Was bedeutet Suffizienz im Rahmen einer nachhaltigen Entwicklung? Sicherlich hast du schon einmal von den Nachhaltigkeitsstrategien, die in Politik und Wirtschaft verankert werden sollten, um unser aller Zusammenleben ressourcenschonender und umweltverträglicher zu machen und die Umweltprobleme unserer Zeit zu lösen. Eine dieser Strategien ist die Suffizienz – stellvertretend dafür steht die Frage: wie können wir weniger natürliche Ressourcen verbrauchen? Für eine ehrliche Antwort darauf müssen wir herausfinden und abschätzen, welche Dinge wir wirklich brauchen und was das richtige Maß dafür ist.
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt vorstellen, was es ganz genau mit der Suffizienz auf sich hat, welche Beispiele es dafür gibt, wie jeder von uns suffizienter leben kann und inwiefern Suffizienz wirklich Verzicht bedeutet. Auf geht's!
Vorab findest du hier einen kurzen Überblick über den Beitrag:
Was bedeutet Suffizienz im Bezug auf Nachhaltigkeit?
Unter der Suffizienz (lat. ausreichen, genügen) versteht man in der Nachhaltigkeitsforschung das Bemühen, durch die Änderungen der vorherrschenden Konsum- und Verhaltensmuster einen möglichst geringeren Rohstoff- und Energieverbrauch zu erzielen, um natürliche Ressourcen zu schonen. Dafür werden die bestehenden Bedürfnisse der Menschen hinterfragt. Es wird angestrebt, Material und Ressourcen einzusparen, indem weniger konsumiert und ein geringeres Maß an Dienstleistungen in Anspruch genommen wird.
Die Nachhaltigkeitsstrategie der Suffizienz bedeutet vereinfacht gesagt, das zu konsumieren, was man wirklich braucht. Ganz im Sinne des minimalistischen Lebensstils.
Unterschied zu Konsistenz und Effizienz? Bei der suffizienten Strategie versucht man nicht, ein Produkt ressourcenschonender zu machen oder es umweltfreundlich zu ersetzen. Stattdessen wird das grundsätzliche Bedürfnis nach dem Konsum des Produkts hinterfragt, um einfach weniger zu produzieren und zu konsumieren.
Was sind gute Beispiele für Suffizienz?
Wie können wir also weniger Ressourcen verbrauchen? Hier sind einige Beispiele für Suffizienz, um dir den Begriff noch etwas anschaulicher zu machen:
- Fleischkonsum: Es müssen nicht alle Menschen vegan leben und gänzlich auf Fleisch und tierische Produkte verzichten. Wichtig ist jedoch ein bewusster und reduzierter Konsum von ressourcenintensiven Fleischerzeugnissen.
- Sharing: Ich benötige kein eigenes Fahrrad, sondern teile es mir mit anderen und nutze es, wenn ich es brauche. So wird ein Fahrrad weniger produziert und deshalb Material eingespart. (das gilt beispielsweise auch fürs Car-Sharing oder das Ausleihen einer Bohrmaschine vom Nachbarn)
- Tourismus: Man fliegt nur noch 1x im Jahr mit dem Flugzeug in den Urlaub, um den Ausstoß klimaschädlicher CO2-Emissionen für die eigene Lebensweise zu reduzieren – und erholt sich dafür mehr im eigenen, nachhaltigen Garten oder an Reisezielen, die mit der Bahn erreicht werden können.
- Wäsche trocknen: Ich hänge meine Wäsche auf der Leine auf, anstatt den Wäschetrockner zu nutzen. So spare ich Energie und auf nachhaltige Weise auch Geld.
- Heizen: Zum nachhaltigen Heizen zählt auch, im Winter in den eigenen vier Wänden etwas dickere Kleidung zu tragen, damit weniger Heizenergie von Nöten ist.
Es gibt wirklich unzählige Beispiele für Suffizienz. Wenn dir weitere einfallen, dann schreibe sie mir gern in die Kommentare. Einige kannst du dir aber auch noch aus dem folgenden Absatz ableiten.
Tipp: Für Suffizienz und weitere Fachbegriffe rund ums Thema Nachhaltigkeit habe ich dir übrigens ein umfangreiches Wiki zusammengestellt. Schau gerne mal rein.
Wie kann jeder suffizient handeln?
Der Erdüberlastungstag, also der der Tag im Jahr, an dem wir Menschen mehr nachwachsende Ressourcen verbraucht haben, als die Erde im gesamten Jahr reproduzieren kann, rückt im Grunde jedes Jahr etwas näher an den Jahresstart.
Was kann also jeder einzelne von uns ändern, um suffizienter zu leben? Schon klar, Veränderungen fallen uns Menschen oft schwer. Doch hier sind einige relativ einfach umzusetzende Maßnahmen, bei denen niemand wirklich auf etwas verzichten muss:
- Fahre mehr mit den Öffis: So bist du entspannter, günstiger und nicht zuletzt auch ressourcenschonender unterwegs.
- Denke minimalistisch: Unnötiger Konsum macht nicht glücklich – im Gegenteil. Das Leben im Übermaß zieht uns das wohlverdiente Geld aus der Tasche und belastet die Seele mindestens unterbewusst.
- Spare Energie: Kochen dein Nudelwasser beispielsweise im Wasserkocher auf – und lasse warme Reste deiner Mahlzeiten außerhalb des Kühlschranks abkühlen, bevor du sie hineinstellst. Das sind nur einige Beispiele, um viel Energie zu sparen.
- Kaufe Second Hand: Der Gebrauchtkauf schon natürlich auch Ressourcen, da kein neues Produkt erzeugt werden muss. Das ist besonders bei eher kurzlebigen Kleidungsstücken der Fall. Mehr erfährst du unter Slow Fashion.
- Vermeide Lebensmittelverschwendung: Während andere Menschen hungern – sind wir in der westlichen Welt so satt, dass unzählige Tonnen genießbarer Lebensmittel in die Tonne wandern. Reduziere deine Lebensmittelverschwendung ganz bewusst – zum Beispiel, indem du strikt nach Einkaufszettel einkaufst, auf dem ausschließlich die Lebensmittel stehen, die du wirklich für die Woche brauchst.
- Denke an andere: Du bist nicht allein auf der Welt. Und auch wenn du es nicht immer direkt mitbekommst: dein Handeln hat Folgen für Dritte. Du allein entscheidest täglich, ob du auf Kosten anderer lebst oder nicht.
Das sind nur ein paar wenige Ideen als kleine Inspiration. Noch mehr Tipps und Tricks für suffizientes Handeln und ein nachhaltiges Leben findest du im verlinkten Beitrag.
Suffizient Handeln heißt, verantwortungsbewusst im Sinne aller zu handeln
Politik, Wirtschaft und unser aller Handeln müssen sich möglichst auf das Ziel der nachhaltigen Suffizienzwirtschaft, anstatt auf Gewinnmaximierung ausrichten, um einen nachhaltigen Wandel zu bewirken.
Ob ein Ressourcenverbrauch durch eine Verringerung der Nachfrage nach Gütern Verzicht bedeutet? Verzichtsrhetorik ist fehl am Platze, wenn es darum geht, das man etwas nicht kauft oder in Anspruch nimmt, das man sowieso nicht braucht. Man verzichtet im Grunde nur darauf, die eigene Umwelt zu zerstören. Suffizienz bedeutet jedenfalls keinen absoluten Verzicht, sondern lediglich eine Anpassung auf ein gesundes Maß. Gesund für den Planeten, gesund für uns Menschen und alles Leben auf der Erde. Suffizientes Handeln soll schlussendlich gute Lebensbedingungen für alle ermöglichen – auch für zukünftige Generationen, zu denen vielleicht auch deine Kinder und Enkelkinder zählen.
Hast du Fragen, Anregungen, Kritik oder wertvollen Input zur Suffizienz, der Suffizienzpolitik oder generell zu ressourcenfreundlichem Konsum? Dann bin ich gespannt auf deinen Kommentar.
Bleib‘ nachhaltig,
PS.: Wusstest du, dass es auch Klima- und Umweltschutzmaßnahmen gibt, bei denen wir fast schon unterbewusst zu nachhaltigerem Handeln tendieren bzw. bewegt werden? Mehr darüber erfährst du jetzt im Beitrag über das Nudging.