Du fragst dich, warum Veganer:innen keinen Honig essen und ob er überhaupt ein veganes Lebensmittel ist? Dann bist du hier genau richtig! In der Tat zählt Honig zu den Lebensmitteln, bei der die Antwort auf die Frage „vegan oder nicht?“ scheinbar eher im Graubereich liegt. Vor allem, weil Honig meist nicht jeden Tag verzehrt wird, Bienen kleine Tierchen sind, über die wir eher wenig wissen und weil, zumindest auf den ersten Blick, auch kein Tier dafür sterben muss.
In diesem Artikel möchte ich dir jetzt den zweiten Blick erläutern und zeigen, warum Honig nicht vegan ist. Auf geht's!
Vorab findest du hier schon eine kurze Übersicht. Veganer:innen essen kein Honig, weil…
- Bienen den Honig für sich selbst machen
- die Honigproduktion kräftezehrend ist
- wir die Tiere für den Honig manipulieren
- Honigbienen in der Massenzucht ausgebeutet werden
- Bienen verletzt werden und sterben
- Honig nicht besonders gesund ist
- es pflanzliche Alternativen gibt
- Wildbienen wichtig für die Artenvielfalt sind
- Bienen Lebewesen und keine Ware sind
- Wildbienen überlebenswichtig für uns Menschen sind
10 Gründe, warum Veganer keinen Honig essen
Wie du anhand der folgenden Punkte feststellen wirst, gibt es sowohl ethische als auch ökologische Gründe dafür, auf den Konsum von Honig und generell auf durch Bienen erzeugte Produkte, wie zum Beispiel Bienenwachs, zu verzichten.
1. Weil Bienen den Honig für sich selbst machen
Honig ist das Futter der Bienen. Als Ersatznahrung, die sie von Imker:innen erhalten, dient meist ein Zuckersirup, der sie leider nur anfälliger für Krankheiten macht, da den Insekten wichtige Nährstoffe fehlen. Es gibt aber natürlich auch Imkereien, die ihren Bienen ganz bewusst große Teile des selbst produzierten Honigs überlassen. Doch da es dafür keine Gewissheit gibt, verzichten Veganer:innen einfach gänzlich auf den Konsum von Honig.
Bienen sind also in der Lage, ihr eigenes Futter zu produzieren, indem sie den Nektar von Blumen und anderen Pflanzen immer wieder schlucken und auswürgen. Salopp gesagt, ist Honig also Bienenkotze.
2. Weil die Honigproduktion kräftezehrend ist
Der Prozess der Honiggewinnung aus einem Bienenstock ist für Bienen äußerst stressig. 12 Arbeiterbienen brauchen in etwa ihr gesamtes Leben, um einen Teelöffel Honig zu produzieren₁, den wir in einer Sekunde verschlingen.
Bienen sind, nachgewiesen, intelligente, fühlende Lebewesen, die Emotionen wie Angst oder Freude empfinden können. Veganer:innen verzichten daher vor allem aus ethischen bzw. moralischen Gründen auf Honig.
3. Weil wir die Tiere für den Honig manipulieren
Eins vorweg: nicht jede Imkerei geht so brutal vor. Doch das was ich jetzt beschreibe, ist eine gängige Praxis in der Bienenzucht bzw. „Honigproduktion“.
Die Bienenkönigin fixiert man in einer Halterung und befruchtet sie dann mit dem Samen von 8-12 zerdrückten Drohnen instrumentell. (unten im eingebetteten Video kannst du dir das gleich auch noch in der Praxis ansehen)
Ihr werden beide Flügel abgetrennt, sodass sie im Stock bleibt – die anderen Bienen stehen ihr zur Seite und bleiben ebenfalls. Dadurch wird verhindert, dass das Bienenvolk in mehrere neue Kolonien ausschwärmt. Letzteres würde die Honigproduktion im jeweiligen Bienenstock drastisch reduzieren und sie unwirtschaftlich machen.
4. Weil Honigbienen in der Massenzucht ausgebeutet werden
„Warum dürfen Veganer:innen keinen Honig essen?“ – das Wort „dürfen“ sollten wir durch „wollen“ ersetzen. Denn Veganismus ist vor allem eine Frage der Einhaltung der eigenen, moralischen Wertvorstellungen. Und da die Honigproduktion eine Ausbeutung von Tieren ist, entscheiden sich Veganer:innen konsequent dafür, keinen Honig zu essen.
Honigbienen werden in unserer Gesellschaft vor allem als Nutztiere betrachtet – vergleichbar mit Kühen, Schweinen und Hühnern in der Massentierhaltung. Die Honigbienen werden für unseren Vorteil künstlich befruchtet und selektiv gezüchtet. Ihr Genpool wird dabei verkleinert – und das Krankheitsrisiko erhöht. Krankheiten, die auch auf Hummeln oder Wildbienen übertragen werden können.
5. Weil Bienen verletzt werden und sterben
In der modernen Bienenhaltung werden laufend Tiere verletzt oder getötet. Die Gründe reichen von schlechter Isolierung des Bienenstocks, über einen Futtermangel bis hin zu Parasiten.
Vor der Winterzeit wird oft sogar das gesamte Bienenvolk getötet, weil es unwirtschaftlich wäre, die Tiere in der kalten Jahreszeit durchzufüttern. Eine Methode, dies zu tun, ist den Bienenstock mit Benzin zu übergießen und anzuzünden.
Weitere beispielsweise, sie zu vergasen und auszuräuchern oder sie in Seifenwasser zu ertränken. Tierquälerei ist also auch ein wesentlicher Faktor dafür, dass Veganer.innen keinen Honig essen bzw. dafür, dass Honig nicht vegan ist.
6. Weil Honig nicht besonders gesund ist
Honig ist nicht vegan und auch nicht besonders gesund. Er besteht vor allem aus kalorienhaltiger Fructose und Glucose – also aus Fruchtzucker und Traubenzucker.
Neben der Gewichtszunahme können auch Zahnprobleme und ein erhöhter Blutzucker-Spiegel die Folge übermäßigen Honigskonsums sein.
Abgesehen von seinem Gehalt an Magnesium, Kalzium und einiger weiterer Nährstoffe, unterscheidet sich der Honig nicht entscheidend vom herkömmlichen Zucker, den wir Menschen konsumieren. Honig ist also eher ein „Genuss-“ als ein „Gesundheitsprodukt“.
7. Weil es pflanzliche Alternativen gibt
Honig lässt sich für die meisten Zwecke auf eine relativ simple Art und Weise so ersetzen, dass sie dem Veganismus entsprechen. Hier habe ich dir einige Beispiele aufgelistet, die Veganer:innen den Verzicht auf Honig und Produkte mit Honig deutlich einfacher machen:
- Ahornsirup
- Zuckerrübensirup
- Ringelblumenhonig
- Dattelsirup
- Agavendicksaft / Agavensirup
- Löwenzahnhonig
- Wachstücher aus Pflanzen- statt aus Bienenwachs (gibt's hier*)
- …
Diese Auswahl bestätigt, dass wir nicht auf den Konsum von Honig angewiesen sind – nicht einmal für den Geschmack. Meine persönlichen Favoriten sind übrigens Ahornsirup und Agavendicksaft.
Tipp: Unter den Links findest du jeweils die passende, vegane Honig-Alternative. Wenn du magst, kannst du dir bei velivery* auch direkt mehrere der Produkte bestellen und testen. Dort findest du generell viele pflanzliche Alternativen für tierische Produkte, mit denen du dir die Umstellung auf eine vegane Lebensweise wesentlich einfacher machst.
8. Weil Wildbienen wichtig für die Artenvielfalt sind
Die meisten von uns wissen, dass die Bienenpopulationen weltweit zurückgehen und dies ein wesentlicher Treiber des Artensterbens ist. Das gilt allerdings nicht für die gezüchtete Honigbiene – ihre Population nimmt weiter zu, weil wir Honig essen wollen. Doch das hilft nicht den wild lebenden Bienen.
Im Gegenteil. Die steigenden Honigbienen-Populationen gefährden durch die Übertragung von Krankheiten und den Kampf um Nektar und Pollen alle anderen, wilden Bienen-Populationen.
Aufgrund der folglich sinkenden Bestäubungsleistung sind zudem auch viele andere Tier- und Pflanzenarten und sogar ganze Ökosysteme bedroht. „Bienenretten“ heißt also auch „Ökosystemretten“!
9. Weil Bienen Lebewesen und keine Ware sind
Die Bienenkönigin, die für die Honigproduktion unerlässlich ist, ist online erhältlich. Eine Suche bei eBay und für knapp 30 Euro gehört sie dir. Die Flügel sind bereits gestutzt. Im Internet kannst du dir sogar ganze Bienenstöcke kaufen und sie dir bequem per Lieferung nach Hause bestellen.
So klein das fleißige Insekt auch sein mag – für mich ist das ein Zeichen dafür, dass wir Menschen zu weit gehen und einen neuen Weg einschlagen müssen. Und das ist auch ein wesentlicher Grund für alle anderen Veganer:innen, keinen Honig zu essen.
10. Weil Wildbienen überlebenswichtig für uns Menschen sind
Durch die steigende Zahl der Honigbienen, schwindet die Zahl der Wildbienen, die im Gegensatz zu Honigbienen, wesentlich für das Bestäuben und damit auch für das Wachstum von Pflanzen verantwortlich sind. Pflanzen, die wir zum Überleben brauchen.
Der Rückgang der Wildbienen gefährdet also schlussendlich unsere Ernährungssicherheit und damit auch unser Überleben – und insgesamt den Fortbestand der artenreichen Natur, wie wir sie kennen und brauchen.
Häufige Fragen rund um Bienen, Honig und Veganismus
Warum ist Honig nicht vegan?
Obwohl Honig aus Nektar und Honigtau hergestellt wird, ist er ein tierisches Produkt. Das liegt daran, dass Bienen ihn produzieren – und zwar eigentlich, um sich selbst davon zu ernähren. Der Veganismus richtet sich gegen die Ausbeutung von Tieren, weshalb Honig schlussendlich nicht vegan ist.
Was benötigen Bienen zum Überleben?
Bienen sind auf Nektar und Pollen aus blühenden Pflanzen auf wilden Wiesen, Blühstreifen, sowie Gärten und Balkonen als Nahrungsquelle angewiesen. Außerdem benötigen sie Wasser, das sie u.a. aus dem Nektar und von den feuchten Blättern der Pflanzen aufnehmen.
Welcher Honig ist vegan?
Es gibt einige pflanzliche Honig-Alternativen, die über ähnliche Eigenschaften verfügen, wie Bienenhonig. Dazu zählen vor allem Ahornsirup, Ringelblumenhonig, Zuckerrüben- und Dattelsirup, Agavendicksaft und Löwenzahnhonig.
Veganer essen keinen Honig, weil er Tierleid bedeutet
Mit diesem eingebetteten Video möchte ich dir abschließend Bilder aus der Praxis zeigen, die all die genannten Gründe dafür, warum Veganer:innen keinen Honig essen, untermauern.
Die kommerzielle Züchtung bedeutet nicht den Erhalt der Bienen. Sie bewirkt das Gegenteil und gefährdet das Überleben vieler anderer Pflanzen- und Tierarten, einschließlich uns selbst. Das alles tun wir unnötigerweise, um Honig essen zu können – obwohl es pflanzliche Alternativen gibt.
„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“
Albert Einstein (mehr unter Tierschutz Zitate)
Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel verdeutlichen konnte, warum Veganer:innen keinen Honig essen. Wenn du etwas für den Erhalt und den Schutz der Wildbienen tun möchtest, dann schau unbedingt in meinen Beitrag über den bienenfreundlichen Garten hinein und pflanze Wildblumen. Viel Spaß bei der Umsetzung!
Bleib‘ tierfreundlich und nachhaltig,
PS: Mehr Insekten sorgen auch automatisch für mehr Vogelgezwitscher im Garten. Unter vogelfreundlichen Garten anlegen erfährst du, wie du in Zukunft mehr davon in deinem eigenen Grün genießen kannst. In einem weiteren Beitrag kannst du außerdem auch gerne in Erfahrung bringen, warum Veganer:innen keine Milch trinken.
Quellenangaben:
₁ Dr. Beekeeper (2017): How many bees does it take to produce a teaspoon of honey?, abrufbar unter https://t1p.de/ub7f. [16.03.2023].
Hallo Christoph
Seit fast 50 Jahren ist mein Mann Imker und im Imkerverband tätig.
Was Sie hier schreiben ist nur bdingt richtig.
Honig ist sehr wohl ein gesundes Nahrungsmittel, vorausgesetzt man genießt es in Maßen. Außerdem ist seine heilende-hämopatische Wirkund nachgewiesen.
Ich esse jeden zweiten Tag ein Honigbrot zum Frühstück, verwende Honig zum backen und kochen. Und habe bis heute keine schlechten Zähne und auch kein Diabetis. Ich kann mich dem Beitrag von Lucas nur anschließen.
Ich bitte Sie daher in Ihren Berichten etwas differenzierter und objektiver vorzugehen.
Mit freundlichen Grüßen
Anita
Hallo Anita,
ich kann nachvollziehen, dass ich mich mit diesem Artikel über die Hintergründe der Honigproduktion nicht gerade beliebt mache und ich kann mir auch vorstellen, dass sie und ihr Mann ihrer Arbeit mit großer Leidenschaft nachgehen und sich gut um die Bienen kümmern.
Doch Honig besteht überwiegend aus Zucker und gilt auch laut Stiftung-Warentest als eher ungesund. Können Sie mir eine Quelle für die mögliche „heilende-hämopatische Wirkung“ nennen? Gerne schaue ich sie mir an.
Ich kenne auch viele Menschen, die schlechte Zähne haben und gern Honig essen. Das Sie bis heute keine schlechten Zähne haben, ist leider ebenso nur eine persönliche Anekdote und kein wissenschaftlicher Beweis dafür, dass Honig gesund ist.
Ob Hobbyimkerei, Bio- oder Massenproduktion – schlussendlich produzieren Bienen den Honig für sich selbst und nicht für uns Menschen. Das ist die Wahrheit und der wesentliche Grund dafür, dass vegan lebende Menschen ihn nicht essen – und genau darum geht es in diesem Artikel. Am Ende kann jeder mit dieser Information machen, was sie/er für richtig hält.
Ich wünsche Ihnen beiden alles Gute und hoffe, dass Sie auch ein offenes Ohr für die Problembereiche der Imkerei haben.
Viele Grüße
Christoph
Das ist Ansichtssache. Viele Veganer halten ihre Ernährung per se für gesünder, aber auch da gibt es hochverarbeitete Ersatzprodukte.
Ich bin omnivor und glaube, dass ist am gesündesten.
Alle Ersatzsirupe (Reis,Agaven, Ahorn…) und Co enthalten auch Zucker, bei Agave ist es sogar eine besonders ungünstige Kombination, sind also genau so gesund oder ungesund wie Honig.
Meinen Honig esse ich gerne als Honigkruste des Schinkens. Muss man nicht, wenn man kein Fleisch essen will, darf man aber.
Hallo Andrea,
Danke für deinen Kommentar. Es gibt natürlich Ersatzprodukte, die ungesunde Inhaltsstoffe enthalten – doch nicht jede:r Veganer:in isst sie.
Zudem geht es hier speziell um die Gründe dafür, dass Honig nicht vegan ist. Natürlich sind auch Agavensirup & Co extrem süß und enthalten Zucker, aber sie sollen ja auch nur den Umstieg auf tierfreundliche Alternativen einfacher machen. Du vergisst dabei, dass du auch einfach gar keine dieser zuckerhaltigen Produkte essen könntest – das wäre wohl die gesündeste aller Möglichkeiten. 😉
Natürlich ist es erlaubt, Fleisch zu essen. Der Fleischkonsum ist eher eine Frage der Moral. Du liebst Tiere, warum isst du sie dann? Es ist auf jeden Fall keine persönliche Entscheidung, da diese Entscheidung auch immer ein Opfer hat und nicht nur dich selbst betrifft.
Viele Grüße
Christoph
Hey, die Punkte 3 und 5 sind nicht richtig recherchiert bzw. Zu verallgemeinernt verfasst.
Nur die wenigsten Imker lassen ihre BienenKöniginnen künstlich befruchten. Auch das Schneiden der Flügel wird nicht von jedem gemacht.
Das anzünden eines Bienenstock ist in der Regel Vandalismus. Ich zerstöre doch nicht meine Holzbeuten. Ebenso ist es in Deutschland nicht üblich Bienen zu vergasen. Auch die gesundheitsfördernde Wirkung von Honig wird hier verfälscht dargestellt.
Richtig ist, dass bei Honig aus Massenproduktion (beispielsweise in China, Osteuropa oder MexicoTiere sterben und ausgebeutet werden. Beim Lokalen (Hobby-) Imker um die Ecke kann das ganz anders aussehen.
Schöne Grüße
Lucas
Moin Lucas, danke für deine Hinweise. Ich weiß, dass nicht jeder Imker so vorgeht – doch die meisten Dinge sind gängige und unvermeidbare Praxis in der Honigproduktion. Ich habe deinen Hinweis bei Punkt 3 aber mit aufgenommen, um das auch klarzustellen, dass es da Unterschiede gibt.
Am Ende ist es aber so oder so eine Form der Ausbeutung, da die Tiere den Honig für sich selbst herstellen – und nicht für uns Menschen.
Viele Grüße
Christoph
hey, super beitrag!! hab vieles dazugelernt und es ist sehr wichtig diese informationen zu verbeiten!
Hey Selina!
Hätte mir diese Informationen selbst gerne vor einigen Jahren gewünscht. Daher bin ich froh, dass ich dir damit weiterhelfen konnte 🙂
Viele Grüße
Christoph
Einen tollen Blog hast Du dir hier aufgebaut mit wertvollen Inhalten.
Vielen Dank Dagmar!
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