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Tierversuche - Definition, Vorteile, Nachteile und Alternativen

Tierversuche – Vor- und Nachteile, Alternativen und was jeder dagegen tun kann

Was sind eigentlich Tierversuche und warum stehen sie so in der Kritik? Wenn du mehr über Versuche mit Tieren wissen willst, bist du hier genau richtig. Ein Fakt vorab: Im Jahr 2018 wurden allein in Deutschland 2.825.066 Tiere für wissenschaftliche Zwecken verwendet. In den Tierversuchen wurden 686.352 Tiere getötet.₁ Angesichts solcher Zahlen ist es mehr als an der Zeit, den Sinn und Zweck von Tierversuchen zu hinterfragen.

In diesem Artikel erfährst du deshalb alles Wissenswerte über Tierversuche. Von der Definition, über Statistiken, Vorteile, Nachteile und Alternativen – bis hin zu den Dingen, die du im Alltag zur Verhinderung von Tierversuchen umsetzen kannst. Auf geht's!

  1. Definition
  2. Fakten
  3. Pro & Contra
  4. Alternativen
  5. Was tun?
  6. Schlusswort

Was sind Tierversuche überhaupt?

Der Duden beschreibt einen Tierversuch als „wissenschaftliches Experiment an oder mit lebenden Tieren“. Die Tiere, die dafür verwendet werden, bezeichnet man allgemein als Versuchstiere. Ein Tierversuch zielt grundsätzlich darauf ab, neue Erkenntnisse in der Grundlagenforschung sowie in der Erforschung und Entwicklung neuer medizinischer Therapiemöglichkeiten zu gewinnen.

Tierversuche laut Gesetz

Der §7 Tierschutzgesetz regelt die Definition und die Vorschriften für Tierversuche in Deutschland. Unter anderem ist in Absatz 2 folgender Wortlaut zu entnehmen:

§7 (2) Tierschutzgesetz: Tierversuche im Sinne dieses Gesetzes sind Eingriffe oder Behandlungen zu Versuchszwecken 

  1. an Tieren, wenn sie mit Schmerzen, Leiden oder Schäden für diese Tiere verbunden sein können
  2. an Tieren, die dazu führen können, dass Tiere geboren werden oder schlüpfen, die Schmerzen, Leiden oder Schäden erleiden, oder
  3. am Erbgut von Tieren, wenn sie mit Schmerzen, Leiden oder Schäden für die erbgutveränderten Tiere oder deren Trägertiere verbunden sein können.

Den gesamten Paragraphen kannst du dir hier ansehen.

Hinweis: Das Tierschutzgesetz regelt übrigens auch, dass niemand einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen darf – für Tierversuche gilt das allerdings nicht. Selbst dann nicht, wenn sie nur der Befriedigung wissenschaftlicher Neugierde dienen. 

Welche Tiere werden vorwiegend für Tierversuche genutzt?

Es ist wirklich schwierig eine Tierart zu finden, die nicht für Tierversuche missbraucht wird. Hier habe ich dir eine kleine Beispiel-Liste zusammengestellt und falls bekannt, auch eine aussagekräftige Statistik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft₁ ergänzt:

  • Mäuse (2018 in Deutschland: 1.539.575 Tiere)
  • Ratten (2018 in Deutschland: 222.811 Tiere)
  • Kaninchen (2018 in Deutschland: 85.193 Tiere)
  • Vögel (2018 in Deutschland: 30.393 Tiere)
  • Fische (2018 in Deutschland: 192.040 Tiere)
  • Katzen (2018 in Deutschland: 765 Tiere)
  • Hunde (2018 in Deutschland: 3.979 Tiere)
  • Affen (2018 in Deutschland: 3.288 Tiere)
  • Meerschweinchen
  • Schweine
  • Rinder

Viele Tiere werden sogar ausschließlich für Forschungszwecke gezüchtet.

Fallen dir weitere Tierarten ein? Dann schreibe mir gerne einen Kommentar mit deinem Hinweis.

6 Fakten über Tierversuche

Um ein gutes Gefühl für die Thematik zu bekommen, können Statistiken und Fakten über Tierversuche weiterhelfen. Passend dazu kannst du dir anhand der folgenden Daten einen Überblick verschaffen:

  1. Weltweit sterben jährlich mehr als 115 Millionen Tiere in Tierversuchen.₃
  2. Jährlich sterben 58.000 Menschen an tierversuchserprobten Medikamenten.₄
  3. Nur wenige Tierversuche sind auf den Menschen übertragbar. Ratten vertragen zum Beispiel 300 Mal mehr Asbest, bevor sie Krebs entwickeln. Und Mäuse benötigen etwa eine Million Bakterien mehr als der Mensch, bevor es zu einer Blutvergiftung kommt.₅
  4. Rund 3 Millionen Tiere leiden und sterben jedes Jahr allein in Deutschland in Tierversuchen. Die Dunkelziffer liegt sogar bei 7,5 Millionen Tieren.₆
  5. Etwa 95 Prozent der nach Tierversuchen für den Mensch als wirksam und ungefährlich geltenden Medikamente fallen durch klinische Studien und erhalten keine Marktzulassung. Von den zugelassenen Medikamenten werden 20 – 50 Prozent später vom Markt genommen oder mit Warnhinweisen ausgestattet.₇
  6. Jährlich werden 2,1 Milliarden Euro aus Steuergeldern allein für Tierversuche mit Mäusen zur Verfügung gestellt.₅ Die tierversuchsfreie Forschung wird lediglich mit 4-5 Millionen Euro gefördert.₈

Tierversuche – Pro und Contra

Affen bei Tierversuchen
Affen bei Tierversuchen in den USA / © Bildquelle: PETA Deutschland e.V.

Jetzt geht's ans Eingemachte! Um beurteilen zu können, ob Tierversuche noch zeitgemäß und überhaupt sinnvoll sind, sollten wir uns mit den Gründen für und den Argumenten gegen Tierversuche beschäftigen. Diese habe ich dir im Folgenden zusammengestellt.

Was sind die Vorteile von Tierversuchen?

Natürlich haben die Experimente mit Tieren auch einige Gründe, die ich dir hier vorstelle:

  • Menschenleben: Auch wenn viele Tierversuche „umsonst“ durchgeführt werden, können manche Krankheiten (wie z.B. Krebs oder Tuberkulose) nur durch die Erkenntnisse aus Tierversuchen erfolgreich behandelt werden.
  • Interesse an Wohl der Tiere: Es ist im Sinne der Wissenschaft, dass es den Versuchstieren gut geht und sie sich möglichst normal verhalten. Ansonsten könnten sich die Ergebnisse verfälschen.
  • Fragliche Alternativen: Die Wissenschaft kann bei den zur Verfügung stehenden Alternativen nicht die Wirkung auf alle Organe eines Organismus beurteilen.

Tierversuchs-Befürworter nennen zudem auch gerne den Vergleich mit der Massentierhaltung, in der allein in Deutschland jedes Jahr 750 Millionen Kühe, Schweine, Hühner und andere Nutztiere getötet werden.₉ Dagegen wirkt die Zahl von etwa 3 Millionen Versuchstieren eher gering.

Was sind die Nachteile von Tierversuchen?

Aber auch die Gegner von Tierversuchen führen klare Nachteile an, von denen ich dir hier einige Beispiele zusammengestellt habe:

  • Übertragbarkeit: Stoffwechselvorgänge und das Immunsystem von Versuchstieren wie Mäusen und Menschen unterscheiden sich, sodass die Übertragbarkeit auf uns Menschen – je nach Experiment – gar nicht gegeben ist. So können Medikamente theoretisch bei Menschen funktionieren, die aufgrund von Tierversuchen abgelehnt wurden – und umgekehrt.
  • Ethik: Da Tiere seelische und physische Schmerzen empfinden und wir Menschen eine Verantwortung für das Wohl von Tieren haben, sind Tierversuche moralisch nicht zu rechtfertigen. Denn Versuchstiere werden bewusst gequält und krank gemacht.
  • Medizinische Relevanz: Die meisten Tierversuche dienen der Grundlagenforschung. Für die entsprechenden Versuche an Tieren besteht dabei meist gar nicht die medizinische Notwendigkeit.

Auch der Fakt, dass es bereits einige Alternativen für Tierversuche bereitstehen, stellt den Sinn der Experimente mit Versuchstieren zusätzlich in Frage.

Fallen dir weitere Argumente für oder gegen Tierversuche ein? Dann schreibe mir einfach wieder einen Kommentar unter diesen Beitrag.

Wissenschaftliche Alternativen für Tierversuche

Wenn wir sie schon ansprechen, sollten wir auch noch einen Blick auf die Alternativen für Tierversuche werden. Hier sind drei vielversprechende Möglichkeiten:

  • In-Vitro-Tests: Bei dieser Alternative wird einfach menschliches Gewebe oder Abbildungen davon verwendet, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Forscher können dabei eine Vielzahl von Gewebemodellen zurückgreifen. Diese Versuche sind aussagekräftiger und schaden niemandem.
  • In-Silico-Verfahren: Die computerbasierte Forschung ist schon sehr weit und kann Vorgänge und Krankheiten virtuell simulieren. Es gibt sogar täuschend echte Simulatoren menschlicher Patienten.
  • Freiwilligenstudien: Mit niedrigen Dosierungen können Experimente auch an menschlichen Probanden durchgeführt werden. Dabei wird die Wirkung eines Medikaments im Körper bis ins kleinste Details überwacht.

Tierversuche stoppen – was jeder dagegen tun kann

Tierversuche an einer Katze
Hier wird ein Tierversuch mit einer Elektrode an einer Katze vorgenommen / © PETA Deutschland e.V.

Neben ständig weiterentwickelten Alternativen, kannst du aber auch in deinem Alltag dazu beitragen, dass immer weniger Versuchstiere missbraucht oder getötet werden. Dazu gebe ich dir hier noch einige Tipps mit an die Hand.

Petitionen unterschreiben, teilen oder starten

Wenn du etwas gegen Tierversuche tun möchtest, kannst Online-Petitionen starten oder unterstützen. So wirkst du einem bestimmten Missstand wie „Tierversuchen an Nerzen für die Herstellung künstlicher Wimpern“ oder einfach dem Bau neuer Tierversuchslabore entgegen. Gerade durch das Unterzeichnen und Teilen von Petitionen lässt sich eine unglaubliche Veränderungswirkung erzielen.

Eine Übersicht über aktuelle Petitionen gegen Tierversuche findest du bei PETA.

Tierversuchsfreie Produkte bevorzugen

Dein Einkaufsbeleg ist dein Stimmzettel für die Produkte, die du dir für die Zukunft wünschst. Deshalb solltest du gezielt Produkte, für die Versuchstiere zum Einsatz kamen, umgehen. Achte dafür auf die unterschiedlichen Label, wie „Leaping Bunny“, die „Veganblume“ oder „Hase mit schützender Hand“.

Hier noch zwei Tipps:

  • Kaufe nur Kosmetika von Herstellern, die weltweit auf Tierversuche verzichten. (Naturkosmetik-Siegel + Tierversuchsfrei-Label beachten)
  • Bevorzuge tierversuchsfreie Tiernahrung für deine Haustiere.(Tierversuchsfrei-Label beachten)

Werde aktiv

Neben Petitionen und dem Konsumverzicht kannst du aber im Kampf gegen die Vielzahl an Tierversuchen auch selbst Hand anlegen. Hier sind einige Ideen und Vorschläge:

  • Wende dich an ihre Hersteller, wenn du einen Verbesserungsvorschlag hast. (siehe Produkte verändern)
  • Gründe eine Aktionsgruppe.
  • Suche das Gespräch mit Behörden.
  • Wende dich mit Leserbriefen an Medien.
  • Frage in der Schule nach, ob das Thema behandelt werden kann.

Wenn man Veränderungen im Leben erzielen will, ist aber das Wichtigste, stetig am Ball zu bleiben.

Fallen dir weitere Tipps ein, wie du Tieren im Alltag helfen und Tierversuche stoppen kannst? Dann schreibe mir einfach einen Kommentar.

Die Zahl der Versuchstiere muss zurückgehen

Jedes Jahr werden auf der ganzen Welt Milliarden von Tieren in Tierversuchen gequält und getötet. Steht dieser Fakt an sich noch für eine zeitgemäße Praxis? Ich denke nicht. Da Tierversuche in mancher Hinsicht zwar noch nützlich erscheinen, aber in den meisten Fällen überflüssig sind, sollte die Zahl der Tierversuche zumindest rückläufig sein. Doch das ist sie nicht. Deshalb sollte jeder in seinem Alltag dazu beitragen, Tierversuchen den Kampf anzusagen.

Hast du Fragen zum Artikel über Tierversuche oder eigene Ideen rund um das Thema, die du teilen möchtest? Dann schreibe mir wie immer gern einen Kommentar.

Bleib‘ tierfreundlich,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS.: Wirf gerne einen Blick mehr in den Tierschutz Blog. Dort kannst du dir zum Beispiel eine Meinung darüber bilden, ob Zoos noch zeitgemäß sind.

Quellenangaben:
₁,₂ Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL 2018): Verwendung von Versuchstieren im Jahr 2018, abrufbar unter https://t1p.de/cnvi. [07.04.2020].

₃ animal-fair; Verein für Fairness gegenüber Tieren: Tierversuche – Zahlen, Daten, Fakten, abrufbar unter https://t1p.de/nmms. [07.04.2020].

₄,₅,₆,₇ Ärzte gegen Tierversuche e.V.: Fakten über Tierversuche, abrufbar unter https://t1p.de/o66a. [07.04.2020].

₈ Ärzte gegen Tierversuche e.V.: Was kosten Tierversuche?, abrufbar unter https://t1p.de/vhqr. [07.04.2020].

₉ Albert Schweitzer Stiftung: Massentierhaltung (Stand 2017), abrufbar unter https://t1p.de/701q. [14.01.2020].

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Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.

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