Fragst du dich gerade, ob Tiere Schmerzen empfinden, so wie wir Menschen auch? Die Antwort möchte ich dir in diesem Artikel geben! Ein Schmerz ist ein Signal des Körpers dafür, dass es ein Problem gibt, um das man sich kümmern sollte. Anhand von Mimik, Gestik und Sprache erkennen wir schnell, ob einer unserer Artgenossen entsprechendes Leid verspürt. Doch bei Tieren ist das schon etwas schwieriger. Wir können ihre Mimik und Gestik nicht so gut lesen, wie unsere eigene. Und ihre Sprache sprechen wir auch nicht.
Hier möchte ich jetzt ein für alle Mal klären, ob Tiere Schmerzen empfinden, so wie wir Menschen. Außerdem gehe ich darauf ein, warum wir uns diese Frage überhaupt stellen.
Warum fragen wir uns überhaupt, ob Tiere Schmerzen empfinden?
Menschlich zu sein, bedeutet Barmherzigkeit, Hilfsbereitschaft, Güte, Freundlichkeit und Mitgefühl zu zeigen. Fühlen Tiere Schmerzen? Wenn wir uns immer menschlich verhalten würden, wäre diese Frage im Grunde völlig überflüssig. Wir würden sie einfach alle menschlich behandeln. Eben so, wie wir selbst auch behandelt werden wollen.
Doch wir verhalten uns meist nicht menschlich – und wissen das. Wir wissen, dass wir Tiere quälen und töten lassen, um sie zu essen. Dass sie dressiert werden, damit sie in der Manage für uns durch brennende Reifen springen können. Dass wir Versuche an ihnen durchführen, um Erkenntnisse für unser Fortbestehen zu gewinnen. Dass wir unsere Straßen, Schienen und Häuser in ihren Lebensräumen bauen. Und dass wir ihnen das Fell über die Ohren ziehen, um uns schöne Mäntel daraus zu machen.
Vielleicht fragen wir uns einfach wegen all dieser grausamen Taten, ob Tiere Schmerzen empfinden. Und vielleicht wünschen wir uns sehnlichst, dass es nicht der Fall ist, damit wir einfach so weitermachen können wie bisher. Und falls sie doch Schmerzen empfinden, sprechen wir in der Zwischenzeit sicherheitshalber einfach von humanem Schlachten in der Massentierhaltung.
Wir stoßen auf eine kognitive Dissonanz – einen inneren Widerspruch. Wir lieben Tiere, aber wir essen sie auch. Die Frage „fühlen Tiere Schmerzen?“ stellen wir uns also vor allem, um besser schlafen zu können. Doch eigentlich kennen wir die Antwort schon längst.
Bist du auch gegen Tierquälerei?
Es fällt uns schwer mit ansehen, wenn jemand einen Hund tritt. Egal, ob es unser eigener oder ein völlig fremder Hund ist. Eingesperrte Tiere würden wir am liebsten befreien. Auch der Film Dominion, der das tägliche Leid von Kühen, Schweinen und anderen Tieren in der Massentierhaltung zeigt, geht uns extrem Nahe. Dennoch zahlen wir Geld für die Produkte, die aus dieser Industrie kommen – und nehmen dafür auch die Tierquälerei in Kauf.
Fast jeder Mensch würde wohl behaupten, dass er gegen Tierquälerei ist. Du auch? Falls ja: warum bist du gegen Tierquälerei? Wenn Tiere keine Schmerzen empfinden würden, könnte dir das ja eigentlich völlig egal sein, oder? Doch aus irgendeinem Grund ist es uns allen nicht egal. Tierquäler werden bei uns in Deutschland sogar hart bestraft!
Wir wissen also längst, dass Tiere fühlende Lebewesen sind und Schmerzen empfinden – die Ausgangsfrage müssten wir uns eigentlich gar nicht mehr stellen.
Niemand von uns will gequält werden – und die wenigsten wollen, dass es anderen fühlenden Lebewesen widerfährt. Doch wenn wir das Leid der Tiere nicht sehen, machen wir für ein saftiges Steak liebend gerne eine Ausnahme. Oder wie siehst du das?
Empfinden Tiere SChmerzen aber auch genauSo, wie wir Menschen?
Viele Menschen rechtfertigen Fleischkonsum oder das Tragen von Pelzkleidung damit, dass Tiere keine Schmerzen empfinden. Wir halten fest: sie empfinden Schmerzen. Meist wird dann weiterargumentiert: „Aber sie fühlen Schmerzen nicht so wie wir.“ – stimmt das?
Wir Menschen haben eine Schmerzwahrnehmung. Beißt uns eine Schlange, übermitteln Nerven in unserer Haut die Informationen ans Rückenmark. Motorische Neuronen sorgen dann dafür, dass wir unseren Arm schnellstmöglich wegziehen und flüchten. Auch Tiere habe diese sogenannte Nozizeption – ohne Schmerzwahrnehmung wären sie schlussendlich gar nicht in der Lage zu überleben.
Wir Menschen haben aber auch noch eine Schmerzerkenntnis. Die Schlange beißt uns und die Schmerzinformation wird über das Rückenmark ans Gehirn weitergeleitet. Angst, Panik und Stress werden ausgelöst. Wir erinnern uns an diese schmerzhafte Erfahrungen und versuchen sie zukünftig zu vermeiden. Diese Erkenntnis ist bei Tieren allerdings schon etwas schwerer zuzuordnen, da uns die wenigsten von ihnen zeigen können, was sie fühlen.₁
Alle Säugetiere haben ein zentrales Nervensystem, mit dem sie Schmerzen empfinden
Grundsätzlich ist bewiesen, dass Säugetiere allesamt das gleiche Nervensystem mit den gleichen Neurochemikalien, Empfindungen und Emotionen besitzen.₂ Die meisten Tiere zeigen Fluchtverhalten und einen Überlebenswillen. Das lässt annehmen, dass sie Schmerz und Leid vermeiden wollen und, dass sie sich der Lebensgefahr bewusst sind. Das gilt für Kühe, Schweine und Hühner in der Massentierhaltung, genauso wie für Antilopen und Robben. Aber auch Reptilien, Amphibien und Fische verfügen über die nötige Neuroanatomie für Schmerzempfinden und Schmerzerkenntnis.
Verletzte Tiere lecken ihre Wunden, zittern, geben ungewöhnliche Laute von sich oder ziehen sich für eine Weile zurück. Wölfe beispielsweise, versuchen sich Schmerzen nicht anmerken zu lassen, um weiter im Rudel akzeptiert zu werden. Hinzu kommt das seelische Leid: zum Beispiel wenn Kühe in dunklen Ställen ohne Tageslicht eingesperrt oder von ihren Kälbchen getrennt werden. Oder wenn Frauchen und Herrchen ihren Hund lange allein lassen. Auch wir Menschen zeigen zumindest vergleichbare Reaktionen auf physischen und seelischen Schmerz, was die Annahme unterstützt, dass Tiere ähnlich oder sogar genauso Leid empfinden, wie wir.
Wir Menschen wissen aber, dass der Schmerz ein Ende haben wird, sobald wir im Krankenhaus behandelt werden. Tiere haben diese beruhigende Information jedoch nicht. Ihre körperlichen und seelischen Schmerzen könnten also durchaus noch schlimmer sein, als unsere. Wir wissen es nicht sicher. Aber es ist auch völlig egal, wie stark Tiere Schmerzen empfinden. Entscheidend ist, dass sie Schmerzen empfinden. Unser moralischer Kompass sagt uns, dass wir anderen Lebewesen kein Leid zufügen sollten, wenn das nicht unausweichlich und absolut überlebenswichtig für uns ist.
Tiere haben also eine Schmerzwahrnehmung und die meisten wohl auch eine Schmerzerkenntnis. Doch je unterschiedlicher das Tier von uns ist, desto schwerer fällt es uns, anhand von äußeren Merkmalen festzustellen, ob es Schmerzen empfindet.
Das letzte Argument: „Aber Pflanzen haben auch Gefühle!“
Tiere empfinden Schmerzen vermutlich ziemlich genauso, wie wir Menschen. Die kognitive Dissonanz lässt viele von uns dann aber auch noch zum äußersten Argument greifen, um Gewohnheiten, die mit Tierleid verbunden sind, zu rechtfertigen: Pflanzen haben auch Gefühle!
Es gibt keinen Wissenschaftler auf dieser Erde, der beweisen konnte, dass Pflanzen ein zentrales Nervensystem haben, das auf ein Schmerzempfinden hinweisen könnte. Pflanzen zeigen einfach nur biochemische Reaktionen, zum Beispiel, wenn sie sich zur Sonne ausrichten. Tiere hingegen, haben ganz sicher eine Gefühlswelt und Schmerzempfinden. Doch selbst wenn es irgendwann diesen einen Wissenschaftler gibt: wer weiterhin Fleisch ist, weil Pflanzen ja auch Gefühle haben, sollte erst recht mit dem Fleischkonsum aufhören. Denn für Tierfutter, das nötig ist, um Fleisch zu erzeugen, „sterben“ noch deutlich mehr Pflanzen.
Tipp: Verzehren wir die Pflanzen doch einfach direkt, um Tieren keine Schmerzen zuzufügen und um möglichst wenige Pflanzen zu verbrauchen. Mehr über meine Gründe für die vegane Lebensweise, erfährst du im verlinkten Beitrag.
TIERE EMPFINDEN SCHMERZEN – WAS MACHEN WIR NUN MIT DIESEM WISSEN?
Tiere empfinden also Schmerzen. Dennoch argumentieren wir uns um den Verstand, um unsere Gewohnheiten irgendwie zu rechtfertigen. Und das, obwohl wir es eigentlich besser wissen.
„Okay. Das mit den Pflanzen verstehe ich ja. Aber was wäre, wenn eifrige Experten irgendwann herausfinden, dass sich die Wissenschaft geirrt hat und Tiere doch (fast) keine Schmerzen empfinden?“ Tja, dann hätten wir völlig umsonst damit aufgehört, unschuldige, liebenswerte und einzigartige Tiere zu quälen und zu töten. Da würden wir uns aber ganz schön ärgern.₃
Selbst wenn Tiere keine Schmerzen fühlen würden, wäre das immer noch kein Grund dafür, sie zu quälen, zu verletzen und zu töten. Siehst du das auch so? Wir sollten dieses Wissen nutzen, um unsere Werte wieder in Einklang mit unserem Handeln zu bringen. Und wer weiß: vielleicht leben wir irgendwann in einer Welt, in der wir Tieren keine unnötigen Schmerzen zufügen. Vielleicht. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Hast du Fragen oder Anregungen zu diesem Artikel über das Schmerzempfinden von Tieren? Dann schreibe mir wie immer gern einen Kommentar!
Bleib‘ tierfreundlich,
PS.: Schau dich ruhig noch etwas mehr im Tierschutz Blog um. Erfahre zum Beispiel, was dafür spricht, dass wir Menschen eigentlich keine Fleischfresser sind.
Quellenangaben:
₁ TED-Ed: Wie empfinden Tiere Schmerz? – Robyn J. Crook, YouTube, 17.01.2017, Web, 16.05.2021 um 08:54 Uhr, in: https://www.youtube.com/watch?v=5j9Syov0AAw&t=151s.
₂ Liz Langley, National Geographic: Fühlen Tiere Schmerzen so wie wir? (Stand: 05.11.2020), abrufbar unter https://t1p.de/zxa3. [20.05.2021].
₃ Anspielung an Zitat von Kabarettist Marc-Uwe Kling.