie immer gern einen Kommentar.

Bleib‘ offen für Neues,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS.: Wissen ist einer der Eckpfeiler, um das eigene Verhalten positiv zu verändern. Und um es zu verlangen, solltest du regelmäßig Bücher lesen. Im verlinkten Artikel zeige ich dir, warum das Lesen sonst noch so unglaublich wichtig ist!

Quellenangaben:
₁ C. Masengarb: Kognitive Dissonanz: Donald Trump wird geliebt, weil er Unsinn erzählt, abrufbar unter https://masengarb.net/kognitive-dissonanz-donald-trump-mauer-mexiko. [23.03.2021].

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Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.

2 Gedanken zu „Kognitive Dissonanz – Was ist das?“

  1. Jedem Wildtier wird zugebilligt, ein anderes Tier zu töten. Der Mensch aber geißelt sich damit, von einem Extrem ins andere zu fallen. Nicht der Verzehr von Fleisch an sich ist m.E. das Problem, sondern die dem Tun „moderner“ Menschen innewohnende Maßlosigkeit.

    1. Moin Sly! Danke erst einmal für deine Nachricht. Definitiv ist die Maßlosigkeit ein Problem. Doch man muss sich auch die Frage stellen, ob überhaupt jemand für die eigenen Mahlzeiten getötet werden muss.

      Tiere in der Wildnis haben diesen moralischen Kompass nicht – und sie haben auch keine Wahl, etwas anderes zu essen. Wir Menschen kaufen unser Fleisch abgepackt in Plastik – und haben Hunderttausende von Alternativen. Wir müssen kein Fleisch essen. Viele tun es aber – und das, obwohl wohl jeder von sich behaupten würde, gegen Tierquälerei zu sein.

      Das ist kognitive Dissonanz. Da ändert auch ein gesünderes Maß nichts daran.

      Viele Grüße
      Christoph

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