Viel Wasser trinken ist super – vor allem im Sommer. Es gibt nur ein Problem: Die Plastikflasche. In Deutschland werden jährlich 11,5 Milliarden Liter abgefülltes Wasser aus Plastikflaschen getrunken – genug, um das Berliner Olympiastadion 9-mal zu füllen. Beim Pro-Kopf-Konsum liegen wir mit 142 Litern weltweit nach Mexiko, Thailand und Italien an 4. Stelle. Und das, obwohl wir Zugang zu sauberem Leitungswasser haben und überall Leitungswasser trinken können. Obwohl in Plastikflaschen abgefülltes Wasser 250 Mal teurer ist als Leitungswasser und sogar nachgewiesen schlechter schmeckt, greifen wir im Supermarkt immer wieder zum Wasser aus Plastikflaschen. Warum Leitungswasser die perfekte Alternative zur Plastikflasche ist und Wasser aus Plastikflaschen einfach nur stellvertretend für einen genialen Marketingtrick steht, erfährst du heute im Beitrag. Wir klären heute aber auch vor allem eine Frage: Warum wird etwas in Plastik verpackt, was wir ebenso quasi umsonst und vor allem plastikfrei aus dem Hahn bekommen?
Der Ursprung des Wassers aus Plastikflaschen (PET-Flaschen)
11,5 Mrd. Liter Wasser werden heute in Deutschland jedes Jahr aus abgefüllten Plastikflaschen getrunken. Der Aufstieg des Wassers in Flaschen begann in den 70er Jahren. Genauer gesagt, als die erste PET-Flasche vom Chemiker Nathaniel Wyeth patentiert wurde. PET-Flaschen sind Behälter aus Polyethylenterephthalat, was durch thermische Verfahren aus PET-Rohlungen hergestellt werden. Sie eignen sich für allerlei Getränke, ob Wasser oder Softdrinks, gesprudelt oder ungesprudelt. Als Coca Cola 1978 die 2-Liter-Flasche einführte, startete die PET-Flasche ihre Karriere weltweit. 1987 erreichte sie auch Deutschland. In Deutschland, wo das Pfandsystem inzwischen auch Plastikflaschen berücksichtigt, gibt es neben Einweg- auch Mehrweg-PET-Flaschen. Letztere sind dicker und stabiler und müssen somit erst nach etwa 20-25 Rückläufen ersetzt werden.
Ist Mineralwasser aus Plastikflaschen besser und gesünder?
Nein. In Deutschland haben wir das Glück, dass wir nahezu ausnahmslos ohne Bedenken unser Wasser aus dem Hahn trinken können. Das Trinkwasser ist gut und lecker, was in anderen Ländern leider nicht immer der Fall ist. Ohne guten Grund, geben wir Geld für Wasser aus – wobei es allerlei gute Gründe gibt, den Konsum von abgefülltem Wasser einzustellen. Hersteller lassen uns glauben, dass ihr Wasser gesünder sei. In Deutschland wird Leitungswasser jedoch strenger kontrolliert als abgefülltes Wasser und ist damit qualitativ hochwertiger. Die Kontrolle findet in dem Moment statt, wenn das Wasser aus dem Hahn ins Glas fließt. Bei abgefülltem Wasser hingegen bevor es in die Flasche gefüllt wird. Somit werden alle Schadstoffe, die durch die Verpackung ins Wasser gelangen, bei der Qualitätsüberprüfung nicht berücksichtigt. Die Werbung von abgefülltem Wasser vermittelt zudem, dass das Wasser besser schmecken würde. Blindtest haben aber wieder und wieder ergeben, dass Menschen den Unterschied zwischen Flaschenwasser und Hahnwasser nicht schmecken.
Wasser in Plastikflaschen VS Leitungswasser
Wasser aus Plastikflaschen | Leitungswasser |
Teuer | Günstig (bis zu 250 mal günstiger) |
Mehrweg kann bis zu 25 mal wiederbefüllt werden | Kein schwerer Transport (umweltfreundlich, weil direkt vor Ort) |
Einwegflaschen sind direkt Plastikmüll | Frei von Weichmachern |
Vollständiges Recycling nicht möglich | Selbst abfüllbar in Glas- oder Edelstahlflaschen |
Weichmacher in Plastikflaschen sind gesundheitsgefährdent | Jederzeit und unbegrenzt verfügbar |
Qualitätskontrolle findet VOR Abfüllung in Plastikflaschen statt | Qualitätskontrolle, nachdem das Leitungswasser aus dem Hahn kommt |
Leitungswasser trinken – Geld sparen & Umwelt schonen
Ein weiterer Grund, der gegen abgefülltes Wasser spricht, ist der Preis: Während wir für Wasser aus Flaschen im Durchschnitt 50ct pro Liter zahlen, kostet uns 1 Liter Leitungswasser nur 0,2ct. Abgefülltes Wasser ist somit bis zu 250-mal teuer als Leitungswasser. Hier Liste ich dir noch einmal die großen Vorteile des Leitungswassers gegenüber des abgefüllten Wassers aus Plastikflaschen auf:
- Jederzeit barrierefrei zugänglich
- Kein Transportaufwand
- Günstig (bis zu 250x günstiger)
- Umweltfreundlich (z.B. kein Erdöl & keine Transportwege notwendig)
- Deutsches Leitungswasser (wir kaufen kein Wasser aus Afrika!!! (siehe Nestlé und Co.)
- Kostenlos wiederbefüllbar (zu Hause oder unterwegs in Cafés (Refill))
- Frei von Weichmachern (Qualitätskontrolle des Flaschenwassers immer vor Befüllung)
- Plastikfrei – Kein Plastikmüll (besonders Einwegflaschen richten Schaden an)
- Guter Geschmack (Wasser aus Plastikflaschen schmeckt wirklich schlechter)
- Habe ich etwas vergessen? Schreibe mir gern einen Kommentar
Das Portmonee würde sich freuen. Am meisten wohl aber unsere Umwelt. Plastikflaschen sind umweltschädlich – wirklich umweltschädlich. Die Produktion von Plastikflaschen basiert auf Erdöl. Für eine 1l-Flasche werden 100ml Erdöl (siehe auch den Artikel Was ist Plastik?) benötigt. Das ist so viel Erdöl, was für 1 Millionen fahrende Autos für ein Jahr gebraucht wird. Außerdem werden andere fossile Energieträger gebraucht: Kohle und Erdgas. Zusätzlich werden während der ganzen Produktion CO2-Emissionen ausgeschüttet. Und auch bis die Flaschen im heimischen Supermarkt in den Regalen oder auf dem Esstisch stehen, legen sie dazu auch noch enorme Strecke zurück. Um die jährlichen CO2 Emissionen der Produktion von PET-Flaschen auszugleichen, müssten wir eine Fläche 100x so groß wie das Saarland bepflanzen. Die folgende Grafik₁ schafft einen richtig guten Überblick über das Problem mit dem Wasser aus Plastikflaschen.
Wasser aus Plastikflaschen als Marketing-Trick
Warum wir Wasser aus Plastikflaschen als einen der größten Marketingtricks des Jahrhunderts bezeichnen? Auf den Flaschen locken idyllische Landschaftsbilder von grünen Wiesen, kristallklaren Seen oder schneebedeckten Bergen. Dafür zahlen wir gerne mehr, denn es scheint ja umweltfreundlich zu sein. Dabei ist das Gegenteil der Fall und die enorme Umweltbelastung, hauptsächlich verursacht durch lange Transportwege und die Verpackung aus Plastik (Erdöl bzw. Rohbenzin), bleibt unerwähnt.
Privatisierung von Trinkwasser – Wie Nestlé Bedürftigen das Wasser nimmt
Nestlé gehört für mich zu den herzlosesten und profitgierigsten Konzernen der Welt. Denn Nestlé hat seine große Chance genutzt und weltweit Wasserrechte gekauft, auch in Regionen, die besonders stark vom Wasser abhängig sind. Mittlerweile macht Nestlé durch die Privatisierung von Wasserquellen mehr als sieben Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Durch in Plastikflaschen abgefülltes Wasser, dass als besonders gesund und sogar umweltfreundlich dargestellt wird. In Äthiopien und Nigeria hat Nestlé auch zugeschlagen. Viele Nomaden verlieren ihre Herden. Menschen und Tiere verdursten, weil sie den Zugang zum kostenloses Trinkwasser verloren haben. Und Nestlé zahlt für die Privatisierung der Trinkwasserquelle 200 Dollar für etwa 500.000 Tonnen Wasser.₂ Ein schwerwiegender Grund mehr dafür, die Plastikflasche stehen zu lassen und regelmäßig Leitungswasser zu trinken. Zum Thema Ausbeutung durch Nestlé werde ich noch einen gesonderten ausführlichen Artikel verfassen.
Wasser aus Plastikflaschen – Was passiert danach?
Weltweit werden jede Minute 1 Millionen Plastikflaschenflaschen gekauft. In Deutschland nutzen wir täglich 32 Millionen Flaschen. Glücklicherweise wird Plastikmüll in Deutschland kaum noch auf Mülldeponien oder in Verbrennungsanlagen entsorgt.
Ist Recycling wirklich eine umweltfreundliche Lösung?
Zur Verteidigung könnte argumentiert werden, dass PET-Flaschen ja Pfandflaschen und recyclebar sind. Das ist richtig. Pfandflasche allein sagt leider jedoch nicht allzu viel aus über die Umweltbilanz einer Wasserflasche. Hier müssen Einweg- und Mehrwegflaschen unterschieden werden. PET-Einwegflaschen schneiden wegen meist längeren Transportwegen und einem höheren Rohstoffverbrauch sehr viel schlechter ab. Der Absatz von Mehrwegflaschen ist gleichzeitig auf dem Rückzug: Heute sind in Deutschland nur noch 44% der verkauften Getränkeverpackungen wiederbefüllbare Flaschen. Zum Vergleich: 2004 lag der Anteil noch bei 66%. Zum Ärger von Umweltschützern. Mit Einweg-Flaschen lässt sich jedoch leider mehr Geld machen. Das recycelte Plastik kann gut weiterverkauft werden. Und hier ist der Haken: nur 25% der recycelten Flaschen werden zur Produktion neuer Flaschen verwendet. Der Rest wird zu minderwertigen Produkten weiterverarbeitet, die dann wiederum nicht immer recycelt werden
Und trotz Optionen zur Entsorgung und zum Recycling landen immer noch viele Flaschen in der Natur, wo sie einen enormen Schaden anrichten. In Deutschland landet jede Minute etwa eine Tonne Plastik im Meer. Plastikmüll in der Umwelt tötet mehr als 1.000.000 Meerestiere jedes Jahr und hat infolgedessen katastrophale Konsequenzen für die Ozeane und einzigartige Spezien.
Die drei coolsten Alternativen zur Plastikflasche
Ich trinke seit einem Jahr fast ausschließlich Leitungswasser und habe dafür immer meine eigene Trinkflasche dabei, die ich ja heutzutage wirklich fast überall wieder auffüllen lassen kann. Hier nenne ich dir kurz meine drei Favoriten, die mir den plastikfreien Alltag so leicht wie möglich machen:
Edelstahlflasche von Klean Kanteen mit Bambus-Verschluss: In die Flasche passen 800ml, ideal für unterwegs. Die Trinkflasche ist weder zu groß, noch zu klein. Das Wasser bleibt ziemlich lange kühl. Auch optisch mag ich diese Trinkflasche einfach richtig gerne und mit dem Ring am Deckel, lässt sie sich auch einfach an die Seite des Rucksacks schnallen und verbraucht keinen Platz.
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Soulbottles Glasflasche mit Bügelverschluss: Die 0,6 Liter Flaschen haben so viele unterschiedliche Designs, da findest du sicher das passende. Ich finde, dass die Soulbottles eine richtig gute, plastikfreie Alternative zum Wasser aus der Plastikflasche sind. Leitungswasser trinken leicht gemacht. Auch, weil viele Motive der Flaschen auf die Vermüllung der Meere anspielen.
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Ryaco Glasflasche mit Schutzhülle: Die 550 ml Flasche empfehle ich dir vor allem um beim Sport Leitungswasser trinken zu können. Die Schutzhülle ist besonders nützlich, wenn du heiße Getränke trinken willst. Sollte die Glasflasche mal zu Boden gehen, ist sie durch die Schutzhülle auch nicht ganz so schnell kaputt, wie andere Flaschen. Wie alle anderen Flaschen ist aber auch diese BPA-frei.
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Initiativen für weniger Plastikmüll durch Plastikflaschen
In Deutschland gibt es bereits einige Initiativen, die sich für Leitungswasser einsetzen. Die Initiative Refill zum Beispiel möchte Leitungswasser unterwegs zugänglich machen. Teilnehmende Läden und Restaurants mit den Refill Aufkleber füllen kostenfrei Leitungswasser in mitgebrachten Wasserflaschen ab. In vielen deutschen Städten ist das Konzept bereits etabliert.
Auch der Berliner Verein a tip:tap setzt alles auf Leitungswasser. Unter anderem arbeitet er an Projekten, die Schulen mit eigenen Trinkbrunnen ausstatten.
Lassen wir uns von Herstellern an der Nase herumführen? Sind Verbraucher verunsichert und gehen davon aus, dass abgefülltes Wasser automatisches hochwertiger ist? Es ist ganz einfach, sein Leben nachhaltiger zu gestalten. Schau‘ dir diese neue Infografik (oben zu sehen) an und sag‘ auch du: Nein zu Plastikflaschen!
Während ich diese Zeilen schreibe, steht neben mir übrigens meine wiederbefüllbare und immer wiederverwendete Trinkflasche aus Glas: Mit Leitungswasser. Auch du solltest umsteigen und Leitungswasser trinken. Ich freue mich auf deinen Kommentar unter diesem Beitrag!
Beste Grüße,
PS.: Lies dir den Artikel täglich viel Wasser trinken durch und lerne, wie du deinen Tagesbedarf an Wasser ganz einfach einhalten kannst, egal wo du bist.
Quellenangaben:
₁ http://trademachines.de/info/abgefuelltes-wasser
₂ http://www.huffingtonpost.de/2017/06/04/nestle-wasser-ausbeutung_n_16944450.html
Zitat: „Umweltfreundlich (z.B. kein Erdöl & keine Transportwege notwendig)“
Die Infrastruktur und die Wasserwerke brauchen keine Energie?
Moin Hannes! Schon, aber die Werke die das Wasser in die Plastikflasche bringen und es mineralisieren doch auch oder?
Gruß Christoph
Die Jungs und Mädels von EcoTanka machen bei Ihren Edelstahl Flaschen einen klasse Job, sie haben es verdient, hier auch erwähnt zu werden. Wir haben inzwischen eine ganze Flaschen-Familie zuhause.
Moin Lukas! Jep, schon gehört. 😉
Bleib‘ sauber,
Christoph
Hallo Christoph, ein sehr informativer Beitrag. Ich finde es auch total absurt, dass viele Deutsche lieber abgefülltes Wasser, als das was frei zugänglich aus dem Hahn kommt trinken. Es gibt immer wieder komische Vorurteile gegen Leitungswasser. So meinte meine Mutter zuletzt, dass bei mir zu Hause das Wasser viel zu kalkhaltig wäre um es zu trinken. Das wäre ungesund. So ein blödsinn. Kalk sind nur abgelagerte Mineralien.
Eine Ungereimtheiten habe ich allerdings in deinem Beitrag entdeckt. Du schreibst zu Leitungswasser „Die Kontrolle findet in dem Moment statt, wenn das Wasser aus dem Hahn ins Glas fließt.“ Das stimmt so nicht. Die Wasserwerke testen nicht das Wasser in den Haushalten. Sie testen das Wasser, BEVOR es in die Privatanschlüße übergeht. Das kann einen erheblichen unterschied machen. Wenn man beispielsweise noch alte Leitungen oder Amaturen besitz kann man schnell Schwermetallbelastetes Wasser haben, obwohl der Anbieter sagt alles sei ok. Wenn man ’sein‘ Leitungswasser trinkt solte man zumindest einmal von einem unabhängigen Labor testen lassen was wirklich aus dem Hahn kommt. Online gibt es da gute Angebote.
Vg Christine
Hi Christine!
Danke für den Hinweis, ich gehe das gleich noch einmal durch 🙂
Bleib‘ sauber,
Christoph
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