Du willst den Hass im Netz stoppen? Dann hast du eine großartige Einstellung und bist hier genau richtig! Möglicherweise bist du selbst schon einmal Opfer von Hate Speech geworden oder hast einfach nur das Gefühl, dass der Ton im Internet deutlich rauer und zunehmend beleidigender geworden ist.
Glücklicherweise gibt es Mittel und Wege, um diesem Wahnsinn langfristig entgegenzuwirken.
In diesem Artikel zeige ich dir jetzt, was du gegen den grausamen Online-Hate tun kannst. Nutze die folgenden Ideen und Maßnahmen, um dich aktiv gegen Hasskommentare, Mobbing und Beleidigungen im Internet einzusetzen. Auf geht's!
Zur Info: Dieser Beitrag erscheint dir vielleicht etwas Offtopic! Er liegt mir aber besonders am Herzen. Und da der Umgang mit unseren Mitmenschen auch zur nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft zählt, besteht ja tatsächlich auch ein Bezug zum Thema Nachhaltigkeit.
Was ist Hate Speech und warum ist das ein Problem?
Der Duden definiert Hate Speech bzw. Hassrede als „Hass verbreitende Art des Sprechens oder Schreibens“ sowie „Hassbotschaften enthaltende Rede„.
Es ist aber im Allgemeinen auch ein Oberbegriff für das soziale Phänomen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit und Volksverhetzung im Internet, bei denen es immer Täter:innen und Opfer gibt. Ob bei Instagram, TikTok, Snapchat, WhatsApp oder Facebook: Täter:innen beleidigen, drohen, greifen an und rufen zu noch mehr Hass auf, während die Gegenwehr von Opfern den Hass oft umso mehr schürt.
Es gibt mittlerweile sogar organisierten Hass, den beispielsweise rechte Netzwerke gezielt schüren und verbreiten, um ihre Opfer mundtot zu machen.1 Die Täter kommen heutzutage meist straffrei davon, weil nur wenige Opfer eine Strafanzeige erstatten oder die Polizei keine ausreichenden Kapazitäten zur Verfügung hat.
Die Landesanstalt für Medien NRW hat in einer Studien mit 1010 Befragten Internetnutzern über 14 Jahren herausgefunden, dass 73 Prozent von ihnen bereits Hate Speech und Hasskommentare gelesen haben.2
Hass im Netz ist also ein weit verbreitetes, gesellschaftliches Problem und eine Form von psychischer Gewalt, deren Folgen für Betroffene beispielsweise Depressionen oder Schlafstörungen bis hin zum Suizid sein können.
Was tun gegen Hass im Netz? 10 Tipps & Ideen
Leider kommt es im Internet immer wieder zu Beleidigungen, die wir uns bei einem Treffen in der Öffentlichkeit niemals gefallen und auch nicht anderen Menschen gegenüber ungeachtet lassen würden. Doch im Netz werden diese Hassattacken oft toleriert – mit fatalen Folgen für ihre Opfer.
Ich hoffe, dass ich mit den folgenden Tipps dazu beitragen kann, dass die Gesprächskultur im Internet wieder freundlicher wird und wir den Hass im Netz stoppen können.
1. Ignoriere den Hass nicht
Wir sind uns vermutlich einig, dass es keine Lösung sein kann, Hasskommentare einfach zu ignorieren. Gleichzeitig entfacht heftige Gegenwehr leider auch oft noch heftigere Hassattacken und Beleidigungen, weil die Täter:innen genau darauf warten.
Doch nicht zu widersprechen und sich nicht dagegen stark zu machen, bestärkt Internet-Trolle und andere Hater:innen nur noch mehr. Die Gefahr dafür, dass sich Hate Speech zu einem „normalen“ Umgangston im Web entwickelt, ist dann einfach zu groß.
Egal ob du selbst betroffen bist oder jemand anderes: Ignoranz ist schlimmer als Hass.
Buch-Tipp: Einige der Tipps aus diesem Beitrag habe ich aus dem Buch „Hass im Netz: Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können“ von Ingrid Brodnig. Nutze es gern als weiterführende Lektüre. Wenn du magst, bekommst du es hier*.
2. Stelle die jeweilige Plattform zur Rede
Die Plattformen sind mitverantwortlich für einen gesitteten Austausch ihrer Nutzer:innen, doch sie können Hasskommentare oder Drohungen nicht immer direkt bei der Entstehung erkennen und entfernen.
Deshalb solltest du hasserfüllte Videos, Kommentare oder Postings immer direkt an die Betreiber:innen reporten und Maßnahmen einfordern. Beschreibe dafür am besten auch den jeweiligen Vorfall.
3. Stelle dem Hass positive Kommentare entgegen
Wenn wir Hass im Netz stoppen wollen, müssen wir seinen Opfern unter die Arme greifen und Solidarität zeigen. Wenn du also einen Hasskommentar siehst, dann kontere ihn einfach mit einem „Love-Kommentar“. Getreu dem Motto: Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst, für das Internet. 😉
Hinweis: Das Ursprungszitat von Mahatma Gandhi habe ich hier etwas abgewandelt. Im verlinkten Beitrag findest du weitere wertvolle Sprüche des indischen Freiheitskämpfers.
4. Unterstütze die Unterstützer:innen
Es kann nicht genug Liebe im Internet verbreitet werden. Wenn jemand, der mit Hate Speech konfrontiert wurde also Unterstützung erfährt, dann schadet es nicht, diese zu bekräftigen und ebenfalls ein paar nette und aufbauende Worte hinzuzufügen.
5. Reagiere nie mit Hass auf Hass

Hass kann nie die Lösung sein. Dementsprechend solltest du dich nicht dazu verleiten lassen, ebenfalls mit Hass oder Gewalt zu reagieren. Ansonsten bekommt der „hassende Mensch“ plötzlich Unterstützung anderer User:innen, die er/sie gar nicht verdient hat.
Normalerweise flüchten und erstarren wir bei verbaler Gewalt oder gehen eben selbst in den Angriff über. Glücklicherweise lässt sich die eigene Reaktion auf Entgleisungen und Hass im Internet trainieren, sodass dieser einfach an dir abprallt und du überlegt reagieren kannst. Ich denke, dass du aus diesem Beitrag die entsprechenden Tipps dafür mitnimmst.
6. Reporte deine Erlebnisse und Beobachtungen an Organisationen
Die Meldung von Hasskommentaren an bestimmte Organisationen führt zu einer schnelleren Löschung. Abgesehen davon, dass du direkt etwas gegen Hate Speech unternimmst, können die berichteten Daten unzähliger Opfer genutzt werden, um das Ausmaß des Problems sichtbar zu machen.
Hass muss verfolgt, aufgeklärt und verhindert werden. Und dafür ist es wichtig zu erfahren, gegen wen er sich richtet und von wem er kommt.
Hier sind einige Anlaufstellen, an die du Erlebnisse und Erfahrungen mit Hass im Internet melden solltest:
- Bundeskriminalamt (Meldestelle für Hass im Netz)
- Hassmelden.de
- Hass-im-netz.info
7. Suche dir Hilfe von anderen
Beleidigungen und Drohungen können eine echte Belastung darstellen. Sprich in jedem Fall mit anderen darüber und suche dir so gezielt Hilfe. Erkläre deinen Freunden und Verwandten den Vorfall und bitte sie um Rat.
Außerdem kann auch der gesittete Austausch in Foren und Facebookgruppen Abhilfe schaffen. Denn nicht alle Menschen sind hasserfüllt. Es gibt mehr Opfer als Täter:innen – und mehr gute Menschen als schlechte.
Wichtiger Hinweis: Wenn dich die oft aggressive und hasserfüllte Stimmung oder persönliche Beleidigungen und Drohungen in den Kommentarspalten psychisch sehr belasten, dann reduziere deine Bildschirmzeit etwas und scheue dich auch nicht davor, eine Therapie zu beginnen.
8. Mache dir bewusst, dass du nicht die Quelle des Hasses bist
Wichtig zu verstehen: Du bist nur der Auslöser, der dazu führt, dass sich der Hass des Täters an dir entlädt. Das eigentliche Problem spielt sich im Kopf der Täter:innen ab, die sich durch eine bestimmte Aussage oder ein bestimmtes äußeres Merkmal oder Verhalten getriggert fühlen. Dieser Fakt sollte dir beim Umgang mit belastenderen Kommentaren helfen.
„Wer die anderen neben sich klein macht, ist nie groß.“ (Johann Gottfried Seume)
Ich habe dir eine Sammlung weiterer inspirierender Zitate gegen Hass zusammengestellt)
9. Lege selbst die Grenzen fest
Du musst dich nicht abschotten! Zeige deiner Community oder anderen Menschen im Netz einfach, wo die Grenzen sind, um ein angenehmes, faires und zielführendes Diskussionsklima zu schaffen.
Viele Plattformen ermöglichen es zum Beispiel, Kommentare mit bestimmten, beleidigenden Begriffen zu blockieren.
Wenn du selbst Influencer:in oder eine andere Person des im Internet eben öffentlichen Lebens bist, dann solltest du diese Möglichkeiten gegen Hate Speech und die Folgen der psychischen Gewalt nutzen.
Ein Tipp nebenbei: Wusstest du eigentlich, wie du nachhaltiger im Internet surfen kannst? Im verlinkten Beitrag lernst du es!
10. Erzeuge ein Bewusstsein für das Problem in unserer Gesellschaft
Die verbale, psychische Gewalt im Netz ist ein massives Problem in unserer glücklicherweise entwicklungsfähigen Gesellschaft. Doch um es zu lösen, müssen wir alle begreifen, dass es ein ernst zu nehmendes Problem ist.
Deshalb sollten wir auch mit unserer Familien und Freunden darüber sprechen, aufklärende Blogbeiträge schreiben und Online-Petitionen unterzeichnen, die die Aufmerksamkeit auf den Hass im Internet lenken und sich aktiv dagegen einsetzen.
Fange direkt damit an und unterstütze die Campact-Petition „Hate Speech im Netz stoppen!“.
Hass im Netz stoppen, indem wir nicht wegsehen

Hetzer:innen profitieren von der Anonymität sozialer Netzwerke – doch Anonymität hat auch ihre guten Seiten. Die Lösung des Problems liegt darin, Internettrolle und Hater:innen nicht einfach zu ignorieren, sondern sich stark gegen sie zu machen.
Denn am Ende sind die guten und emphatischen Menschen in der Überzahl – sie müssen sich nur lautstark bemerkbar machen.
„Hass ist die Rache des Feiglings dafür, dass er eingeschüchtert wurde.“
George Bernard Shaw (mehr unter Hass Zitate)
An dieser Stelle noch einmal meine absolute Buch-Empfehlung als weiterführende Lektüre: „Hass im Netz: Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können“ von Ingrid Brodnig. Hier bekommst du das Buch*.
Ich hoffe, dass ich dir und vielleicht auch anderen Menschen weiterhelfen konnte.
Hast du Fragen, Anregungen oder eigene Erfahrungen, die du teilen möchtest? Dann schreibe mir einfach einen freundlichen Kommentar unter diesen Beitrag. 😉
Bleib sauber,

PS: Gewalt ist nie eine Lösung! Wusstest du, dass man auch vegan gegen Gewalt sein kann? Im verlinkten Artikel zeige ich dir, warum das so ist.