Ist es wirklich möglich, ein Tier human zu schlachten? Zunächst einmal: ja ich weiß, das Bild ist ein bisschen hart. Aber es geht hier immerhin darum zu hinterfragen, ob es menschlich sein kann, einem fühlenden Lebewesen das Leben zu nehmen. Jedes Jahr töten wir 74 Milliarden Tiere, um ihr Fleisch zu essen, um Kleidung aus ihrem Fell zu machen – oder um Versuche an ihnen vorzunehmen.₁ Kann auch nur ein einziger dieser in Kauf genommenen Tode human und moralisch vertretbar gewesen sein?
Vielleicht hast du auch schon einmal das Argument »Ich esse nur Fleisch von Tieren, die human geschlachtet wurden.« gehört – oder es sogar selbst einmal genutzt, um deinen Fleischkonsum zu rechtfertigen. In diesem Beitrag möchte ich herausfinden, ob es dieses Argument tatsächlich logisch oder eher eine schwache Ausrede ist. Auf geht's!
Kann man Tiere tatsächlich menschlich schlachten?
Human bedeutet so viel wie barmherzig, menschlich, nachsichtig und ohne Härte. Wie könnte man denn jemanden, theoretisch, auf eine humane Weise schlachten?
Sicherlich nicht mit einem Bolzenschussgerät, dass vor allem bei Kühen und Pferden eingesetzt wird. Da die Tiere nicht sterben wollen, werden sie nervös und zappeln. Die relativ kleinen Gehirne der großen Tiere sind dadurch noch schwieriger zu treffen, sodass sie oft noch bei Bewusstsein sind, wenn man ihnen die Kehle aufschlitzt.
Beim Elektrobad werden Hühner kopfüber an den Beinen an einer Förderkette befestigt und mit dem Kopf durch elektrisch geladenes Wasser gezogen. Die Tiere versuchen sich aus den Fängen zu befreien, tauchen dadurch nicht komplett unter Wasser und sind folglich oft ebenfalls bei Bewusstsein, wenn der Kehlenschnitt erfolgt.
Schweine werden sogar in Gaskammern mit Kohlenstoffdioxid vergast – wachen aber dann oft noch im darauffolgenden Brühbad auf.₂
Hinweis: Auch männlich Küken werden übrigens unmittelbar nach der Geburt vergast, weil sie für die Industrie wertlos sind. Die Alternative ist das brutale Kükenschreddern. Nichts davon ist human.
98 Prozent des Fleisches in Deutschland stammen aus der Massentierhaltung₃, in der diese Tötungsmethoden legal und deshalb absoluter Standard sind. Versuche dich Mal in die Lage des Tieres zu versetzen und dann zu entscheiden, welche dieser Todesarten dir am liebsten wäre. Und frage dich, ob du auch dein Haustier mit solchen Methoden töten würdest, wenn du es erlösen müsstest.
Du kannst keinem fühlenden Lebewesen, das nicht sterben will, das Leben auf eine menschliche Art und Weise nehmen – das ist einfach unmöglich. Freiwillige Tierwohllabel verschaffen uns vielleicht ein ruhigeres Gewissen – für die Tiere selbst sind sie aber bedeutungslos. Doch Mal angenommen, ein Tier ließe sich tatsächlich human töten: wie würdest du beim Kauf deines Fleisches absolut sicherstellen, dass das Tier auch auf eine humane Weise für dich getötet wurde?
Humanes Schlachten ist eine Wunschvorstellung
Dieses abschließende Bild darf ich dir nicht vorenthalten, tut mir Leid. Es ist die Realität. Das sich Tiere human schlachten lassen, ist hingegen eine Wunschvorstellung, die uns Abends besser einschlafen lässt und uns schlussendlich davon abhält, unsere Gewohnheiten zu verändern. Die wenigsten von uns wären in der Lage, ein Tier mit den eigenen Händen zu töten. Warum bezahlen wir dann jemand anderen dafür, es zu tun?
Human zu sein, bedeutet Barmherzigkeit und Nachsichtigkeit zu zeigen – und mitzufühlen. Man kann ein Lebewesen, das nicht sterben will, auch nicht human töten. Tiere sind emotionale Wesen, die nichts verbrochen haben. Dennoch muss sich ihr viel zu frühes Ende wie eine Strafe anfühlen. Um das zu versehene, müssen wir Menschlichkeit beweisen – der Start ins vegane Leben ist der entscheidende Schritt. Bis dahin klebt das Blut an unseren Händen.
Hast du Fragen oder Anregungen zum Thema „Humanes Schlachten“? Dann schreibe mir einfach einen Kommentar.
Bleib‘ nachhaltig,
PS.: Puh, dieser Artikel war ganz schön hart zu schreiben, wenn man kurz zuvor noch einen über den bienenfreundlichen Garten verfasst hat. Wenn du gerade etwas aufgewühlt bist, dann fahre mit dem Bienen-Beitrag gerne etwas herunter. Falls du jetzt erst recht noch mehr über die Hintergründe der Massentierhaltung erfahren willst, dann schaue dir unbedingt diese veganen Dokus an.
Quellenangaben:
₁ Dinge erklärt – Kurzgesagt: Fleisch – Das leckerste Übel der Welt, YouTube, 24.01.2019, Web, 07.05.2020 um 10:50 Uhr, in: http://y2u.be/y6f3dwxexZM.
₂ Natural Energizer; Y. Popov: Das Märchen vom “Humanen Schlachten” – Natural Energizer, abrufbar unter https://t1p.de/pgt0. [17.07.2020].
₃ Bayerischer Rundfunk: Tierwohllabel – ein Ausweg aus der Massentierhaltung? (05.10.2022), abrufbar unter https://t1p.de/ujyi. [17.07.2020].