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Speziesismus - Was ist das?

Speziesismus – Was ist das eigentlich?

Du willst wissen, was Speziesismus ist? Dann bist du hier genau richtig! Die meisten wissen, was Sexismus und Rassismus bedeuten. Diese Formen der Diskriminierung existieren immer noch, werden aber nicht mehr in unserer Gesellschaft geduldet. Sie entsprechen nicht unserer moralischen Werten. Doch von Speziesismus haben bisher vermutlich nur die Wenigsten gehört. Vielleicht weil die Ausbeutung von Tieren für Essen, Unterhaltung, Tierversuche oder Kleidung ein gewöhnlicher und nur selten hinterfragter Bestandteil unserer Gesellschaft ist. Doch sobald man beginnt, darüber nachzudenken, dass wir Menschen uns über die Tiere stellen, nur weil sie anders sind, stellt sich auch da die Moralfrage.

In diesem Artikel möchte dir genau zeigen, was Speziesismus ist. Du erfährst, wie er aus ethischer Sicht zu bewerten ist und wie du Antispeziesismus im Alltag fördern kann.

  1. Definition
  2. Ethik
  3. Antispeziesismus
  4. Schlusswort

Was ist Speziesismus?

Wörterbücher definieren den Speziesismus als „Anschauung, nach der der Mensch allen anderen Arten überlegen und daher berechtigt sei, deren Vertreter nach seinem Gutdünken zu behandeln“. Der Begriff bedeutet also vereinfacht gesagt: wir rechtfertigen die Ungleichbehandlung zweier Individuen (Mensch und Tier) durch eine vermeintlich überlegene Position.

Und da Tiere einer anderen, bestimmten Spezies angehören, glauben wir Menschen, sie unterdrücken zu können. Der Speziesismus ist schlussendlich eine Ideologie, die Gewalttaten gegen Schwächere legitimiert und fördert. Das Gegenteil ist der Antispeziesismus – die Gleichberechtigung von Mensch und Tier.

Speziesismus und Ethik

Speziesismus - Was ist das?
Eine Kuh kurz vor der Schlachtung / Credits: PETA Deutschland e.V.

Unsere ethische Position ist: wir Menschen gehören der intelligenteren, überlegenen Art an und deshalb können wir alle schwächeren Lebewesen auch so behandeln, wie es uns am meisten nützt. Unseren übermäßigen Fleischkonsum rechtfertigen wir beispielsweise mit Argumenten wie „Tiere zu essen ist meine persönliche Entscheidung„. Doch sie ist nicht persönlich, solange ein Opfer involviert ist. Während wir auf unserem Steak kauen oder die Muttermilch einer Kuh trinken, verdrängen wir lediglich, dass jemand anders dafür leiden musste. Tiere sind, wie wir, emotionale Wesen, die Freude, aber auch Ängste und Schmerzen empfinden. Dennoch beuten wir sie für unsere Zwecke aus.

Die Gründe dafür, dass wir tierische Lebensmittel konsumieren, sind in der Regel Geschmack, Tradition, Bequemlichkeit und Gewohnheit. Doch kann man damit wirklich rechtfertigen, was wir den Tieren in der Massentierhaltung die Ringelschwänze abschneiden, die Hörner entfernen, die Zähne abschleifen, die Schnäbel kürzen, dass wir sie künstlich schwängern und sogar schon bei ihrer Geburt das Todesdatum festlegen? Ein Datum, an dem wir ihnen sie mit einem Bolzenschussgerät betäuben, sie in einer Gaskammer vergasen oder sie mit dem Kopf durch ein Elektrobad ziehen, bevor wir ihnen die Kehle durchtrennen? Nicht davon würden wir unseren ärgsten menschlichen Feinden wünschen. Wir empfinden sogar Ekel und keinen Hunger, wenn wir eine Dokumentation über die Massentierhaltung sehen. Dennoch tun wir unschuldigen Tieren diese Qualen für unseren Vorteil an, obwohl wir es nicht tun müssten. Genau das ist die Diskriminierung bestimmter Tiere – der Speziezismus.

Kann man Tiere lieben und sie essen?

Doch wir diskriminieren nicht alle Tierarten. Manche Tiere mögen wir zum Kuscheln, die andere auf dem Teller – je nachdem, wie wir erzogen wurden und wonach uns gerade ist. Diese Idee, dass wir uns um einige Tiere kümmern und um andere wiederum nicht kümmern sollten, ist die erste Form der Diskriminierung, die wir als Menschen beigebracht bekommen. Es ist eine soziale Ungerechtigkeit, die bisher immer noch ein fester und allgemein akzeptierter Bestandteil unserer Gesellschaft ist.

Wenn man uns danach fragt, würden die meisten von uns wohl behaupten, alle Tiere zu lieben. Doch ist es ein Akt der Liebe, wenn wir jemand anderen dafür bezahlen, einer Kuh die Kehle durchzutrennen oder sie gegen ihren Willen zu vergewaltigen und zu schwängern, damit sie weiter Kuhmilch für unseren persönlichen Geschmack produziert? Diese Frage würde hingegen wohl jeder vernünftige Mensch mit NEIN beantworten. Wer trotzdem tierische Produkte konsumiert, handelt demnach also nicht im Einklang mit seinen moralischen Wertvorstellungen. Und es in Deutschland gesellschaftlich akzeptiert wäre, Hunde und Katzen zu essen, würde man das vielleicht auch tun.

Tipp: In einem separaten Beitrag habe ich den Widerspruch „Tiere lieben aber Fleisch essen“ noch einmal genauer beleuchtet!

Wie wir den Antispeziesismus fördern können

Veganismus und Speziesismus

So wie es auch den Antisexismus und den Antirassismus gibt, hat sich mittlerweile auch der Begriff des Antispeziesismus etabliert. Er meint ganz einfach die soziale Gerechtigkeit für Tiere und will genau die Denkstrukturen angreifen, die Tieren ein minderwertige Bedeutung aufzwängen, wodurch sie für jegliche Ausnutzung und Vernichtung durch den Menschen freigegeben werden.

Du hast, wie ich früher auch, speziesistisches Gedankengut? Dann versetze dich einfach in die Lage eines fühlenden, unschuldigen Tieres. Tauche beispielsweise in die Gedankenwelt einer Milchkuh ein, die künstlich geschwängert und der ihr Kälbchen innerhalb von 48 Stunden nach der Geburt entrissen wird. Sie erlebt diesen Prozess einige Male, bevor sie vor Erschöpfung keine Milch mehr gibt und nach wenigen Jahren geschlachtet wird, obwohl sie durchaus 25 Jahre alt werden könnte. Ist das ein Leben, dass du selbst gerne leben möchtest? Falls nicht: warum bezahlst du dann dafür, dass es jemand anders ertragen muss? Dass ich keine logische Antwort auf diese Frage hatte, war für mich einer der wesentliche Gründe dafür, vegan zu werden.

Mache dir bewusst, dass Tiere keine Gegenstände sind. Es liegt kein Steak, kein Schnitzel und auch kein Fleisch auf deinem Teller – es ist der Körperteil eines anderen Lebewesens. Wir dürfen diese Verknüpfung nicht verlieren. Dafür müssen wir uns absolut bewusst machen, dass Tiere fühlende Lebewesen mit eigenen Wünschen, Träumen, Ängsten und Vorlieben sind – genau wie wir Menschen auch. Indem du das Bewusstsein dafür bei anderen Menschen weckst, kannst du wesentlich zur antispeziesistischen Aufklärung unserer Gesellschaft beitragen.

Tipp: Im Beitrag Tieren helfen im Alltag erhältst du jede Menge Inspiration, um noch antispeziesistischer zu leben.

Speziesismus – Der Rassismus gegenüber anderen Lebewesen

Wir Menschen stellen uns über die Tiere, weil wir die Technologien dafür haben. Doch nur weil wir diese Macht besitzen, ist es nicht automatisch moralisch vertretbar, sie auch auszunutzen. Mal angenommen, ich hätte heute als erster Mensch die „geniale Idee“, Tiere für unseren Geschmack auszubeuten, ihr Fleisch und ihre Eier zu essen und ihre Milch zu trinken. Dann würden die meisten Menschen mit Abscheu reagieren. Doch da sich genau diese Dinge seit einer Ewigkeit zu unseren festen Gewohnheiten und Bräuchen entwickelt haben, ist die Ausbeutung von Tieren und der damit verbundene Speziesismus heute Realität.

Wir müssen diesem Missstand entgegenwirken. Soziale Gerechtigkeit muss auch für Tiere gelten, da sie genauso wie wir, fühlende Individuen sind, die niemanden etwas Böses getan haben. Der Antispeziesismus birgt auch für unser Zusammenleben untereinander ein enormes, psychologisches Potential: denn wenn wir nicht einmal mehr Tieren etwas antun – wie schwer wird es uns fallen, anderen Menschen etwas anzutun?

Bleib‘ fair und respektvoll, allen fühlenden Lebewesen gegenüber.

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS.: Ich hoffe, dass dir dieser Artikel weiterhelfen konnte. Im Wissensblog findest du noch viele weitere, lehrreiche Beiträge! Unter Massentourismus erfährst du beispielsweise, inwiefern der massenhafte Andrang von Urlaubern Tiere, Umwelt und andere Menschen belastet.

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Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.

2 Gedanken zu „Speziesismus – Was ist das eigentlich?“

  1. Hallo Christoph,
    vielen Dank für diesen großartigen Artikel. Du hast hier alles wunderbar auf den Punkt gebracht. Es ist einfach nur erschreckend dass es auf unserer Welt eine Selbstverständlichkeit ist dass sich der Mensch über alle anderen stellt und dadurch jedes andere Individuum nur noch verlieren kann. Ich habe selbst auch jahrelang vieles einfach nicht hinterfragt, mir gar keine Gedanken dazu gemacht. Zum Glück tue ich das inzwischen. Im Nachhinein bin ich darüber erschrocken wie „natürlich“ und normal ich tierische Produkte wahrgenommen habe. Wir leben in einer absolut verblendeten Welt. Ich hoffe dass noch viel mehr Menschen aufwachen und ihr handeln hinterfragen werden.

    1. Hey Lisa! Danke für dein Feedback. Ja, es ist schon verrückt, dass wir diese Dinge nie hinterfragt haben. Aber jetzt wo wir es besser wissen, müssen wir es auch besser machen – und unsere Werte wieder mit unserem Handeln in Einklang bringen.
      Viele Grüße,
      Christoph

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