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Whataboutism - Was ist das?

Whataboutism – Was ist das eigentlich?

Hast du schon einmal vom sogenannten Whataboutismus gehört? Selbst wenn nicht, bist du ihm garantiert schon einmal in deinem Alltag, in den Nachrichten oder in den sozialen Medien begegnet. Vielleicht hast du ihn sogar selbst schon unbewusst genutzt. Es handelt sich, kurz gesagt, um eine Manipulationstechnik bei unliebsamer Kritik, die den Fokus auf andere Dinge richtet. So perfide sie auch sein mag, kann man schnell von ihr überrumpelt werden.

Um solchen Gegenargumenten sicher zu entgegnen, möchte ich dir in diesem Artikel alles Wissenswerte über den Whataboutism an die Hand geben. Du lernst die Definition, Beispiele und die beste Art darauf zu kontern kennen.

Hier ist noch ein kurzes Inhaltsverzeichnis für dich. Auf geht's!

  1. Bedeutung
  2. Beispiele
  3. Kontern
  4. Schlusswort

Was bedeutet Whataboutism?

Wenn du den Begriff Whataboutism („what about…?“ = „Und was ist mit…?“) in einem Wörterbuch findest, wird er meist als „Argumentationstechnik, bei der man auf einen kritischen Vorwurf über ein Versagen mit einem Verweis auf einen Missstand auf der anderen Seite reagiert beschrieben.

Ziel dieser Argumentationstechnik ist es ganz einfach, den Fragesteller oder dessen Argument herabzuwürdigen, ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen und gleichzeitig der unangenehmen Antwort auszuweichen.

Vereinfacht gesagt: dein Gegenüber versucht von deinem Argument abzulenken, indem er ein unsachliches und oft persönliches Gegenargument verwendet, das aus dem Zusammenhang gerissen ist. Es hat meist nichts mit der eigentlichen Streitfrage zu tun, aber stellt dein eigenes Argument kurzfristig als inkonsequent, lächerlich oder scheinheilig dar.

Exkurs: Das rhetorische Mittel der Brunnenvergiftung (englisches Pendant: „Poisoning the well„) ist eine ähnliche Technik, bei der jemand eine feindselige, verzerrte Information über den Gegner oder dessen Diskussionsposition vorstellt, um diesen schon im Vorfeld zu diskreditieren, zu verunglimpfen oder lächerlich zu machen.

Beispiele für Whataboutism

Whataboutism - Was ist das?

In einer Diskussion wird gerne zu Whataboutism gegriffen, sobald man keine logischen Argumente mehr für seine eigene Position parat hat. Das kann dann bewusst oder auch unbewusst passieren. Doch wenn schon vor Beginn einer Diskussion klar ist, dass es keine logischen und moralisch vertretbaren Argumente für die eigene Position gibt, dann wird sogar ganz gezielt mit Whataboutismus gearbeitet.

Hier möchte ich dir jetzt einige Beispiele für Whataboutism im Alltag und in der Politik vorstellen.

Im Alltag

Oft begegnet uns der Whataboutism, wenn jemand das Gefühl hat, belehrt zu werden oder etwas an sich ändern zu müssen. Hier sind einige Whataboutism Beispiele, die uns regelmäßig im privaten oder beruflichen Alltag begegnen können:

„Um unseren CO2-Ausstoß zu reduzieren, sollten wir lieber die Kohlekraftwerke abstellen.“ (wenn es darum geht, dass die Einführung eines Tempolimits den den CO2-Ausstoß des Verkehrs reduzieren könnte)

„Veganer fliegen aber auch in den Urlaub.“ (wenn es darum geht, dass der Veganismus ein sehr umweltfreundlicher Lebensstil ist)

„Und was ist mit den Linken?“ (wenn es darum geht, dass Rechtsextreme besonders gewaltbereit sind)

In der Politik

Auch in politischen Diskussionen, wo Menschen von Kameras und damit auch Millionen von Menschen beobachtet werden, wird Whataboutismus ganz offensichtlich genutzt. Ein Meister der Ablenkung und „Aber was ist mit…“-Gegenfrage ist definitiv Donald Trump. Hier sind zwei Beispiele für Whataboutism aus der Politik:

„So viele Leute fragen sich, warum sich die Generalstaatsanwaltschaft oder der Sonderrat nicht mit den vielen Verbrechen von Hillary Clinton oder Comey befasst. 33.000 E-Mails gelöscht?“ (Donald Trump (via Twitter) als Reaktion auf die Ermittlungen des FBI im Rahmen seiner Russland-Affäre)

„Solange diese Grünen für Tofu-Würste und Avocado-Toasts den Regenwald abholzen, solange haben die unseren Bauern gar nix zu sagen in diesem Land.“ (Tilman Kuban (Junge Union) in seiner Rede auf dem CDU-Parteitag über die klima- und umweltfreundliche vegane Ernährungsweise)

„Wir reden die ganze Zeit nur über Fleisch, wir sollten genauso über Heizen und Wohnen reden!“ (Christian Lindner (FDP) in einer Klimaschutzdebatte zur Klimawirkung tierischer Lebensmittel)

Whataboutism entgegneten, entlarven und kontern

Whataboutism - Die besten Beispiele

Oft lässt sich so ein themenfremdes Gegenargument nicht abstreiten. Vor allem nicht, wenn es der Wahrheit entspricht. Es handelt sich dabei jedoch lediglich um ein Schein-Argument, das im Rahmen der konkreten Diskussion weitestgehend wertlos und definitiv nicht zielführend ist. Wer Whataboutism benutzt, ist meistens nicht in der Lage, fachlich zu argumentieren. 

Hier möchte ich dir deshalb noch einige Tipps mit an die Hand geben, um Whataboutism zu entlarven und gezielt kontern zu können.

  • Es geht nicht um Perfektion: Ja, es gibt auch andere Probleme, aber jetzt bleiben wir erst einmal beim Thema. Mache deinem Gegenüber außerdem bewusst, dass man nicht alles zu 100 Prozent perfekt machen, aber sich dennoch stetig verbessern kann.
  • „Warum nicht?“-Gegenfrage: Sei dir bewusst, dass du dich für das Gute auf der Welt einsetzt und dass es in deinem Gespräch gerade um diese eine gute Sache geht. Lasse die Ablenkung nicht zu, indem du zum Beispiel fragst: „Warum sollten wir das Tempolimit nicht einführen?“ oder „Sollten wir das Tempolimit dann nicht erst Recht einführen?“
  • Logik & Fakten: Versuche Whataboutism logisch und faktenbasiert zu kontern. Denn nur weil manch ein Veganer auch mit dem Flugzeug fliegt, ist das kein logischer Grund dafür, selbst nicht vegan zu leben und weiterhin Milch, Fleisch und Eier zu essen. Lebensmittel, für die jedes Jahr 74 Milliarden Tiere ausgebeutet und getötet werden.₁
  • Fragen zum Nachdenken stellen: Wenn dein Gegenüber nicht mehr weiter weiß, ist es nicht zielführend, ihn anzugreifen. Nutze die Gelegenheit lieber für eine gezielte Fragestellung, um in ihm einen Prozess des Nachdenkens in Gang zu setzen: „Würdest du sagen, dass es falsch ist, Tiere zu quälen?“ – Falls ja – „Warum bezahlst du dann dafür, dass jemand anders es für dich tut?“
  • Inspiration für andere sein: Lade dein Gegenüber dazu ein, selbst ein Vorbild für andere Menschen und vor allem die eigenen Kinder und Enkelkinder zu sein. Und lebe die gewünschten Werte auch selbst vor. Zeige nicht mit dem Finger auf andere, sondern zeige ihnen lieber, wie positive Veränderung praktisch funktioniert. Denn miteinander ist immer besser als gegeneinander.

Wer auf Whataboutism zurückgreift, gibt dir recht

Wenn jemand wieder einmal ganz offensichtlich Whataboutism nutzt, ist das nur eine Bestätigung dafür, dass deinem Gegenüber keine logischen Argumente mehr für sein Anliegen einfallen. Du selbst wirst dadurch in deiner Position bestärkt und kannst den jeweiligen Moment nutzen, um andere Menschen von deiner Position zu überzeugen.

Ich hoffe, dass ich dir den Whataboutism, seine Eigenarten und den Umgang damit in diesem Artikel etwas näher bringen konnte. Hast du Fragen oder Anregungen dazu? Dann schreibe mir einfach einen Kommentar.

Bleib‘ neugierig,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS.: Ich selbst stoße beim Thema Veganismus immer wieder auf Whataboutism. Im Artikel Fleischesser überzeugen, gebe ich dir einige logische Mittel mit an den Weg, um andere für die Seite der Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und dem Mitgefühl gegenüber anderen Lebewesen zu gewinnen.

Quellenangaben:
₁ Dinge erklärt – Kurzgesagt: Fleisch – Das leckerste Übel der Welt, YouTube, 24.01.2019, Web, 07.05.2020 um 10:50 Uhr, in: https://www.youtube.com/watch?v=y6f3dwxexZM.

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Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.

4 Gedanken zu „Whataboutism – Was ist das eigentlich?“

  1. Hallo, ein durchaus guter und interessanter Beitrag, aber ich mache derzeitig immer wieder die Erfahrung, dass berechtigte Gegenargumente als Whataboutismus disqualifiziert werden, um darauf nicht argumentativ reagieren zu müssen. D.h. nicht derjenige, dem Whataboutismus vorgeworfen wird, hat keine guten Argumente, sondern derjenige, der den Vorwurf macht.
    Das kann man auch in vielen der abendlichen Talkshows im Fernsehen beobachten, wo dieser Vorwurf sehr häufig kommt.
    Man muss inzwischen sehr gut aufpassen und gut unterscheiden: was ist tatsächlich „whataboutism“ und wo wird der Vorwurf lediglich gebracht, um einen Diskutanten zu dikreditieren, weil man selbst keine guten Argumente hat..

    1. Moin Robert! Auf jeden Fall, stimme dir da voll und ganz zu. Ich finde aber, dass man echten Whataboutism relativ schnell bemerken und dementsprechend auch die Leute entlarven kann, die ihn als „Argument“ nutzen.

      Viele Grüße
      Christoph

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