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Ökotourismus Mythen – 8 Vorurteile gegenüber nachhaltigem Reisen

Vorurteile gegenüber nachhaltigem Reisen

Du suchst typische Vorurteile gegenüber nachhaltigem Reisen? Uns Menschen fallen die verrücktesten Argumente ein, um bloß nichts an der eigenen Lebensweise ändern zu müssen. Doch angesichts der größten Umweltprobleme unserer Zeit, kommen wir nicht daran vorbei, Lösungen zu finden und zu adaptieren. Da unser Reiseverhalten wesentlich zum Klimawandel beiträgt, kann nachhaltiges Reisen ein wichtiger Schlüssel sein. Doch je häufiger über das Thema gesprochen wird, desto mehr nehmen auch die Vorurteile und Ökotourismus Mythen zu.

In diesem Artikel möchte ich dir acht dieser Klischees vorstellen und zeigen, wie du sie ganz logisch entkräftest. Nutze das Wissen entweder in alltäglichen Diskussionen oder auch, um eigene Vorurteile gegenüber nachhaltigem Reisen abzulegen.

1. „Nachhaltiges Reisen ist teuer und kompliziert.“

Die Buchung eines Ökohotels kann durchaus Mal etwas teurer werden, als du es vielleicht gewohnt bist. Doch nachhaltig zu reisen meint viel mehr als nur Hotel und Bahnticket. Es betrifft dein gesamtes Verhalten in der Zeit vor, während und nach der Reise und bezieht beispielsweise Müllvermeidung und den Konsum regionaler Lebensmittel ein.

So ist es zum Beispiel deutlich günstiger, wenn du nicht ständig Einwegprodukte kaufst, die du anschließend wegwirfst – sondern stattdessen auf Mehrwegprodukte umsteigst. So kannst du durch Nachhaltigkeit am Ende sogar Geld sparen. Und wenn du bei einer Reise in Indien in einem kleinen heimischen Restaurant ein indisches Kichererbsen Curry isst, anstatt eine internationale Fastford-Kette zu unterstützen – ist das ebenfalls günstiger und nachhaltiger zu gleich.

Und kompliziert ist es auch nicht. Kompliziert sind nur die Dinge, die du noch die ausprobiert hast. Wenn die Motive für das nachhaltige Reisen deinen persönlichen Werten entsprechen, sollte es dir den Versuch wert sein. Schaue dich einfach bei ökologischen Reisenanbietern um. Auch dort wirst du bei Bedarf „Komplettpakete“ finden, die dir deine Reise zu unkompliziert wie möglich machen werden.

2. „Grüne Hotels nehmen Nachhaltigkeit eh nicht so ernst, wie sie behaupten.“

In der Tourismus-Branche gibt es mit Sicherheit den ein oder anderen Trittbrettfahrer, der versucht, sich und sein Angebot grün zu waschen. (siehe auch Greenwashing)

Das heißt aber natürlich nicht, dass alle Hoteliers so arbeiten. Zu pauschalisieren macht da einfach keinen Sinn. Denn genauso gibt es auch Unterkünfte, die ihre gesamte Philosophie darauf ausgerichtet haben, nachhaltig zu wirtschaften.

Für mehr Transparenz in den Reiseangeboten sorgen da aber die zertifizierenden Umweltsiegel wie zum Beispiel TourCert. Die gemeinnützige Organisation fördert ökologische, soziale und ökonomische Unternehmensverantwortung im Tourismus und leitet Anbieter dazu an, ihre Angebote zunehmend nachhaltiger zu gestalten. Als Reisender kannst du dann ganz sicher sein, eine wirklich umweltfreundliche Unterkunft mit nachhaltiger Philosophie gefunden zu haben. Dein Vorurteil gegenüber nachhaltigem Reisen ist also ziemlich schwammig.

3. „Mit dem Flugzeug ist man viel schneller am Ziel.“

Vorurteile gegenüber nachhaltigem Reisen - Flugzeug ist schneller

Ist das wirklich so? Man darf sich da echt nicht von der reinen Flugzeit ablenken lassen. Beispielsweise würde ein Flug von Berlin nach Düsseldorf etwa 1,25 Stunden in Anspruch nehmen. Dazu musst du sicherheitshalber 1,5 Stunden vorher am Flughafen sein. Nachdem du in Düsseldorf nach 15 Minuten endlich aus dem Flughafen gekommen bist, der auch nicht mitten in der Stadt liegt, musst du dich weitere 15 Minuten lang in die Stadt fahren lassen. Alles in allem dauert die Reise dann mindestens 3,25 Stunden, während die viel bequemere Bahnfahrt 4,25 Stunden dauert und deutlich umweltfreundlicher ist.

Bei längeren Distanzen ist das Flugzeug aber sicherlich das Verkehrsmittel, dass dich am schnellsten von A nach B bringt. Da die Umweltbelastung durch das Fliegen nur leider extrem groß ist, solltest du immer den Sinn und Zweck deiner Reise mit ihrer ökologischen Auswirkung abwägen.

4. „In einem Land wie Indonesien lässt sich kein Plastikmüll vermeiden, da ist alles voll davon!“

Das ist sicher nicht einfach, das stimmt. Vor allem, weil etwa 82 Prozent des Plastikmülls im Meer aus asiatischen Ländern stammen.₁ Doch dieser Fakt ist noch lange kein Grund, ihn als Ausrede für ein umweltschädliches Verhalten zu nutzen. Schließlich funktionieren die Grundsätze des Zero Waste Lebensstils selbstverständlich auch in Indonesien. Nimm einfach deinen Rucksack oder deinen Jutebeutel mit zum Einkaufen – denn Lebensmittel wie Bananen oder Äpfel gibt es auch dort unverpackt. An der Kasse lehnst du dann die Plastiktüte ab – und wann immer sich die Chance ergibt, klärst du Menschen darüber auf, warum es wichtig ist, Plastikmüll möglichst zu vermeiden.

Es gibt Tausende Dinge, bei denen du auch in Indonesien Müll vermeiden kannst. Denn das, was in der Umwelt liegt, ist in der Regel eine Folge schlechter Recyclingsysteme, mangelnder Bildung und zunehmender Bequemlichkeit. Sei einfach schlau und vorbildlich – und mache es besser. Anstatt die Fehler anderer als Ausrede zu nutzen – um die Fehler dann selbst begehen zu können.

5. „Die Bahn ist immer zu spät.“

Ist die Bahn wirklich immer zu spät?

Mit dem Auto stehst du auch „immer“ im Stau – und das Flugzeug startet auch „immer“ mit Verspätung. Es kann bei jedem Verkehrsmittel zu Verzögerungen kommen – doch dazu kommt es definitiv nicht „immer“. Da du im Auto meist länger unterwegs bist und dich voll konzentrieren musst, ist das Zugfahren doch deutlich angenehmer, oder? Es ist nicht nur bequemer und umweltfreundlicher, du kannst sogar unterwegs arbeiten oder anderweitige Dinge erledigen. 

Und wenn die Bahn mal eine Verspätung hat, erhältst du auf Nachfrage sogar eine Erstattung. Hinzu kommt, dass die deutlich umweltfreundliche Form der Fortbewegung ist – und dich im Vergleich zu Inlandsflügen im Regelfall nicht wesentlich später ans Ziel bringt.

6. „Bei Mitfahrgelegenheiten sitzt man doch eh immer nur mit Freaks im Auto.“

Natürlich kann es immer Mal sein, dass man auf merkwürdige Menschen stößt. Doch sitzen wirklich „immer“ Freaks im Auto? Wie oft hast du denn Mitfahrgelegenheiten angeboten oder genutzt? Ich selbst lerne auf den Fahrten regelmäßig tolle Menschen kennen. 

Bei den modernen Plattformen für Mitfahrgelegenheiten kann man nämlich genau sehen, wie andere Fahrer einen anfragenden Mitfahrer bewertet haben. So kannst du im Vorfeld selbst aussuchen, wen du in dein Auto lässt, beziehungsweise bei wem du mitfahren willst. Somit hast du also grundsätzlich eher keine merkwürdigen Menschen im Auto, schonst die Umwelt und sparst bares Geld.

Tipp: Dieses Vorurteil gegenüber nachhaltigem reisen hört man öfter! Erfahre unter nachhaltig Autofahren weitere Tipps, wie du noch umweltfreundlicher von A nach B fährst.

7. „WENN ICH EH SCHON FLIEGE, BRAUCHE ICH AUCH NICHT MEHR AUF NACHHALTIGKEIT ZU ACHTEN.“

Stelle dir Mal vor, jeder Urlauber würde so denken. Dann gäbe es nur noch rücksichtslose Touristen. Wenn man schon fliegt, sollte man meiner Meinung nach erst recht Nachhaltigkeit achtgeben. (siehe auch nachhaltig fliegen)

Denn neben einem angemessenen Verhältnis zwischen Reisedistanz und Reisedauer ist besonders dein Verhalten am Urlaubsort entscheidend für die Nachhaltigkeit deiner Reise. Fahre auch dort mit dem Fahrrad, gehe zu Fuß oder nutze die öffentlichen Verkehrsmittel wie Züge und Busse. Räume mit anderen die Strände auf und erkläre Menschen, warum Plastikmüll ein großes Problem ist. Kaufe lokal ein und mache einen Bogen um die Filialen großer internationaler Konzerne. Je mehr Positives du vor Ort tust, desto nachhaltiger ist deine gesamte Reise. Den Flug als generelle Ausrede dafür zu verwenden, danach nicht mehr auf Nachhaltigkeit achten zu müssen, ist in jedem Fall der schlimmste Ansatz, mit dem du nur versuchst, die Verantwortung auf andere abzuwälzen. Dein Argument reiht sich Ende nur nahtlos in die typischen Vorurteile gegenüber nachhaltigem Reisen ein.

8. „Müll am Strand zu sammeln soll aufklärend sein? Wenn du zurück bist, machen die eh weiter wie vorher!“

Müll sammeln am Strand - Nachhaltig reisen Vorurteile

Du tust so, als ob alle Menschen gleich wären. Natürlich wird es Unterstützer geben, für die das eine CleanUp eine einmalige Aufräumaktion am Strand war. Dennoch haben sie ihren Beitrag geleistet und etwas gegen den Plastikmüll in der Umwelt getan. Jeder, der solche CleanUps beginnt oder unterstützt, kennt diese Umweltproblematik und wird in Zukunft mit Sicherheit nicht mehr, sondern vermutlich eher weniger Müll produzieren. Zudem besteht auch die Chance, dass es anderen weitererzählt wird. Das Müll sammeln am Strand ist also nicht nur ein kurzfristiger Erfolg in Form eines sauberen Strandes, sondern kann auch langfristig dazu beitragen, dass Menschen weniger Müll in die Umwelt werfen und häufiger Aufräumaktionen starten.

Auch das Teilen der Bilder in den sozialen Medien hilft, Tausende Menschen innerhalb kürzester Zeit zu erreichen und zum Umdenken zu bringen. Mit deiner Aussage hältst du am Ende leider nur die Menschen auf, die bereit sind, diesen Beitrag für eine saubere Natur zu leisten.

Vorurteile gegenüber nachhaltigem Reisen ablegen und umdenken!

Nachhaltig zu reisen ist nicht kompliziert und nicht teuer. Und die Bahn ist nicht immer zu spät und das Flugzeug nicht immer schneller. Warum muss es überhaupt so schnell gehen? Ein echter, nachhaltiger Urlaub sollte entschleunigen und entspannen. Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel einige Vorurteile gegenüber nachhaltigem Reisen nehmen und wertvolle Tipps für alltägliche Diskussionen an die Hand geben konnte.

Hast du Fragen oder fallen dir weitere Ökotourismus Mythen ein, über die wir sprechen sollten? Dann schreibe mir gern einen Kommentar unter diesen Beitrag.

Bleib‘ nachhaltig,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS.: Wusstest du, dass du CO2-Emissonen kompensieren kannst? Im verlinkten Beitrag erfährst du, wie das funktioniert!

Quellenangaben:
₁ Ellen MacArthur Foundation: The New Plastics Economy – Rethinking The Future Of Plastics & Catalysing Action, Januar 2016, S.32.

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Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.