Zum Inhalt springen
Eier ohne Kükentöten – Was passiert wirklich mit den männlichen Hühnerküken?

Eier ohne Kükentöten – Was passiert wirklich mit den männlichen Hühnerküken?

Du willst alles über die Eier ohne Kükentöten wissen und erfahren, was mit den männlichen Küken passiert? Dann bist du hier genau richtig! Sicherlich hast du schon davon gehört, dass in der Eier-Industrie männliche Hühnerküken unmittelbar nach ihrer Geburt grausam geschreddert oder vergast werden, weil sie keine Eier legen, zu wenig Fleisch ansetzen und deshalb unwirtschaftlich sind.

Seit Beginn des Jahres 2022 ist dies in Deutschland glücklicherweise verboten. Doch wo landen seither eigentlich die geretteten Bruderhähne? Zieht man sie artgerecht groß und leben sie glücklich bis an ihr (natürliches) Lebensende? Fragen über Fragen.

In diesem Artikel möchte ich dir deshalb jetzt alles Wissenswerte über die Eier ohne Kükentöten an die Hand geben. Außerdem möchte ich untersuchen, ob es dem Nachwuchs der Legehennen wirklich gut geht – oder ob am Ende doch nur wir Konsument:innen glücklich sind und die Tiere weiter leiden müssen. Auf geht's!

Vorab findest du hier schon eine kurze Übersicht:

  1. Hintergrund
  2. Alternativen
  3. Aufzucht
  4. Siegel
  5. Bewertung
  6. Schlusswort

Hintergrund: Was sind eigentlich Eier ohne Kükentöten?

Sterben für Eier Küken? Hier werden sie aussortiert
Männliche Küken sind unwirtschaftlich und werden getötet / © Karremann, PETA Deutschland e.V.

Rund 40 Millionen Küken wurden in Deutschland jedes Jahr in Gas-Atmosphäre mit Kohlenstoffdioxid oder durch die Zerstückelung des gesamten Tieres im Schredder getötet.₁ Da ihnen das Leben unmittelbar nach ihrer Geburt genommen wurde bzw. wird, ist oft auch von „Eintagsküken“ die Rede. Davon, dass für Eier keine Tiere sterben, konnte also schon deshalb nie die Rede sein.

Sogenannte Eier ohne Kükentöten sind daher schlichtweg im Handel erhältliche Hühnereier, für deren Erzeugung keine Küken geschreddert oder vergast wurden. Die Produktverpackungen der entsprechenden Eier sind mit unterschiedlichen Siegeln (z.B. „Hahn im Glück“) gekennzeichnet, sodass Verbraucher:innen sie einfacher erkennen können.

Alternativen: Wie sind Eier ohne Kükentöten möglich?

Sind Eier ohne Kükentöten überhaupt möglich?

Das Kükentöten-Verbot ist nun in Kraft getreten. Doch die männlichen Küken der Hennen sind aus Sicht der Industrie natürlich weiterhin unwirtschaftlich. Was sind also die Optionen der Verantwortlichen, um Eier ohne Kükentöten zu produzieren?

Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stehen den Brütereien derzeit die folgenden Alternativen zur Auswahl:

  • Geschlechtsbestimmung
  • Zweinutzungshühner
  • Aufzucht

Im Folgenden möchte ich jetzt noch etwas genauer darauf eingehen, wie genau die Industrie mit diesen Maßnahmen das Kükenschreddern bzw. die Vergasung der Bruderhähne verhindern möchte.

1. Geschlechtsbestimmung im Ei

Mithilfe moderner Technik (Spektroskopisches Verfahren/Lichttest oder Endokrinologisches Verfahren/Hormontest) besteht die Möglichkeit, das Geschlecht der Hühnerembryonen bereits im Brutei zu bestimmen und die Bebrütung der männlichen Küken abzubrechen. Dies ist in Deutschland per Gesetz bis zum 13. Bruttag möglich. Anschließend lässt sich das Schmerzempfinden der Embryos im Ei dann nicht mehr ausschließen.

Die (unwirtschaftlichen) Bruderhähne können heutzutage zum Beispiel mit den Techniken PLANTegg und das Seleggt vor ihrer Geburt gezielt erkannt und entnommen werden. Eier ohne Kükentöten sind also grundsätzlich möglich. Die aussortierten Eier lassen sich dann zu Tierfuttermitteln weiterverarbeiten.

2. Zucht von Zweinutzungshühnern

Das Ausbrüten sogenannter Zweinutzungshühnern stellt auf lange Sicht ebenfalls eine Alternative für das Kükentöten dar. Dabei handelt es sich um gezüchtete Hühnerrassen, die zwar weniger aber immer noch viele Eier legen und wesentlich mehr Fleisch ansetzen.

Ihre ausgewogene Lege- und Mastleistung macht sie schlussendlich sowohl für Eier- als auch für die Fleischindustrie rentabel. Das Töten der Bruderhähne würde also automatisch enden, wenn nur noch diese Hühnerrasse ausgewählt werden würde.

3. Aufzucht der Bruderhähne

Die Aufzucht der Bruderhähne als Alternative zur Erzeugung von Eiern ohne Kükentöten, ist der Hauptgrund für diesen Artikel. Anstatt sie zu vergasen oder zu töten, sollen die jungen Hähne nun aufwachsen dürfen. Das klingt fast zu idyllisch und schön, um wahr zu sein.

Wie und wo werden die männlichen Küken aufgezogen? Schließlich ist die Aufzucht ja kostspielig und platzintensiv. Zudem ist das Hahnenfleisch ein absolutes Nischenprodukt. Die Tiere setzen kaum Fleisch und Fett an und es besteht im Prinzip nicht einmal ein Markt dafür in Deutschland. Landwirt:innen müssen die Eierpreise also deutlich erhöhen, um die Aufzucht quersubventionieren zu können. Und zusätzlich erschweren ja auch noch günstige Importe aus Ländern das Geschäft, in denen das Kükentöten weiterhin erlaubt ist.

Das ZDF ist mit der Dokumentation „Verbot des Kükentötens – Wo landen all die männlichen Küken?“ auf Spurensuche gegangen und hat herausgefunden, dass sich aus dem Verbot eine ganze Industrie entwickelt, die Bruderhähne massenhaft nach Polen zu bringen, wo sie in konventioneller Massentierhaltung eng an eng mit kaum Fischluft und Tageslicht leben müssen.

Die KAT-Zertifizierung (vom KAT-Verein, Branchenverein der Geflügelwirtschaft), will zwar bessere Haltungsbedingungen und kükentötenfreie Lieferketten garantieren, allerdings sind auch bei dieser Zertifizierung weiterhin 20 Tiere pro Quadratmeter zulässig. Die Aufzucht der männlichen Küken ist also nicht so romantisch, wie wir Verbraucher:innen glauben sollen. Aber dazu gleich mehr.

Siegel: Woran kann man vermeintliche Eier ohne Kükentöten erkennen?

Siegel ohne Kükentöten auf Eier-Karton

Bevor ich gleich zu meiner Einschätzung komme, möchte ich dir zunächst noch einmal einen kleinen Überblick darüber geben, an welchen Siegeln du die Eier, bei denen das Kükentöten durch eine der drei genannten Methoden vermieden wurde, grundsätzlich erkennen kannst.

Die folgenden Siegel und Initiativen sollen dir beispielsweise beim Eierkauf dabei helfen, die Eier ohne frühes Töten der Küken schneller zu identifizieren:

  • Bruderhahn Initiative Deutschland
  • Bruderküken-Initiative
  • Initiative Bruder-Ei
  • Ohne Kükentöten – respeggt.com
  • Hahn im Glück
  • Spitz & Bube
  • Herzbube
  • Brüderchen & Schwesterchen
  • Henne & Hahn

Keinem dieser Siegel solltest du blind vertrauen. Wer unterstützen möchte, dass die Bruderhähne aufgezogen werden, kann sich aber am ehesten am Logo der „Bruderhahn Initiative Deutschland (BID)“ orientieren. Und wer Eier bevorzugt, bei deren Erzeugung die Geschlechtserkennung und Aussortierung der männlichen Küken stattfindet, ist mit dem Logo „Ohne Kükentöten – respeggt.com“ vermutlich auf der sicheren Seite.

Wichtig zu wissen ist grundsätzlich, dass das Label „Ohne Kükentöten“ nichts über das gewählte Verfahren und das jeweilige Land der Legehennen aussagt. Für etwas mehr Sicherheit kannst du als Konsument:in dennoch ein Auge auf die jeweiligen Produktsiegel werfen.

Bewertung: Machen die Eier ohne Kükentöten das Leben der Bruderhähne wirklich besser?

Was passiert mit den Bruderhähnen bei Eiern ohne Kükenschreddern?

Meiner Meinung nach verbessert keine der genannten Alternativen das Leben der männlichen Küken von Legehennen. Die Geschlechtererkennung verhindert das Leben, das Zweinutzungshuhn macht die Eierproduktion für die Industrie nur wirtschaftlicher und die Aufzucht der Bruderhähne verstärkt das Leid der Tiere sogar noch, weil sie weiterhin unwirtschaftlich ist und die Jungtiere unter schlechten Bedingungen nur einige Tage länger leben.

Die Tiere werden zwar nicht innerhalb der ersten 48 Stunden ihres Lebens getötet, doch müssen dennoch nach wenigen Wochen in der (möglichst kostengünstigen) Massentierhaltung im Elektrobad sterben, damit Fleisch aus ihnen hergestellt werden kann.

Bis dahin, so zeigt die genannte ZDF-Dokumentation, leben sie unter grausamen Bedingungen. Am Boden der Ställe liegt zu wenig Stroh, sodass sich aus Fäkalien Klumpen an ihren Füßen bilden. Die Tiere können in der Folge nicht mehr richtig laufen, sodass Entzündungen und andere Qualen immer wahrscheinlicher werden.

Auch wenn Bio-Haltung nicht immer das Gelbe vom Ei ist – bei der Aufzucht der Bruderhähne gibt es schlichtweg keine Bio-Haltung. Stattdessen müssen die Junghähne möglichst billig gehalten werden, da es sich ja ehrlicherweise eher um eine Marketing-Maßnahme als um die selbstlose Rettung von kleinen Küken handelt.

Verbot des Kükentötens wird umgangen, da es nicht EU-weit gilt

Eier ohne Kükentöten suggerieren Verbraucher:innen, dass das Kükenschreddern nicht mehr passiert. Doch diese Annahme stimmt nicht. In vielen Nachbarländern Deutschlands ist das Kükentöten weiterhin erlaubt, da eine international einheitliche Regelung fehlt.

Deutsche Betriebe haben daher die Chance das Kükentöten-Verbot einfach zu umgehen, indem sie beispielsweise weibliche Küken aus den Niederlanden kaufen und deren Brüder dort töten lassen. Und die weiblichen Küken werden dann hier als Legehennen vermarktet, die dann in deutschen Ställen Speiseeier legen.

Gut zu wissen: Da die Aufzucht der männlichen Küken in Ländern wie Polen wesentlich günstiger für Bauern und Bäuerinnen ist, nimmt die Umweltbelastung durch noch mehr Tiertransporte weiter zu. Auch der zusätzliche Futter- und Energiebedarf belastet das Klima. Eier ohne Kükentöten sind also zwar in ihrer Idee tier- aber definitiv nicht umweltfreundlicher.

Das Kükentöten lässt sich nur durch die pflanzliche Ernährung ausschließen

Verbraucher:innen haben ihre guten Gründe dafür, Eier ohne Kükentöten zu bevorzugen. Sie wollen verhindern, dass für den persönlichen Eiergenuss unschuldige, kleine Tiere getötet werden. Doch die Bevorzugung von Eiern mit entsprechenden Labeln schließt das Kükentöten leider nicht aus.

Zum einen, weil das Kükentöten-Verbot für die Industrie Schlupflöcher, wie den Import aus Ländern ohne das Verbot, bereit hält. Zum anderen, weil Eier nicht nur als Ei, sondern auch als Bestandteil unzähliger Lebensmittel verkauft werden, bei denen die Herkunft der Eier nicht gekennzeichnet werden muss.

Für das Tier ändern die Eier ohne Kükentöten also im Grunde herzlich wenig. Glücklich sind am Ende neben der profitierenden Industrie nur viele getäuschte Verbraucher:innen, denen ein besseres Gewissen gemacht wurde.

Schlussendlich lässt sich der Tod der kleinen Bruderhähne für den eigenen Geschmack nur durch den Verzicht auf Lebensmittel mit Eiern, bzw. durch die vegane Lebensweise, vollständig ausschließen.

Eier ohne Kükentöten sind nur fürs gute Gewissen

Der Eierkauf ohne Kükentöten ist nicht vollkommen vermeidbar

Die Logos, Label und Slogans auf Eierverpackungen sollen uns Verbraucher:innen das beruhigende Gefühl geben, das für deutsche Eier auf dem Frühstückstisch oder beim nachhaltigen Osterbrunch keine süßen Küken zerschreddert und vergast werden.

Hinter der Bevorzugung von Eiern ohne Kükentöten steckt sicherlich auch eine gute Absicht zum Wohl der Tiere. Und die Geschlechtsbestimmung ist unter den Maßnahmen, um das Kükentöten zu vermeiden, sicherlich noch die tierfreundlichste Alternative. Doch gerade die Aufzucht der Bruderhähne hat einen neuen Zweig der Eier- und Fleisch-Industrie entstehen lassen, der weitere Probleme schürt und die Küken lediglich nur einige Tage länger leben lässt.

„Alle Tiere wissen es, nur der Mensch nicht, dass das höchste Lebensziel Freude ist.“

Samuel Butler (mehr unter Tierschutz Zitate)

Es gibt jedoch keinen richtigen Weg, das Falsche zu tun. Schlussendlich werden alle Hühner geschlachtet, sobald sie unwirtschaftlich sind – und das zu einem, im Verhältnis zu ihrer natürlichen Lebenserwartung, extrem frühen Zeitpunkt. Zudem sind alle Hühner – auch die Erwachsenen – fühlende Lebewesen, wie du und ich. Sie auszubeuten, lässt sich nicht mit Geschmack, Tradition, Gewohnheit oder Bequemlichkeit rechtfertigen – und deshalb verzichten Veganer:innen auch gänzlich auf den Verzehr von Eiern.

Wer die Küken und ihre Eltern wirklich schützen will, steigt deshalb auf pflanzliche Ei-Alternativen um und lebt vegan. Ob als Bindemittel, zur Verdickung oder um den Geschmack nachzuahmen – Pflanzliche Stärke, Apfelmus, Kala Namak Salz (super für veganes Rührei) und viele andere, pflanzliche Lebensmittel können die Vorteile von Eiern nachahmen.

Ich hoffe sehr, dass ich dir mit diesem Beitrag über den Eierkauf ohne Kükentöten weiterhelfen konnte. Hast du Fragen, Anregungen oder möchtest du deine Meinung zu diesem Thema teilen? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.

Bleib‘ tierfreundlich,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS: Wer ausschließlich Eier von eigenen Hühnern isst, kann das Kükentöten eher umgehen. Allerdings ist das nicht massentauglich und auch nicht realistisch in der Umsetzung. Aus welchen Gründen Veganer:innen sonst noch auf die Hinterhof-Eier verzichten, erläutere ich dir genauer im verlinkten Blogbeitrag.

Quellenangaben:
₁ Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Verbot des Kükentötens (Stand: 24.04.2023), abrufbar unter https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tierschutz/tierwohl-forschung-in-ovo.html. [28.07.2023].

Kaffekasse Verbesserungsvorschläge Newsletter

* Links mit Sternchen sind sogenannte Affiliate-Links: Wenn du darauf klickst und etwas kaufst, unterstützt du automatisch und aktiv meine Arbeit mit CareElite.de, da ich einen kleinen Anteil vom Verkaufserlös erhalte – und am Produkt-Preis ändert sich dabei selbstverständlich nichts. Vielen Dank für deinen Support und beste Grüße, Christoph!

Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert