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Werkzeuge der Massentierhaltung – 14 Instrumente, mit denen Tiere an die Industrie angepasst werden

Werkzeuge in der Massentierhaltung

Du willst mehr über die Werkzeuge der Massentierhaltung wissen? Dann bist du hier an der richtigen Adresse. Damit die Tiere in der „modernen Tierhaltung“ spuren und am Ende ein möglichst großer Ertrag herausspringt, setzen die Betreiber:innen der Einrichtungen auf bestimmte Werkzeuge und Hilfsmittel.

Diese helfen ihnen, Tiere wie Kühe, Schweine und Hühner an das Zuchtsystem anzupassen. Für die Tiere selbst sind sie leider alles andere als eine Hilfe.

In diesem Artikel möchte ich dir jetzt kurz und knapp die Geräte und Instrumente vorstellen, die zur standardmäßigen Ausstattung der landwirtschaftlichen Tierhaltung zählen. Auf geht's!

Hinweis: Dieser Beitrag stellt lediglich die offiziell erlaubten Werkzeuge der Massentierhaltung dar und soll der Aufklärung über die Hintergründe der Industrie dienen. Bildrechte trägt der Fotograf Timo Stammberger.

1. Enthorner

Ob Enthorner, Enthornungsgerät, Lötkolben oder Elektroenthorner – die genaue Bezeichnung ist nebensächlich. Mit diesem mehrere hundert Grad heißen Werkzeug zerstören Tierzüchter das Horn bzw. den Hornansatz von Rindern und Kälbchen, damit die Tiere auf engstem Raum gehalten werden können, ohne sich zu verletzen. Denn je enger, desto profitabler.

Der Brennstab verödet letztendlich die Nerven- und Blutbahnen des Horns. Dieses Vorgehen ist laut Tierschutzgesetz unter Verabreichung von Schmerzmitteln grundsätzlich und bei Kälbern im Alter von unter sechs Wochen sogar betäubungsfrei erlaubt.

2. Saugentwöhner

Vielleicht hast du schon einmal Kühe oder Kälber mit einem Nasenring mit Stacheln gesehen? Diesen nennt man Saugentwöhner.

Eigentlich werden die Kälbchen ja bereits nach 1-2 Tagen von ihren Müttern getrennt, damit sie die Muttermilch, die natürlich profitabel an uns Konsumenten verkauft werden soll, nicht wegtrinken.

Doch der zackige Ring hält die Jungtiere auch später davon ab, die Milch anderer Rinder zu trinken, da diese beim Saugversuch durch die nach außen gerichteten Metallzacken gestochen werden und reflexartig ausweichen.

3. Viehtreiber

Dieses Werkzeug der Massentierhaltung erklärt sich im Grunde selbst. Mit Stromschlägen von etwa 6.000 Volt treibt man Tiere wie Kühe oder Schweine voran, wenn sie nicht weitergehen wollen.

Der Elektroschocker darf eigentlich nur an bestimmten Körperstellen eingesetzt werden – allerdings wird diese Regelung in der Praxis oft nicht ernst genommen. Letztendlich treibt man die Tiere damit auch im Schlachthaus in Richtung des sicheren Todes.

4. Schnabelkürzungszange

Mit dieser Zange wird die sehr empfindliche Schnabelspitze von Hühnern gekürzt. In der industriellen Tierhaltung mit wenigen Quadratzentimetern Platz zwischen unzähligen Artgenossen in dunklen Hallen entwickelt die Tiere oft Verhaltensstörungen, sodass sie sich gegenseitig verletzten.

Mithilfe der Schnabelkürzungszange sollen diese Verletzungen verhindert werden. Dabei wird nur leider gern vergessen, dass das Schnabelkürzen selbst natürlich auch eine Verletzung ist.

5. Ohrenmarkenzange

Industrielle Agrarunternehmer:innen geben ihren Tieren keine Namen, sondern Nummern. Um die zur Identifikation dienenden Marken an den (vor allem jungen) Kühen, Ferkeln oder Lämmern zu befestigen, sticht man ihnen mit einer Ohrenmarkenzange ohne Betäubung ein Loch ins Ohr.

In der Folge kann es zu Entzündungen kommen. Eine weitere Gefahr besteht durch das spätere Herausreißen der Marke.

6. Kastrationszange

In der Zucht kastriert man die männlichen Tiere, die über weniger gutes Erbmaterial verfügen. Des Weiteren dient die Kastration mit dem sogenannten Emaskulator dazu, etwas wilderen und aufbrausenderen Tieren Einhalt zu gebieten.

Der Begriff der Kastration klingt weniger grausam, als er tatsächlich ist. Mithilfe der Kastrationszange durchtrennt man beispielsweise die Samenstränge von männlichen Schweinen, Ziegen und Schafen. Bei jungen Ferkeln ist dies sogar ohne Betäubung zulässig.

7. Füllschlauch

Ein weiteres Werkzeug der Massentierhaltung ist der sogenannte Füllschlauch, der oft auch Stopfschlauch genannt wird. Er wird in der Mast in die Hälse von Gänsen und Enten gedrückt, um Maisbrei und andere kalorienreiche Futtermittel in großen Mengen zwangsfüttern zu können.

Die Tiere erreichen so in Rekordgeschwindigkeit das Zehnfache ihres Normalgewichts und können schneller als Stopfleber (Foie gras) verkauft werden.

Hinterfragt: Irgendwie weird, das wir Tieren so etwas antun, oder? Wenn du etwas dagegen tun willst, ist sind vegane Mahlzeiten das effektivste Mittel! Für eine erfolgreiche Umstellung kann ich dir wärmstens das Buch „Vegane Ernährung für Einsteiger“ (gibt's hier*) ans Herz legen. Es ist eine großartige Kombination aus theoretischem Wissen und praktischen Rezepten für pflanzliche Gerichte.

8. Schwanzkupierer

Mit einem Kupiergerät trennt man Ferkeln innerhalb ihrer ersten vier Lebenstage das Ringelschwänzchen ab, da die sensiblen Tiere sich diesen oft in der engen Haltung gegenseitig abbeißen.

Der Vorgang findet in der landwirtschaftlichen Tierhaltung in aller Regel ohne vorherige Betäubung statt.

9. Zahnschleifer

Zu den typischen Werkzeugen der Massentierhaltung zählt auch das Zahnschleifgerät, mit dem vor allem jungen Ferkeln die spitzen Zähne glattgeschliffen werden. Das passiert, weil die Tiere ansonsten ihre bewegungsunfähige – weil im engen Kastenstand fixierte – Mutter beim Säugen verletzten könnten.

Solche Maßnahmen dienen der wirtschaftlichen Optimierung und haben in der Regel nicht das Wohl des Tieres zur Absicht.

10. Ejakulations-Set

Um Kühe künstlich zu schwängern, muss vorab der Bullensamen „gewonnen“ werden. Dabei hilft ein Elektroejakulator-Set, dass in aller Regel aus einem Tragebehälter, einer Rektalsonde, einer Kontrolleinheit, einem Batterieladegerät, einem Elektrokabel und einem ein Kabel für die Sonde und Gefäße zum Auffangen des Samens besteht.

Bei einer Spannung von unter 9 Volt kann in vielen Fällen bereits eine Samenemission erreicht werden.1

Tipp: Kühe müssen gemolken werden ist ein gern genutztes Argument zur Rechtfertigung des Konsums von Milchprodukten. Im verlinkten Beitrag erfährst du, warum es in der Realität ganz anders ist.

11. Nasenringzange

Einen Bullen mit Nasenring hat wohl jeder schon einmal gesehen.

Der ist dort selbstverständlich nicht naturgemäß, sondern wird erst mithilfe einer Nasenringzange möglich, die die Nasenscheidewand des Bullen in der Regel betäubungsfrei durchtrennt und ein Loch für den Ring hinterlässt.

12. Injektionsspritze

Damit die Tiere auch in nicht artgerechten Haltungsformen möglichst lange gesund bleiben und sich nicht gegenseitig attackieren, spritzt man ihnen mit Injektionsspritzen beispielsweise Hormone, Impfstoffe und Antibiotika.

Schlussendlich ist aber auch das Fleisch der Tiere, dass von Menschen verzehrt wird, damit belastet. Dadurch kann es beispielsweise zu Antibiotikaresistenzen und schweren gesundheitlichen Folgen bei Verbraucher:innen kommen.

Tipp: Auch aus diesen Gründen ist eine ausgewogene, rein pflanzliche Ernährungsweise gesund. Im ausführlichen Beitrag erfährst du, was noch für die Umstellung auf „vegan“ spricht.

13. Drahtbürste

Neben dem Elektroschocker werden viele Tiere in der Industrie auch mit Gegenständen wie einer klassischen Drahtbürste vorangetrieben. Die „Soko Tierschutz“ deckte auf, dass manche Betriebe die Drähte dafür sogar in die Genitalien der Tiere stachen.

Eine nicht verwunderliche Form der illegalen Tierquälerei in der Massentierhaltung.

14. Bolzenschussgerät

Dieses Werkzeug der Massentierhaltung jagt „Schlachttieren“ einen metallischen Bolzen in den Kopf, um sie zu betäuben.

Leider kommt es häufig zu Fehlbetäubungen, sodass die Tiere bei ihrer Schlachtung noch bei vollem Bewusstsein sind.

Hinweis: Es gibt noch unzählige weitere Gerätschaften, mit denen Tiere wie Kühe, Schweine oder Hühner an die Industrie angepasst werden. Das Kastrationsskalpell, die Spannzange oder der Schlagstempel zum Beispiel. Kennst du auch noch Instrumente aus der Massentierhaltung, die in dieser Liste nicht fehlen dürfen? Dann teile sie gern in den Kommentaren.

Werkzeuge der Massentierhaltung kennen und eigene Gewohnheiten hinterfragen

Tötung einer Kuh mit dem Bolzenschussgerät
Eine Kuh kurz vor der Schlachtung / Credits: PETA Deutschland e.V.

Warum sollte jeder die Hilfsmittel und Arbeitsgeräte der Massentierhaltung kennen? Zum einen, um ein besseres Verständnis für die wachsende vegane Bewegung zu bekommen – und zum anderen, um zu hinterfragen, ob der vegane Lebensstil sogar nicht selbst besser mit den eigenen, persönlichen Werten zusammen passt.

Jeder von uns sollte wissen, was hinter verschlossenen Türen mit den Lebewesen passiert, deren Körperteile oder Körperflüssigkeiten am Ende bei vielen Menschen auf dem Esstisch landen.

Wenn du jetzt nicht weiter daran partizipieren willst, könnte ich das gut verstehen. Bei mir war es genauso. Einen guten Start in die pflanzliche Ernährungweise bekommst du auf jeden Fall mit dem Buch „Vegane Ernährung für Einsteiger“*, das dir das wichtigste Basiswissen und schnelle Rezepte an die Hand gibt.

„Die Welt ist kein Machwerk und die Tiere kein Fabrikat zu unserm Gebrauch.“

Arthur Schopenhauer (mehr unter Tierschutz Zitate)

Ich hoffe sehr, dass ich dir mit diesem Artikel ein Bewusstsein für die Ausstattung und Tätigkeiten eines Agrarbetriebes mit Tierhaltung erzeugen konnte. Das eigentlich Gruselige ist, dass solche Werkzeuge grundsätzlich in allen Viehbetrieben eingesetzt werden – in den schlechten, wie in den guten.

Hast du Fragen, Anregungen oder anderweitige Erfahrungen mit den Werkzeugen der Massentierhaltung gemacht, die du teilen möchtest? Und was denkst du beim Anblick der gezeigten Geräte? Schreibe mir gerne einen Kommentar.

Bleib tierfreundlich,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS: Hunde und Katzen bekommen Leckerlis und Kratzbäume, Kühe und Schweine Antibiotika und Elektroschocks. Diese ungleiche Betrachtung von Haus- und Nutztieren nennt man Speziesismus. Alles Wissenswerte darüber erfährst du jetzt im verlinkten Blogbeitrag.

Quellenangaben:

  1. Christine Lichtner (2010): Samengewinnung am stehenden Bullen ohne Aufsprung unter besonderer Berücksichtigung des Sexualverhaltens und der Samenqualität, abrufbar unter https://d-nb.info/1009624296/34. [14.03.2025]. ↩︎
Kaffekasse Verbesserungsvorschläge

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Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler, Aktivist und Autor und setze mich hier bei CareElite gegen die Umweltprobleme unserer Zeit und für eine möglichst bewusste und nachhaltige Lebensweise in unserer Gesellschaft ein.

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