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Geplante Obseleszenz - Manipulierte Lebensdauer von Produkten

Geplante Obsoleszenz – Was ist das genau?

Was ist eigentlich eine geplante Obsoleszenz? Jeder von uns kennt diesen Moment, in dem der Fernseher, der Föhn, der Drucker oder das Smartphone einfach nicht mehr so funktioniert, wie man es gewohnt war. Und die meisten Menschen werden das Gefühl nicht los, dass bestimmte Waren heutzutage deutlich schneller kaputtgehen, als es früher der Fall war. Oft sogar ziemlich genau dann, wenn die Garantiezeit gerade abgelaufen ist.

Soviel vorweg: das Gefühl trügt nicht. Denn viele Hersteller bauen ihren Produkten auf unterschiedlichste Weise ganz bewusst eine kürzere Lebenszeit ein – zu Lasten des Verbrauchers und der Umwelt.

In diesem Artikel möchte ich dir alles Wissenswerte über diesen vorprogrammierten Verschleiß an die Hand geben. Von der Definition, über unterschiedliche Formen und Beispiele, bis hin zu möglichen Lösungsansätzen. Auf geht's!

Vorab findest du hier schon ein kurzes Inhaltsverzeichnis des Beitrags:

  1. Defintion
  2. Formen
  3. Beispiele
  4. Was tun?
  5. Schlusswort

Was versteht man unter einer geplanten Obsoleszenz?

Unter geplanter Obsoleszenz versteht man grundsätzlich eine Unternehmensstrategie, bei der das Veralten eines angebotenen Produktes vom Hersteller gewünscht und deshalb werkseitig eingeplant ist.

Geräte gehen also nicht einfach zufällig und grundlos, sondern aus vorprogrammierten Gründen kaputt. Laut Umweltbundesamt ist die Erstnutzungsdauer von vielen untersuchten Produktgruppen in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen.₁ Das gezielte Vorgehen wird auch als geplanter Verschleiß oder als Produktvergreisung bezeichnet und gilt als wichtiger Teil der Produkt- und Konsumpolitik von Unternehmen.

Die unterschiedlichen Formen der Obsoleszenz

Geplante Obseleszenz - Was ist das?

So klar die Definition auch sein mag – das Wissen darüber, welche Unternehmen in welcher Form mit dem geplanten Verschleiß Geld verdienen, ist noch ziemlich nebelhaft und trüb.

Im Auftrag des Umweltbundesamtes haben das Öko-Institut und die Universität Bonn eine Studie durchgeführt, um genau diese Unklarheiten zu beseitigen.₂ Daraus wurden schlussendlich die folgenden, unterschiedlichen Formen der Obsoleszenz herausgearbeitet.

Werkstofflich

Von werkstofflicher Obsoleszenz spricht man, wenn Produkte oder deren einzelne Bestandteile aufgrund mangelnder Robustheit besonders schnell verschleißen und unbrauchbar werden.

Beispiel: Der Akku eines Smartphones wird gezielt so konzipiert, dass er besonders schnell an Leitungsfähigkeit bzw. Speicherkapazität einbüßt, wodurch scheinbar das gesamte Gerät seine Funktionsfähigkeit verliert.

Funktional

Die funktionale bzw. funktionelle Obsoleszenz tritt ein, wenn ein funktionsbereites Gerät neuen Anforderungen nicht mehr gewachsen ist. Dies ist oft der Fall, wenn Geräte mit neuer Hard- und Software ausgestattet werden, sodass neue Schnittstellen vorliegen.

Beispiel: Eine etwas in die Jahre gekommene Waschmaschine hat keine entsprechenden Fächer und Funktionen für die neu entwickelten Waschmittel und Textilien.

Ökonomisch

Unter der ökonomischen Obsoleszenz versteht man die zunehmenden Funktionsstörungen im Gebrauch eines Produktes, deren notwendige Reparaturen teuerer oder nur unwesentlich günstiger als ein Neukauf sind.

Beispiel: Ein Laptop erhält ein reparaturunfreundliches Produktdesign, sodass Verbraucher bei Störungen einen teuren Reparaturservice in Anspruch nehmen müssen und kaum eine Chance haben, die Probleme selbstständig und möglichst kostengünstig zu beheben.

Psychologisch

Mit psychologischer Obsoleszenz ist das Ersetzen funktionstüchtiger, aber aus Sicht der Verbraucher aus der Mode gekommener Produktversionen gemeint. Bei dieser Form überwiegen schlussendlich Trends, der Wunsch nach neuen Funktionen und modische Aktualität.

Beispiel: Das neue Smartphone einer beliebten Marke wird mit einer Fingerprint-Touch-ID-Funktion ausgestattet, weshalb Verbraucher ihre noch betriebsbereiten, minimal älteren Geräte ersetzen.

Beispiele für geplante Obsoleszenz aus der PRaxis

Die technischen Geräte von Apple sind ein schönes Beispiel für die geplante Obsoleszenz. Selbstverständlich baut das Unternehmen keinen offensichtlichen Selbstzerstörungs-Modus in seine Produkte ein. Stattdessen erschwert es jedoch die eigenständige Reparatur, wechselt häufiger die Anschlüsse für Kopfhörer und Ladekabel – und sorgt auch durch den ständigen Wechsel von Farben und Design dafür, dass Nutzer alte und neue Geräte deutlich unterscheiden können und in der Folge einen Neukauf forcieren.

Ein prominentes Beispiel für die funktionale Obsoleszenz ist auch das Unternehmen Microsoft, dass ein neues Betriebssystem einführte, das von Computern mit dem Betriebssystem XP nicht mehr unterstützt wurde.

Noch ein persönliches Beispiel: Bei einem früheren Unternehmensprojekt haben wir nach Partnern aus der Waschmaschinen-Branche gesucht. Dort teilten uns die Geschäftsführer eines deutschlandweit bekannten Betriebes hinter verschlossenen Türen mit, dass die Geräte so gebaut werden, dass sie nach etwa 2-4 Jahren ersetzt werden müssen.

Was kann man gegen die geplante Obsoleszenz tun?

Der geplante Verschleiß lässt sich ziemlich gut verstecken. Doch neben dem Start oder der Unterstützung von Online-Petitionen gegen diesen Missstand, gibt es noch einige weitere Dinge, die Verbraucher umsetzen können.

Hier habe ich dir eine kleine Übersicht zusammengestellt:

  • Altgeräte kaufen
  • Den Kauf von billigem Ramsch vermeiden
  • Händler des Vertrauens bevorzugen
  • Unnütze Trends ignorieren
  • Prüfzeichen, Kundenbewertungen und Ratgeber beachten
  • Meinungen anderer Konsumenten ernst nehmen
  • Vermutete Obsoleszenz melden (Murks)
  • Nach Ersatzteilen fragen und selbst reparieren

Fallen dir weitere Ideen ein, die Verbraucher beherzigen können? Dann schreibe mir gerne einen Kommentar!

Tipp: Wie du natürliche Ressourcen im Alltag schonen kannst, erfährst du im verlinkten Beitrag!

Geplante Obsoleszenz muss ein Ende finden!

Die unternehmerische Kernidee der geplanten Obsoleszenz ist, die Produkte so herzustellen, dass sie nur so lange halten wie nötig, aber auf keinen Fall so lange wie möglich. Der ökonomische Anreiz, Neuware pünktlich sterben zu lassen, ist nicht von der Hand zu weisen – doch die Kosten für diese manipulierte, verkürzte Produktlebensdauer zahlen am Ende Verbraucher und Umwelt. Glücklicherweise haben wir Chancen, einen Bogen um entsprechend kurzlebige Produkte zu machen, auch wenn sie nicht immer leicht zu erkennen sind.

Hast du Fragen, Tipps oder eigene Erfahrung mit der geplanten Obsoleszenz gemacht? Dann hinterlasse mir wie immer gern einen Kommentar unter diesem Beitrag.

Bleib‘ nachhaltig,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS.: Der Gewinn vieler Unternehmen beruht auf Kosten der Natur. Unter Externalisierung von Umweltkosten erfährst du jetzt, wie genau sie dafür vorgehen und was man als Konsument dagegen tun kann.

Quellenangaben:
₁,₂ Umweltbundesamt: Einfluss der Nutzungsdauer von Produkten auf ihre Umweltwirkung: Schaffung einer Informationsgrundlage und Entwicklung von Strategien gegen „Obsoleszenz“ (Stand: Februar 2016), abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/einfluss-der-nutzungsdauer-von-produkten-auf-ihre-1. [28.10.2021].

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Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.

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