Immer wieder höre ich Argumente wie „vegan ist unnatürlich“ oder „Fleisch zu essen ist natürlich“. Doch ist das wirklich wahr? Wir leben schließlich in einer zivilisierten Welt, in der im Grunde nichts mehr so ist, wie es in der ursprünglicher Natur einmal war.
In diesem Beitrag möchte ich deshalb herausfinden, ob hinter solchen Sprüchen wirklich ein logisches Argument oder doch eher eine faule Ausrede steckt. Auf geht's!
Was ist natürlicher – Fleisch essen oder Veganismus?
Wer behauptet, dass Veganismus unnatürlich sei, spielst meist darauf an, dass sich Veganer so plötzlich anders ernähren, als wir Menschen das bisher immer getan haben. Doch Natürlichkeit meint per Definition einfach nur die Abwesenheit von menschlicher Zivilisation. Da wir mit dem Auto zur Arbeit fahren, essen auf einem Induktionsherd erhitzen und surfen täglich im WLAN ist der größte Teil unseres Alltags heutzutage also weit entfernt davon, natürlich zu sein. Das gilt für vegane Milch-Alternativen, wie verarbeitete Soja oder Hafermilch, genauso wie Rindfleisch oder Kuhmilch, die nichts weiter ist als die Muttermilch einer anderen Spezies. In unserer zivilisierten Gesellschaft können wir also grundsätzlich nur noch sehr schwer natürlich leben.
Wie natürlich ist Veganismus?
Auch eine vegane Ernährung mit verarbeiteten Produkten ist selbstverständlich nicht natürlich. Was wir aber grundsätzlich tun können, ist umweltbewusst, ethisch vertretbar und einfach nachhaltig zu leben. Und genau da setzt die in jeglicher Hinsicht menschliche, vegane Lebensweise an: denn sie schont natürliche Ressourcen, schützt natürliche Ökosysteme und Lebewesen und sichert unsere natürlichen Lebensgrundlagen – und das langfristig. Die Bewegung trägt also schlussendlich definitiv zu einem natürlicheren Leben der Menschen in unserer Gesellschaft bei.
Tipp: Für mehr Info's über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Umwelt solltest du dir unbedingt den Beitrag über die Gründe für Veganismus ansehen.
Wie natürlich ist es, Fleisch zu essen?
Fleisch beziehungsweise Tiere zu essen, ist hingegen in extremster Form ein verschwenderischer Umgang mit natürlichen Ressourcen. Um ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren, werden beispielsweise mehr als 15.000 Liter Wasser₁ und bis zu 25 Kilogramm Getreide benötigt.₂ Hinzu kommt unter anderem, dass 15 Prozent aller weltweit von Menschen verursachten Treibhausgase, allein auf die Viehwirtschaft zurückzuführen sind. Die „Fleischherstellung“ zerstört also die Natur – anstatt sie zu fördern. Unnatürlich sind aber nicht nur die Auswirkungen der Massentierhaltung auf die Natur – sondern auch die Herstellung tierischer Lebensmittel.
Wir kürzen ihre Schnäbel, damit sich die Hühner unter dem Stress in den dunklen Hallen nicht gegenseitig totpicken. Ja, wir schneiden Schweinen sogar ihre Ringelschwänze ab und schleifen ihre Zähne rund, damit sie nicht zu Kannibalen werden. Wir mästen Enten in so schnellem Tempo, dass ihre dünnen Beine unter dem übermäßigen Gewicht zusammenbrechen. Und schwängern Kühe künstlich, damit sie dauerhaft schwanger sind und regelmäßig Milch geben. Dann trennen wir ihren Nachwuchs innerhalb von 48 Stunden von den Mutterkühen, damit wir die Muttermilch selbst trinken können. Und wenn wir den Tieren dann keinen wirtschaftlichen Wert mehr beimessen, dann schneiden wir ihnen die Kehle durch. Manche werden auch vergast und geschreddert – allesamt jedenfalls deutlich vor Erreichen ihrer eigentlichen Lebenserwartung. Und das alles nur, damit wir ihre Körperteile essen können.
Hältst du das wirklich für natürlich? Und falls ja: warum läuft dir dann nicht das Wasser im Mund zusammen, wenn ich dir davon erzähle, was wir Tieren antun, um Fleisch, Milch oder Eier essen zu können?
Fleisch essen ist unnatürlich – und Veganismus führt uns zur Natürlichkeit
Ja, Veganismus ist unnatürlich – aber unnatürlich ist es auch, Körperteile von Tieren auf dem Herd zu braten. Wer den Veganismus also aufgrund seiner Unnatürlichkeit ablehnt, der müsste, wenn er konsequent ist, auch auf das Auto, das Laden des Smartphones, das Internet und auch auf das Trinken der Muttermilch von anderen Lebewesen verzichten. Nur weil etwas unnatürlich ist, bedeutet das nicht, dass etwas moralisch vertretbar ist. Es ist also nur eine schwache Ausrede und kein logisches Argument, wenn man seinen Fleischkonsum damit rechtfertigt, dass er ja natürlich sei – ganz unabhängig davon, ob er es tatsächlich ist, oder nicht.
Im Gegensatz zum Fleischkonsum, wirkt der Veganismus jedenfalls den verheerenden Folgen unseres täglichen Handelns für die Natur entgegen. Und das wir auch überleben können, ohne Fleisch zu essen, macht den veganen Lebensstil umso erstrebenswerter.
Bleib‘ nachhaltig,
PS.: Falls du selbst noch kein Veganer bist, solltest du dir unbedingt diese Dokumentationen über Veganismus und die Massentierhaltung ansehen. Vor allem der Film Dominion hat mich schlussendlich überzeugt, meine Ernährungsgewohnheiten zu verändern.
Quellenangaben:
₁ Umweltbundesamt (2017): Verstecktes Wasser (Stand: 22.03.2017), abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/themen/verstecktes-wasser. [07.05.2020].
₂ Dinge erklärt – Kurzgesagt: Fleisch – Das leckerste Übel der Welt, YouTube, 24.01.2019, Web, 07.05.2020 um 10:50 Uhr, in: https://www.youtube.com/watch?v=y6f3dwxexZM.