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Dürfen wir Tiere töten

Dürfen wir Tiere töten? Der Unterschied zwischen Moral und Recht

Dürfen wir Tiere töten, um sie zu essen? Eine berechtigte Frage! Immerhin isst jeder deutsche etwa 150 Tiere im Jahr.₁ 74 Milliarden Tiere werden weltweit jedes Jahr für unseren Verzehr getötet.₂ Und das, obwohl eine ausgewogen-pflanzliche Ernährungsweise laut American Dietetic Association möglich ist.₃ Zudem zählt der Konsum tierischer Lebensmittel zu den wesentlichen Treibern der größten Umweltprobleme unserer Zeit ist. Es fehlt einfach die Notwendigkeit, die Tiere zu töten. Auch deshalb wird der Fleischkonsum häufig reflexartig mit Argumenten wie „Fleisch essen ist legal“ gerechtfertigt. Doch ist etwas wirklich automatisch moralisch, nur weil es erlaubt ist? Dürfen wir Tiere deshalb töten?

In diesem Artikel möchte ich dir diese Fragen beantworten und den Unterschied zwischen Moral und Recht näher bringen. Auf geht's!

Du empfindest Wut über das Titelbild? Dann spricht vermutlich dein moralischer Kompass zu dir. Denn es zeigt lediglich den ganz normalen Alltag in einem Schlachthaus. Wer für tierische Produkte bezahlt, zahlt auch für die Handlungen, die diese erfordern.

Warum mir der Unterschied zwischen Moral und Recht so wichtig ist

Auch wenn Tiere nicht mehr als Sachen gelten, haben sie keine eigentlichen Rechte und Pflichten, die juristisch durchsetzbar sind. Sie sprechen nicht einmal unsere Sprache, sodass sie ihre Rechte einklagen könnten. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns selbst den Unterschied zwischen moralisch vertretbaren und legalen Entscheidungen bewusst machen.

Hier sind einige „Ausreden“ von Fleischessern, die sich direkt oder indirekt auf die minderen Rechte von Tieren beziehen, die ich früher sogar selbst heuausposaunt habe, aber inzwischen nicht mehr für richtig halte:

  • „Das Leben von Tieren ist wichtiger als das Leben eines Tieres“: Auch ich finde das Leben eines Menschen wichtiger, als das Leben eines Tieres. Aber das heißt nicht, dass das Leben eines Tieres NICHTS wert ist. Und eben weil es etwas wert ist, ist auch das Leben von Tieren zu schützen. Das gibt mir mein moralischer Kompass vor.
  • „Tiere sind anders als wir“: Auch wir Menschen sind biologisch betrachtet Tiere. Dennoch unterscheiden wir uns natürlich in vielen Dingen. Doch es gibt auch unglaublich viele Gemeinsamkeiten, wie beispielsweise Bewusstsein, Sozialleben, Intelligenz, Emotionen oder Schmerzempfinden.
  • „Tiere fressen auch Tiere“: Tiere haben keinen moralischen Kompass, wie wir Menschen. Und wenn ein Löwe eine Gazelle jagt und frisst, dann tut er das aus Überlebensgründen. Wir haben hingegen die Wahl, uns pflanzlich zu ernähren und können auch mit einer veganen Ernährungsweise überleben.

Wir sollen uns nicht fragen, ob wir Tiere töten dürfen. Sondern ob uns Tiere genug wert sind, dass wir sie nicht töten. Selbstverständlich sind sie das. Wir sollten unsere moralischen Werte nicht vom Verhalten oder einem „niederen Wert“ von Tieren abhängig machen. Oder wollen wir uns zur Begrüßung zukünftig auch am Hinterteil beschnüffeln, so wie es die Löwen machen? 😉

Die Begriffe Moral, Recht & Sittlichkeit definiert

Ist es erlaubt, Tiere wie Kälbchen zu töten?

Um die Frage „Dürfen wir Tiere töten?“ zu beantworten, sollten wir die Begriffe Moral, Recht (bzw. Legalität) und Sittlichkeit zunächst klar definieren. Hier habe ich dir die entsprechenden Definitionen zusammengestellt.

Moral definiert: Unter Moral versteht man alle Sitten, Normen und Werte, die sich eine Gesellschaft auferlegt hat und die von ihr allgemein anerkannt werden. Die Moral soll ein gutes Zusammenleben der Menschen untereinander ermöglichen und hat den Anspruch, ohne Ausnahmefälle allgemein für alle Menschen gleichermaßen erfüllbar zu sein. Wenn jemand gegen die Moralvorstellungen einer Gesellschaft verstößt, sollten sich in der Regel Schuldgefühle einstellen.₄

Recht/Legalität definiert: Legal ist individuelles oder staatliches Handeln dann, wenn es mit geltendem Recht und Gesetz übereinstimmt.₅

Sittlichkeit definiert: Gesamtheit der in einer bestimmten Gesellschaft gültigen moralischen Anschauungen.₆

Allein von der Definition unterscheiden sich Moral und Recht also schon. Die Gesellschaft legt sich einen moralischen Kompass für akzeptiertes Verhalten fest – jedoch nicht der Staat und auch kein Gesetzbuch. Es handelt sich schlichtweg um unsere persönlichen Wertvorstellungen. Recht und Legalität sind hingegen Dinge, die der Staat (auch auf Basis unserer Wertvorstellungen) definiert und gegebenenfalls auch anpasst.

Ist das Töten von Tieren erlaubt?

Es ist verboten einen anderen Menschen zu töten – und es wird hart bestraft. Wir haben gelernt, dass es nicht richtig ist, anderen das Leben zu nehmen. Doch bei Tieren ist das zumindest aus rechtlicher Sicht anders. Unser Rechtssystem sieht keinen allgemeinen Lebensschutz für Tiere vor. Deshalb darf man sie auch dann töten, wenn kein logischer Grund dafür besteht. Die Tötung darf laut Tierschutzgesetz (TierSchG) allerdings nicht qualvoll und mutwillig passieren. Tiere dürfen nur unter fachgerechter Betäubung oder sonst, soweit nach den gegebenen Umständen zumutbar, nur unter Vermeidung von Schmerzen getötet werden.

Werden diese Vorschriften eingehalten, ist das Töten von Tieren legal. Strafbar sind hingegen die „ungerechtfertigte“ Tiertötung sowie die rohe und quälerische Misshandlung von Tieren. Dazu zählt auch die Tierquälerei durch Unterlassung.

Das Töten von Tieren ist also per se erlaubt. Doch ist es auch human und moralisch vertretbar, nur weil es legal ist?

Tipp: Oft wird auch bei der Rechtfertigung des Fleischkonsums vom „humanen Schlachten“ gesprochen. Im verlinkten Beitrag erfährst du, ob man einem Lebewesen wirklich auf eine menschliche Art und Weise das Leben nehmen kann.

Ist etwas automatisch moralisch, wenn es legal ist?

Sklaverei war erlaubt - das macht sie nicht moralisch vertretbar

Nun wissen wir, dass das Töten von Tieren grundsätzlich erlaubt ist – doch ist unser Handeln auch moralisch vertretbar, nur weil es legal ist? Die Antwort ist ein klares NEIN. Moral und Legalität sind zwei absolut unterschiedliche Dinge. Unsere Moralvorstellungen werden von uns selbst getroffen und können von einer Sekunde auf die andere durch uns selbst angepasst werden. Die Gesetze und das Recht an sich werden durch den Staat definiert und möglicherweise durch gesellschaftliche Debatten und Verhandlungen im Laufe der Zeit geändert.

Die Sklaverei war auch erlaubt. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts setzte ein Umdenken ein. Bis dahin durften beispielsweise die Südstaaten Amerikas afrikanischen Sklaven kaufen, um sie auf ihren Baumwollplantagen einzusetzen. Die Sklaven hatten keine Rechte und erhielten auch keinen Lohn für ihre Arbeitsleistungen. Nur weil die Sklaverei erlaubt war, macht es sie nicht moralisch vertretbar, richtig?

Und sollte es auch erlaubt sein, Hunde zu essen? Die meisten Menschen in Deutschland würden auf diese Frage wohl mit einem stirnrunzelnden NATÜRLICH NICHT antworten. Doch in Ländern wie China ist das Essen von Hunden Gang und Gäbe – und legal. Findest du es deshalb auch moralisch vertretbar?

Wir halten fest: nur weil etwas legal ist, ist es nicht automatisch moralisch vertretbar. Und nur weil etwas moralisch vertretbar ist, ist es nicht automatisch erlaubt. Moral und Legalität sind zwei völlig unterschiedliche Dinge.

Dürfen wir Tiere töten? Unterschied zwischen Moral und Recht bewusst machen

Ich halte es für ungeheuer wichtig, dass wir uns klar machen, dass ein Gesetz uns nicht diktiert, was moralisch vertretbar ist und was nicht. Stattdessen müssen wir bestehende Strukturen hinterfragen und im Zweifel dafür sorgen, dass sich etwas ändert.

Falls du aber immer noch glaubst, dass wir Tiere einfach töten können, wie es uns beliebt, dann stelle dir die folgenden Fragen:

  • Welche Eigenschaft eines Tieres gibt uns das Recht, Tieren das Leben zu nehmen?
  • Und warum streicheln wir Hunde und Katzen, aber schlachten Kühe und Schweine?

Fleisch zu essen, ist am Ende jedenfalls keine persönliche Entscheidung – denn diese Entscheidung hat immer ein Opfer. Und nur weil sie nicht verboten ist, wird sie nicht automatisch moralisch. Vielleicht sollten wir uns Fragen, ob das Töten von Tieren besser illegal sein sollte, um auch von den positiven, psychologischen Effekten für unser Zusammenleben zu profitieren.

Abschließend möchte ich dir noch einige weiterführende Beiträge an die Hand geben:

Hast du Fragen oder Anregungen zum Thema Moral und Recht im Tierschutz? Dann schreibe mir gern einen Kommentar!

Bleib‘ tierfreundlich,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS.: Schaue dich gerne weiter im Vegan Blog um. Lene zum Beispiel, warum Veganismus auch Menschenrechte fördert und sich nicht ausschließlich für die Rechte von Tieren stark macht!

Quellenangaben:

₁ Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt: Deutsche essen über 12 Milliarden Tiere pro Jahr (Stand: 29.09.2010), https://t1p.de/0qum. [29.03.2021].

₂ Dinge erklärt – Kurzgesagt: Fleisch – Das leckerste Übel der Welt, YouTube, 24.01.2019, Web, 16.03.2021 um 08:50 Uhr, in: http://y2u.be/y6f3dwxexZM.

₃ American Dietetic Association; W. J. Craig; A. R. Mangels: Position of the American Dietetic Association: vegetarian diets (Stand: Juli 2009), https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19562864. [24.07.2020].

₄ Andreas Suchanek: Moral, abrufbar unter https://t1p.de/9fm2. [29.03.2021].

₅ Bundeszentrale für politische Bildung: Legalität/Legalitätsprinzip, https://t1p.de/wcg8. [29.03.2021].

₆ Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften: Sittlichkeit, https://www.dwds.de/wb/Sittlichkeit. [29.03.2021].

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Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.

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