Welche Bäume sind insektenfreundlich? Wenn du eine klare Antwort auf diese Frage suchst, bist du hier genau richtig! In einer Zeit des fortschreitenden Insektensterbens, das auch uns Menschen bedroht, ist es wichtiger denn je, umweltbewusst zu handeln.
Da der Rückgang von bestäubenden Wildbienen, Schmetterlingen, Hummeln, Käfern und anderen Insekten vor allem auf den Verlust von Lebensräumen zurückzuführen ist, genießen Hobbygärtner:innen eine wunderbare Chance, mit heimischen, insektenfreundlichen Baumarten im eigenen Garten einen echten Unterschied für die kleinen Tierchen und damit auch für die Biodiversität zu machen.
In diesem Artikel stelle ich dir deshalb jetzt die insektenfreundlichsten Bäume und Großsträucher vor, die von Natur aus hier bei uns in Europa wachsen. Pflanze sie, um den Insekten zu helfen. Auf geht's!
1. Weiden (Salix)
Weiden sind wahre Hotspots der Artenvielfalt und ein Muss für alle Gartenfreunde (mit ausreichend Platz), die das Insektensterben stoppen wollen. Ihre frühen Blüten bieten nämlich einen hohen Pollen- und Nektarwert in einem Zeitraum, in dem noch wenige andere Nahrungsquellen verfügbar sind.
Vor allem für Schmetterlinge zählt die Weide zu den wichtigsten Nahrungspflanzen. Doch auch unzählige Tag- und Nachtfalter, Hummeln, Wildbienen, Raupen, Schwebfliegen und Käfer lieben den Baum.
Ich persönlich kenne keine andere Baumart, die so gut für Insekten ist. Da es unterschiedlche Weiden gibt, habe ich dir hier aber noch einmal die in Deutschland bzw. Europa) ökologisch wertvollsten Arten zusammengestellt:
- Sal-Weide (Salix caprea, gibt's hier*)
- Ohrweide (Salix aurita; ideal für etwas kleinere Gärten; gibt's hier*)
- Korb-Weide (Salix viminalis, gibt's hier*)
- Bruch-Weide (Salix fragilis, gibt's hier*)
- Asch-Weide (Salix cinerea, gibt's hier*)
- Rosmarin-Weide (Salix rosmarinifolia, gibt's hier*)
- Purpur-Weide (Salix purpurea, gibt's hier*)
- Silber-Weide (Salix alba, gibt's hier*)
2. Deutsche Eiche (Quercus robur)
Wer insektenfreundliche Bäume recherchiert, kommt nicht an der Deutschen Eiche (auch Stiel-Eiche genannt) vorbei. Sie ist nicht nur vogelfreundlich und ein Symbol der Beständigkeit, sondern auch ein Lebensraum für hunderte Insektenarten.
Laut der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ist der eindrucksvolle Baum das Zuhause von etwa 400 Schmetterlings-, mehr als 50 Bockkäfer- sowie etwa zehn Borken- und Kernkäferarten.1 Die Insekten lieben vor allem sein Holz und seine Blätter.
Die heimische Eiche bekommst du im Pflanzenhandel oder hier online bei der Baumschule Horstmann*.
Gut zu wissen: Es gibt auch einige Eichenbäume im Gartencenter, die nicht heimisch und deshalb auch nicht besonders wertvoll für die hiesigen Insekten sind. Dazu zählen zum Beispiel die Ungarische Eiche (Quercus frainetto) oder die Zweifarbige Eiche (Quercus bicolor). Entscheide dich deshalb am besten bewusst für die Deutsche Eiche.
3. Gewöhnliche Buche (Fagus sylvatica)
Mit der Gewöhnlichen Buche (oft auch einfach nur Buche oder Rotbuche genannt) steht dir ein weiterer Baum zur Auswahl, der eine Vielzahl von Insektenarten beherbergt. Vor allem Ameisen, Falter, Käfer, Fliegen und Raupen lieben ihre Blätter, Knospen und Rinde. Letztere ist zudem sehr glatt und damit ein ideales Habitat für Flechten und Moose, die weitere Insekten anlocken.
Achte bei der Auswahl aber unbedingt auf den korrekten, botanischen Namen. Im Gartencenter sind nämlich oft auch (nicht heimische) Neophyten, wie die Orient-Buche (Fagus orientalis) oder die Amerikanische Buche (Fagus grandifolia) erhältlich, die für Insekten in Mitteleuropa keinen Wert haben.
Die gewöhnliche Buche bekommst du vor Ort im Pflanzenmarkt oder hier online bei der Baumschule Horstmann*.
Gut zu wissen: Die Hänge-Buche (Fagus sylvatica „Pendula“), die Farnblättrige Buche (Fagus sylvatica „Asplenifolia“) oder die Blut-Buche (Fagus sylvatica „Purpurea“) sind alternative Sorten der heimischen Wildform. Wenn du ausreichend Platz hast, solltest du dich aber meiner Meinung nach lieber für die Gewöhnliche Buche entscheiden.
4. Linden (Tilia)
Ein echter Insektenmagnet ist auch die Linde, unter der das Summen der Insekten in der warmen Jahreszeit besonders gut zu hören ist. Das liegt daran, dass ihr Blütennektar vor allem Hummeln, Käfer, Falter sowie Wild- und Honigbienen anlockt. Außerdem dienen die Lindenblätter als Nahrungsquelle der Raupen vieler Schmetterlingsarten.
Da zum Beispiel die Amerikansiche Linde (Tilia americana) nicht bei uns zu Hause und ihr ökologischer Wert gering ist, solltest du dich bewusst für eine der folgenden, heimischen Linden entscheiden:
- Sommer-Linde (Tilia platyphyllos, gibt's hier*)
- Winter-Linde (Tilia cordata, gibt's hier*)
- Holländische Linde (Tilia x europaea)
5. Obstbäume (Malus; Prunus; Pyrus)
Die Blütenpracht der Obstbäume (vor allem Kirsche, Apfel, Pflaume und Birne) begeistert nicht nur uns Menschen, sondern auch unzählige Bestäuber. Ihre reichhaltigen und oft üppigen Blüten bieten vor allem Wildbienen, Käfern, Raupen und Fliegen eine wichtige Nahrungsquelle in Form von Nektar und Pollen.
Im Idealfall entscheidest du dich für die jeweilige Wildform. Doch auch die entsprechende Kulturpflanze hat im Gegensatz zu Zierpflanzen einen hohen Wert für heimische Insekten.
Wähle also einfach aus den folgenden, insektenfreundlichen Obstbäumen aus:
- Wildapfel (Malus sylvestris, gibt's hier*)
- Kulturapfel (Malus domestica; z.B. „Elstar“, gibt's hier*)
- Edelpflaume (Prunus domestica subsp. italica, gibt's hier*)
- Pflaume (Prunus domestica; z.B. „Stanley“, gibt's hier*)
- Vogelkirsche (Prunus avium; auch Süßkirsche oder Kirsche genannt, gibt's hier*)
- Wildbirne (Pyrus pyraster)
- Kulturbirne (Pyrus communis; allerdings nicht heimisch; gibt's hier*)
6. Schlehe (Prunus spinosa)
Die Schlehe (auch als Schwarzdorn bekannt) ist nicht nur wichtig für viele Vogelarten, sondern auch ein absoluter Insektenmagnet.
Der frühe Blüher bietet nämlich unzähligen Hummeln, Wildbienen, Raupen, Schmetterlingen (u.a. Zitronenfalter und Tagpfauenauge), Schwebfliegen und Käfern eine erste Nektarquelle im Frühjahr. Und die dichten Dornenhecken dienen als Schutz für ihre Nester und Larven.
Du findest die Schlehe in gut sortierten Pflanzenmärkten oder auch hier online bei der Baumschule Horstmann*.
7. Pappeln (Populus)
Heimische Pappeln bieten mit ihren weichen, herabhängenden Blättern vor allem Nahrung für Schmetterlingsraupen und Käfer. Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft ordnet ihnen über 500 Käfer und 87 Großschmetterlinge zu. Der Nektar und die Pollen des Laubbaums sind aber auch für einige Wildbienen-Arten und Schwebfliegen von Bedeutung.
Verzichten solltest du auf jeden Fall auf die invasive Kanadische Pappel (Populus canadensis), da sie die Artenvielfalt bedroht. Wähle für deinen Garten stattdessen lieber aus den folgenden Pappeln aus, die bei uns in Mitteleuropa heimisch sind:
- Zitterpappel (Populus tremula, gibt's hier*)
- Schwarzpappel (Populus nigra)
- Silberpappel (Populus alba)
8. Weißdorn (Crataegus)
Wenn es in deinem eigenen Grün so richtig summen und brummen soll, dann solltest du auf jeden Fall einen Weißdorn pflanzen. Der heimische, dornige Baum bzw. Großstrauch zieht vor allem Wildbienen und Schwebfliegen zur Bestäubung an und liefert wertvollen Nektar für Raupen und Schmetterlinge. Auch Falter, Wanzen und Wespen lieben ihn.
Entscheide dich einfach für eine der folgenden, beiden Arten des Weißdorns, die sich übrigens im Grunde nur an der Anzahl der Griffel im Fruchtknoten unterscheiden:
- Eingriffeliger Weißdorn (Crataegus monogyna, gibt's hier*)
- Zweigriffeliger Weißdorn (Crataegus laevigata, gibt's hier*)
Tipp: Der Weißdorn bietet auch den gefiederten Gartentieren Nahrung und Schutz – und zählt deshalb zu den vogelfreundlichsten Bäumen im Garten. Welche Bäume sonst noch dazugehören, erfährst du im verlinkten Blogbeitrag.
9. Ahorn (Acer)
Wenn du auf der Suche nach insektenfreundlichen Bäumen bist, ist garantiert auch der Ahorn etwas für dich. Der heimische Laubbaum ist nämlich nicht nur ein wichtigstes Vogelschutz- und Nährgehölz, sondern lockt auch vielen Insekten an, die sich an seinem Nektar, seinen Pollen und seinen Blättern bedienen. Sowohl Wildbienen, als auch Käfer, Raupen, Schmetterlinge und Schwebfliegen lieben ihn.
Unter anderem mit dem Japanischen Ahorn (Acer japonicum) oder dem Eschen-Ahorn (Acer negundo) gibt es allerdings einige Ahorn-Arten, die in Mitteleuropa nicht heimisch sind. Letzterer ist sogar invasiv und verdrängt hiesige Arten.
Entscheide dich deshalb besser für die folgenden, heimischen Bäume:
- Feldahorn (Acer campestre, gibt's hier*)
- Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus, gibt's hier*)
- Französischer Ahorn (Acer monspessulanum)
- Schneeballblättriger Ahorn (Acer opalus)
Tipp: Mit dem Kugel-Ahorn (Acer platanoides „Globosum“) oder Kegel-Feldahorn (Acer campestre „Elsrijk“) gibt es auch noch etwas platzsparendere Sorten der Wildform des Ahorns. Sie eignen sich gut für kleinere Gärten und entfalten ebenfalls ihren Wert für die Insektenwelt.
10. Birken (Betula)
Die Birke ist ein weiterer, einheimischer Baum und bekannt für ihre weiße Rinde. Sie zählt in der Insektenwelt zu den beliebtesten Baumarten, auch wenn sie für Bienen aufgrund der Windbestäubung nicht ganz so interessant sind. Vielmehr sind es die Blätter der Birke, die Käfer, Raupen und Schmetterlinge anziehen.
Da es unterschiedliche Birkenarten gibt, habe ich dir hier wieder die ökologisch wertvollsten, heimischen Varianten zusammengestellt:
- Gemeine Birke (Betula pendula, gibt's hier*)
- Moor-Birke (Betula pubescens, gibt's hier*)
- Trauerbirke (Betula pendula „Youngii“, gibt's hier*)
- Niedrige Birke (Betula humilis)
- Zwerg-Birke (Betula nana)
Gut zu wissen: Nicht heimisch sind hingegen die Lindenblättrige Birke (Betula maximowicziana), die Gerippte Birke (Betula costata) und die Mongolische Birke (Betula dahurica). Achte also beim Kauf im Pflanzencenter unbedingt auf die korrekte, botanische Bezeichnung.
Insektenfreundliche Bäume kennen und im Garten pflanzen!
Nun weißt du, welche Bäume am besten für einen wirklich insektenfreundlichen Garten geeignet sind. Denke daran, dass jede kleine Entscheidung einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten kann – und das Bäume ihre Zeit zum Wachsen brauchen.
Indem du direkt und gezielt die Baumarten wählst, die Bestäuber anziehen und unterstützen, wirst du deiner Verantwortung definitiv gerecht – und kannst das Summen aus der Hängematte genießen.
„Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.“
Arthur Schopenhauer (mehr unter Umweltschutz Zitate)
Ach, noch etwas! Möglicherweise sind manche der genannten Bäume etwas zu groß für deinen Garten. Dann schau unbedingt auch noch einmal in meinen Artikel über insektenfreundliche Kleinbäume für kleine Gärten hinein! 🙂
Hast du Fragen, Anregungen oder kennst du weitere Bäume, die Insekten lieben? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar.
Bleib insektenfreundlich und naturverbunden,
PS: Vermisst du in dieser Liste möglicherweise den Schmetterlingsflieder? Er sieht zwar schön aus und zieht tatsächlich Schmetterlinge magisch an – doch der Baum zählt zu den invasiven Neophyten, die heimische Arten verdrängen. Deshalb solltest du ihn nicht im Garten pflanzen. Welche Bäume sonst noch invasiv sind, erfährst du als Nächstes im verlinkten Beitrag.
- H. Mühle; LWF aktuell 60/2007: Wald-Wissenschaft-Praxis: Die Eiche – EI Dorado für Insekten, abrufbar unter https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/service/dateien/a60_die_eiche-el_dorado_fuer_insekten.pdf. [07.05.2024]. ↩︎