Wie kann man leichter nachhaltige Mode erkennen? Wenn du dir den umweltfreundlichen Kleidungskauf etwas einfacher machen möchtest, bist du hier genau richtig! Rund 60 neue Kleidungsstücke kaufen sich deutsche Konsument:innen jedes Jahr im Durchschnitt – eine ganze Menge, findest du nicht?
Besonders kritisch ist dieser Überkonsum aber zu sehen, wenn der Kleiderberg auch noch umweltbelastend oder sogar durch Kinderhände entstanden ist. Leider sieht man Pullovern, Shirts, Kleidern, Hosen, Socken und Hemden oft nicht direkt an, ob sie fair und ökologisch hergestellt wurden.
In diesem Artikel möchte ich dir deshalb wertvolle Tipps und Kriterien an die Hand geben, mit denen du nachhaltige Mode zukünftig wesentlich leichter erkennen kannst. Auf geht's!
1. Auf Zertifizierungen und Siegel achten
Zu den wichtigsten Erkennungsmerkmalen nachhaltiger Kleidung zählen definitiv aussagekräftige Zertifizierungen, deren Logos das Produkt-Etikett oder andere Stellen von angebotenen Pullovern, Shirts, Hosen und weiteren Kleidungsstücken zieren.
Das sind meiner Meinung nach die strengsten und wichtigsten Textillabels:
- IVN Best: Textilwaren mit dieser Zertifizierung unterliegen strengen Produktionsrichtlinien und Kontrollen über den gesamten Herstellungsprozess – von der Rohstofferzeugung bis zur Färbung.
- GOTS: Diese Abkürzung steht für Global Organic Textile Standard und verspricht, dass mindestens 95 Prozent der eingesetzten Fasern aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft oder Tierhaltung stammen.
- OEKO-TEX® MADE IN GREEN: Das Siegel betrachtet die ganze Produktionskette und kennzeichnet Produkte, die durch Einhaltung fairer Arbeitszeiten, Löhne und Arbeitsschutzmaßnahmen, sowie ohne Kinderarbeit entstanden sind.
- Fairtrade Cotton: An diesem Label kannst du fair angebaute und gehandelte Biobaumwoll-Produkte erkennen.
- PETA-Approved Vegan: Das Siegel der Tierschutzorganisation stattet unter anderem Mode aus, die ohne Leder, Pelz, Seide, Wolle oder andere tierische Stoffe auskommt und deshalb vegan ist.
Des Weiteren solltest du dich nach Textilwaren umschauen, die energieeffizient und ressourcenschonend recycelt oder upgecycelt wurden und möglichst aus regionaler Umgebung stammen. Ein geringer Wasser- und Energieverbrauch, Wertschätzung für vorhandene Materialien und kurze Lieferwege sind ebenfalls essentiell für möglichst ökologische Kleidung.
2. Second Hand einkaufen
Kaum etwas ist nachhaltiger, als ein Second-Hand-Kauf – das gilt auch für Mode. Denn für gebrauchte Kleidung werden keine weiteren, natürlichen Ressourcen verbraucht.
Wenn du dir also sehnlichst weniger Aufwand beim Einkauf ökologisch-fairer Klamotten wünschst, sind Second-Hand-Geschäfte, Kleinanzeigen oder Apps wie Kleiderkreisel absolut die besten Anlaufstellen.
3. Unternehmen hinter Fashion-Brands recherchieren
Wirf unbedingt einen Blick auf die Unternehmen, die sich hinter einer von dir favorisierten Modemarke verstecken. Stelle dir selbst die richtigen Fragen, deren Antworten dir bei der genauen Prüfung helfen.
Wie ist ihre Philosophie? Stehen sie für nachhaltige Mode ein? Haben sie sich der Initiative Science Based Targets verschrieben und klare, messbare Ziele gesetzt, um den eigenen CO2-Ausstoß zu minimieren? Und wächst das ökologische Angebot im eigenen Sortiment über die letzten Jahre?
Erst informieren, dann entscheiden, ist die Devise. 🙂
4. Material ansehen, fühlen und Fragen stellen
Ein Blick auf das Produktetikett, mit seinen Siegeln und den ausgewählten Textilstoffen verrät schon eine ganze Menge. Handelt es sich um natürliche und biologisch abbaubare Materialien? Sind schädliche Chemikalien, Kunst- oder Farbstoffe, sowie verarbeitete, tierische Stoffe wie Leder verwendet worden? Dann solltest du aus gesundheitlichen, ethischen und ökologischen Gründen Abstand von einem Kauf nehmen.
Doch durchs Fühlen und Nachfragen beim Verkaufspersonal kannst du jedoch noch viel mehr erfahren.
So lassen sich zum Beispiel Echtpelz und Kunstpelz unterscheiden, indem du den Pelz auseinanderziehst oder anpustest. Echtpelz hat kein Stoffstück am „Haaransatz“ und weht eher leicht und wild im Wind, während Kunstpelz starr bleibt. Da es aber keine absolute Garantie gibt und ich die Akzeptanz für Pelz nicht fördern will, verzichte ich aus tierethischen Gründen aber ganz auf Pelzkleidung.
Tipp: Warum ich als Veganer auf Leder verzichte, erfährst du übrigens ausführlich im verlinkten Beitrag.
5. Auf Preis und Herkunft achten
Durch einen nachhaltigen Lebensstil kann man bares Geld sparen – das ist auch beim Modekauf nicht anders. Allerdings amortisiert sich die Investition in nachhaltige und langlebige Kleidung erst über die Zeit. Denn echte Qualität aus fairem und ökologischem Handel ist seinen höheren Preis wert.
Oder glaubst du, dass ein Shirt für 4,99 Euro fair produziert wurde und dir lange seine Dienste erweist? Auf keinen Fall. Es bleicht schnell aus und verzieht sich. Nachhaltige Mode kannst du an etwas höheren aber gerechtfertigten Preisen, sowie auch an deutlich längeren Lebenszyklen erkennen.
In Kombination mit fehlenden Fairtrade-Siegeln gibt schlussendlich auch das Herkunftsland eine wichtige Auskunft über den Ursprung des jeweiligen Kleidungsstückes. Stammt die Kleidung aus süd- und ostasiatischen Niedriglohnländern, ist die Tendenz groß, dass sie zu menschenunwürdigen Bedingungen entstanden ist.
6. Mode-Suchmaschine nutzen
Wenn du lieber online shoppen möchtest, kannst du auch die umweltfreundliche Suchmaschine deiner Wahl oder sogar spezielle Mode-Suchmaschinen verwenden. Sie durchsuchen für dich eine Vielzahl von Angeboten in Online-Stores. Du kannst einfach Suchbegriffe wie „vegane Schuhe“ oder „nachhaltiger Pullover“ eingeben und wirst sofort fündig.
Ich rate dir aber dennoch dazu, immer noch einmal zu prüfen, aus welchen Gründen das jeweilige Kleidungsstück als „nachhaltig“ deklariert wurde.
Tipp: Weißt du eigentlich, wie man grundsätzlich möglichst nachhaltig online shoppen kann? Im verlinkten Artikel erhältst du jedenfalls eine Vielzahl von hilfreichen Ratschlägen dazu.
7. Merkmale für Greenwashing bewusst machen
Viele Modemarken rücken sich per Greenwashing hungerechtfertigterweise ins „grüne Licht“. Zum Beispiel, indem sie durch gezielte Marketing-Kampagnen über scheinbar nachhaltige Maßnahmen darüber hinwegtäuschen, dass ihre Fabriken Flüsse verpesten oder dass beim Anbau ihrer Baumwolle Menschen durch Pestizide und den Einsatz anderer Giftstoffe erkranken.
Begriffe wie „nachhaltig“, „regional“ oder „kontrolliert“ sind zudem relativ unklare und auch nicht gesetzlich geschützte Begriffe. Sie können einfach ohne Einwände genutzt werden. Sei dir dessen bewusst.
Ausdrücke wie „biologisch“ oder „ökologisch“ sind hingegen geschützt und helfen dir dabei, Greenwashing von tatsächlich nachhaltiger Mode zu unterscheiden.
8. Bei grünen Shops und Modemarken einkaufen
Eine garantierte Anlaufstelle für möglichst umwelt- und sozialverträgliche Kleidung hast du auch bei den Brands und Shops, die eine grüne Philosophie ohne Abstriche verfolgen und ihre gesamte Corporate Social Responsibility (CSR) auf Nachhaltigkeit ausgerichtet haben.
Das erkennst du zum Beispiel daran, dass sie sich für faire Arbeitsbedingungen in der Lieferkette verpflichten, soziale Projekte fördern oder ausschließlich zertifizierte, biologische und tierleidsfreie Stoffe verwenden.
Im Laufe der Zeit kennst du dann die nachhaltigen Modemarken, deren Kleidung dir sehr gut gefällt, wodurch es dir einfacher fallen wird, schnell faire und ökologisch hergestellte Klamotten zu finden.
Nachhaltige Mode erkennen, leicht gemacht!
Viele Menschen sind bereit, nachhaltiger zu konsumieren, aber glauben dennoch, dass dieses Vorhaben ziemlich schwierig umzusetzen ist. Dies gilt vor allem für den Kleidungskauf.
Dabei braucht es eigentlich nur einige wenige Tricks, Informationen und Anlaufstellen. Nach diesem Artikel kennst du diese nun und weißt, worauf beim fairen Modekauf zu achten ist.
Und noch etwas: Grundsätzlich solltest du natürlich nur die Kleidungsstücke kaufen, die du wirklich brauchst und an denen du wirklich lange Spaß haben wirst. Lass dich nicht von Emotionen leiten, denn reiner Konsum macht nicht glücklich.
Verinnerliche stattdessen die wertschätzenden Ansichten der sogenannten Slow Fashion. Denn genauso spannend kann es sein, wenige aber gut kombinierbare Gebrauchtwaren zu kaufen, sich Kleidungsstücke auszuleihen oder sie zu reparieren. So lässt sich Mode möglichst lange nutzen.
„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“
Mahatma Gandhi (mehr unter Umweltschutz Zitate)
Hast du Fragen, Anregungen oder kennst du weitere Merkmale, an denen man nachhaltige Mode erkennen kann? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.
Bleib nachhaltig,
PS: Informiere dich im nächsten Beitrag auch unbedingt über die Machenschaften und Folgen der sogenannten Fast Fashion Industrie. Du wirst einen echten Motivationsschub für einen bewussteren Umgang mit deiner Kleidung bekommen, versprochen!