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Werkzeuge in der Massentierhaltung

Werkzeuge der Massentierhaltung – 14 Instrumente, mit denen Tiere an die Industrie angepasst werden

Du willst mehr über die Werkzeuge der Massentierhaltung wissen? Dann bist du hier an der richtigen Adresse. Damit die Tiere in der „modernen Tierhaltung“ spuren und am Ende ein möglichst großer Ertrag herausspringt, setzen die Betreiber der Einrichtungen auf bestimmte Werkzeuge und Hilfsmittel. Diese helfen ihnen dabei, Tiere wie Kühe, Schweine und Hühner an das Zuchtsystem anzupassen.

In diesem Artikel möchte ich dir jetzt kurz und knapp die Geräte und Instrumente vorstellen, die zur standardmäßigen Ausstattung der landwirtschaftlichen Tierhaltung zählen. Auf geht's!

Vorab findest du hier wie immer eine kurze Übersicht über den Artikel:

  1. Enthorner
  2. Saugentwöhner
  3. Viehtreiber
  4. Schnabelkürzungszange
  5. Ohrenmarkenzange
  6. Kastrationszange
  7. Füllschlauch
  8. Schwanzkupierer
  9. Zahnschleifer
  10. Elektroejakulator-Set
  11. Nasenringzange
  12. Injektionsspritze
  13. Drahtbürste
  14. Bolzenschussgerät

Hinweis: Dieser Beitrag stellt lediglich die erlaubten, offiziellen Werkzeuge der Massentierhaltung dar und soll der Aufklärung über die Hintergründe der Industrie dienen. Die Bildrechte trägt der Fotograf Timo Stammberger.

1. Enthorner

Ob Enthorner, Enthornungsgerät, Lötkolben oder Elektroenthorner – die genaue Bezeichnung ist nebensächlich. Mit diesem mehrere hundert Grad heißen Werkzeug zerstören Tierzüchter das Horn bzw. den Hornansatz von Rindern und Kälbchen, damit die Tiere auf engstem Raum gehalten werden können, ohne sich zu verletzten. Denn je enger, desto profitabler.

Der Brennstab verödet schlussendlich die Nerven- und Blutbahnen des Horns. Dieses Vorgehen ist unter laut Tierschutzgesetz unter Verabreichung von Schmerzmitteln grundsätzlich und bei Kälbern im Alter von unter sechs Wochen sogar betäubungsfrei erlaubt.

2. Saugentwöhner

Vielleicht hast du schon einmal Kühe oder Kälber mit einem Nasenring mit Stacheln gesehen? Diesen nennt man Saugentwöhner. Eigentlich werden die Kälbchen ja bereits nach 1-2 Tagen von ihren Müttern getrennt, damit sie die Muttermilch, die natürlich profitabel an uns Konsumenten verkauft werden soll, nicht wegtrinken. Doch der zackige Ring hält die Jungtiere auch später davon ab, die Milch anderer Rinder zu trinken, da diese entweder beim Saugversuch durch die nach außen gerichteten Metallzacken gestochen werden und reflexartig ausweichen.

3. Viehtreiber

Dieses Werkzeug der Massentierhaltung erklärt sich im Grunde von selbst. Mit Stromschlägen von etwa 6.000 Volt treibt man die Tiere wie Kühe oder Schweine, die nicht weitergehen wollen, voran. Der Elektroschocker darf eigentlich nur an bestimmten Körperstellen eingesetzt werden – allerdings wird diese Regelung in der Praxis oft nicht ernst genommen. Schlussendlich treibt man die Tiere damit auch im Schlachthaus in Richtung ihres sicheren Todes.

4. Schnabelkürzungszange

Mit dieser Zange wird die sehr empfindliche Schnabelspitze von Hühnern gekürzt. In der Massentierhaltung mit wenigen Quadratzentimetern Platz, zwischen unzähligen Artgenossen in dunklen Hallen entwickelt die Tiere oft Verhaltensstörungen, sodass sie sich gegenseitig verletzten. Mithilfe der Schnabelkürzungszange sollen diese Verletzungen verhindert werden.

5. Ohrenmarkenzange

Industrielle Agrarunternehmer geben ihren Tieren keine Namen, sondern Nummern. Um die zur Identifikation dienenden Marken an den (vor allem jungen) Kühen, Ferkeln oder Lämmern zu befestigen, sticht man ihnen mit einer Ohrenmarkenzange ohne Betäubung ein Loch ins Ohr. In der Folge kann es zu Entzündungen kommen. Eine weitere Gefahr besteht durch das spätere Herausreißen der Marke.

6. Kastrationszange

In der Zucht kastriert man die männlichen Tiere, die über weniger gutes Erbmaterial verfügen. Des Weiteren dient die Kastration mit dem sogenannten Emaskulator dazu, etwas wilderen und aufbrausenderen Tieren Einhalt zu gebieten. Der Begriff der Kastration klingt vielleicht weniger grausam, als er tatsächlich ist. Mithilfe der Kastrationszange durchtrennt man beispielsweise die Samenstränge von männlichen Schweinen, Ziegen und Schafen – bei jungen Ferkeln ist dies sogar ohne Betäubung erlaubt.

7. Füllschlauch

Ein weiteres Werkzeug der Massentierhaltung ist der sogenannte Füllschlauch. Er wird in der Mast in die Hälse von Gänsen und Enten gedrückt, um Maisbrei und andere kalorienreiche Futtermittel in großen Mengen zwangsfüttern zu können. Die Tiere erreichen so in Rekordgeschwindigkeit das Zehnfache ihres Normalgewichts und können schneller ertragreich als Stopfleber (Foie gras) verkauft werden.

8. Schwanzkupierer

Mit einem Kupiergerät trennt man Ferkeln innerhalb ihrer ersten vier Lebenstage das Ringelschwänzchen ab, da die sensiblen Tiere sich diesen oft in der engen Haltung gegenseitig abbeißen. Dieser Vorgang findet in der landwirtschaftlichen Tierhaltung in aller Regel ohne vorherigen Betäubung statt.

9. Zahnschleifer

Zu den typischen Werkzeugen der Massentierhaltung zählt auch das Zahnschleifgerät, mit dem vor allem jungen Ferkeln die spitzen Zähne glattgeschliffen werden. Das passiert, weil die Tiere ansonsten ihre bewegungsunfähige – weil im engen Kastenstand fixierte – Mutter beim Säugen verletzten könnten. Solche Maßnahmen dienen der wirtschaftlichen Optimierung und haben in der Regel nicht das Wohl des Tieres zur Absicht.

10. Ejakulations-Set

Um Kühe künstlich zu schwängern, muss vorab der Bullensamen „gewonnen“ werden. Dabei hilft ein Elektroejakulator-Set, dass in aller Regel aus einem Tragebehälter, einer Rektalsonde, einer Kontrolleinheit, einem Batterieladegerät, einem Elektrokabel und einem ein Kabel für die Sonde und Gefäße zum Auffangen des Samens besteht. Bei einer Spannung von unter 9 Volt ist in vielen Fällen bereits eine Samenemission erreicht.₁

Tipp: Kühe müssen gemolken werden ist ein gern genutztes Argument zur Rechtfertigung des Konsums von Milchprodukten. Im verlinkten Beitrag erfährst du, warum es nicht logisch ist.

11. Nasenringzange

Einen Bullen mit Nasenring hat wohl jeder schon einmal gesehen. Der ist dort selbstverständlich nicht naturgemäß, sondern wird erst mithilfe einer Nasenringzange, die die Nasenscheidewand des Bullen in der Regel betäubungsfrei durchtrennt und ein Loch für den Ring hinterlässt, möglich.

12. Injektionsspritze

Damit die Tiere auch in nicht artgerechten Haltungsformen möglichst lange gesund bleiben und sich nicht gegenseitig attackieren, spritzt man ihnen mit Injektionsspritzen beispielsweise Hormone, Impfstoffe und Antibiotika. Schlussendlich ist aber auch das Fleisch der Tiere, dass von Menschen verzehrt wird, damit belastet – wodurch es beispielsweise zu Antibiotikaresistenzen und schweren gesundheitlichen Folgen kommen kann.

Tipp: Auch aus diesen Gründen ist eine ausgewogene, rein pflanzliche Ernährungsweise gesund. Im ausführlichen Beitrag erfährst du weitere Gründe.

13. Drahtbürste

Neben dem Elektroschocker werden viele Tiere in der Industrie auch mit Gegenständen wie einer klassischen Drahtbürste vorangetrieben. Die „Soko Tierschutz“ deckte auf, dass manche Betriebe die Drähte dafür sogar in die Genitalien der Tiere stachen.₂ Eine nicht verwunderliche Form der illegalen Tierquälerei in der Massentierhaltung.

14. Bolzenschussgerät

Dieses Werkzeug der Massentierhaltung jagt „Schlachttieren“ einen metallischen Bolzen in den Kopf, um sie zu betäuben. Leider kommt es häufig zu Fehlbetäubungen, sodass die Tiere bei ihrer Schlachtung noch bei vollem Bewusstsein sind.

Hinweis: Es gibt selbstverständlich noch unzählige weitere Gerätschaften, mit denen Tiere wie Kühe, Schweine oder Hühner an die Industrie angepasst werden. Das Kastrationsskalpell, die Spannzange oder der Schlagstempel zum Beispiel. Kennst du auch noch Instrumente aus der Massentierhaltung, die in dieser Liste nicht fehlen dürfen? Dann teile sie gern in den Kommentaren.

Jeder sollte die Werkzeuge der Massentierhaltung kennen

Tötung einer Kuh mit dem Bolzenschussgerät
Eine Kuh kurz vor der Schlachtung / Credits: PETA Deutschland e.V.

Warum sollte jeder die Hilfsmittel und Arbeitsgeräte der Massentierhaltung kennen? Zum einen, um ein besseres Verständnis für die wachsende vegane Bewegung zu bekommen – zum anderen, um zu hinterfragen, ob der vegane Lebensstil sogar nicht selbst besser mit den eigenen, persönlichen Werten zusammen passt. So oder so sollte jeder von uns wissen, was den Lebewesen passiert, die von uns Menschen gegessen werden.

Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel ein Bewusstsein für die Ausstattung und Tätigkeiten eines Agrarbetriebes mit Tierhaltung erzeugen konnte. Das eigentlich gruselige ist, dass diese Werkzeuge grundsätzlich in allen Viehbetrieben eingesetzt werden – in den Schlechten, wie in den Guten.

Hast du Fragen, Anregungen oder anderweitige Erfahrungen mit den Werkzeugen der Massentierhaltung gemacht, die du teilen möchtest? Und was denkst du beim Anblick der gezeigten Geräte? Schreibe mir gerne einen Kommentar.

Bleib‘ tierfreundlich,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS.: Hunde und Katzen bekommen Leckerlis und Kratzbäume, Kühe und Schweine Antibiotika und Elektroschocks. Diese ungleiche Betrachtung von Haus- und Nutztieren nennt man Speziesismus. Im verlinkten Beitrag erfährst du jetzt, was sich dahinter verbirgt.

Quellenangaben:
₁ Christine Lichtner (2010): Samengewinnung am stehenden Bullen ohne Aufsprung unter besonderer Berücksichtigung des Sexualverhaltens und der Samenqualität, abrufbar unter https://d-nb.info/1009624296/34. [23.08.2021].

₂ Henrik Hofmann: Kleiner Schlachthof: Beim Tierschutz mangelt es oft an der richtigen Einstellung / Update (Stand: 12.03.2015), abrufbar unter https://www.wir-sind-tierarzt.de/2015/03/kleiner-schlachthof-hoelle-fuer-tiere. [23.08.2021].

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Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.

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