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Mein Jahr 2018 in Deutschlands wilder Natur

Das Jahr 2018 verging mal wieder wie im Flug. Bevor ich mich den neuen Herausforderungen in 2019 widme, möchte ich gerne mit einem Highlight-Video auf das für mich persönlich so ereignisreiche Jahr 2018 zurückblicken.

Ereignisreich, weil ich so viel Zeit wie noch nie in meinem Leben in der Natur verbracht habe. Ich habe mich als Naturfilmer selbstständig gemacht und die ersten Schritte in diese kleine und schwierige Branche gewagt. Auch wenn es nicht leicht ist, 365 Tage in nur  6 Minuten darzustellen, gibt der Film dir einen guten Einblick in das, was ich in 2018 erleben durfte.

Die Natur zum Alltag machen

Mein Ziel im Jahr 2018 war so viel wie möglich draußen zu sein und dabei stets neue Erfahrungen zu machen. Im Umgang mit der Kamera und vor allen Dingen in der Interaktion mit der Natur.

Auch für meine Wildlife Highlights aus dem Jahr 2017 habe ich bereits viel Zeit in meine Leidenschaft für den Naturfilm investiert, doch das Jahr 2018 wurde deutlich intensiver. Ich habe mich nämlich nicht nur selbstständig gemacht, sondern auch meinen Vollzeitjob im Büro auf drei Tage pro Woche reduziert. Dies war für mich der Schlüssel so viel Zeit wie noch nie in meinem Leben in der Natur verbringen zu können.

Ich habe die Natur dadurch aus einer Sichtweise erleben dürfen, die einem im üblichen Alltagswahnsinn normalerweise vergönnt ist. Weil wir oft gar nicht mehr die Geduld haben können, uns mehrere Stunden irgendwo hinzusetzen und darauf zu warten, dass etwas passiert. Vor allem, wenn dieses Etwas so unvorhersehbar ist und wir gar nicht wissen, ob es überhaupt eintritt.

Diese Frage nach der Verhältnismäßigkeit zwischen dieser Ungewissheit und dem Aufwand den man betreibt, stellte sich für mich seit dem letzten Jahr weniger. Und so konnte ich mir die Zeit nehmen für Momente, in denen ich sie auch sehr gut gebrauchen konnte.

Mein emotionalstes Erlebnis

Ein sehr emotionaler Moment bei der Geburt der Kranichküken.


Der einprägendste solcher Momente war sicherlich die Geburt zweier Kranichküken, die ich im Frühjahr hautnah miterleben durfte. In meinem Tarnzelt wartete ich über zwei Tage auf das Schlüpfen des zweiten Kükens. Es lies lange auf sich warten, während das erste Küken bereits zwei Tage früher das Licht der Welt erblickte.
Am Tag nach Christi Himmelfahrt war es dann so weit. Die Nacht zuvor werde ich so schnell nicht vergessen 😀 . Ich übernachtete nämlich in meinem Tarnzelt 15 Meter neben den Kranichen und es zog ein derartig heftiges Gewitter über mich her, dass diese Nacht äußerst ungemütlich wurde.

Nach wenigen Stunden Schlaf sah ich am nächsten Morgen die völlig durchnässte Kranichmutter, wie sie weiterhin in Ihrem Nest brütete und zu keiner Zeit zuließ, dass ihr Nachwuchs auch nur einen einzigen Regentropfen abbekam. Als sich das Unwetter verzog und Papa Kranich von der Nahrungssuche zurückkam, konnte ich den Moment filmen, als das zweite Kranichküken zum ersten Mal das Licht der Welt erblickte.
Diese Einblicke in das Leben solch versteckt lebender Tiere waren für mich unbezahlbar. Kein Fachbuch der Welt kann einem die Erfahrungen vermitteln, die man aus solchen Situationen mitnimmt.  Ein emotionales Erlebnis, dass in dieser Form in unserer heimischen Natur bei keiner anderen Tierart vorkommt. Ich hoffe, dass ich diesen besonderen Moment in meinem Kurzfilm für euch so gut wie möglich erlebbar machen konnte.

Seeadler-Invasion und schwarze Sonne

Ein weiteres Highlight im Jahr 2018 hatte ich im Peenetal in Mecklenburg-Vorpommern. Dort sammelten sich zeitweise über 230 Seeadler zum gemeinsamen Fischen. Ein einfach unfassbares Schauspiel, wenn man bedenkt, dass Seeadler eigentlich Einzelgänger sind.
Glücklicherweise hatte sich dieses besondere Ereignis auch bis nach Berlin herumgesprochen und ich nahm ohne zu zögern den ca. zweieinhalbstündigen Weg auf mich. Ich übernachtete in meinem VW Caddy und konnte am nächsten Morgen im traumhaften Gegenlicht die vielen Seeadler sowie unzählige Kraniche, Reiher, Limikolen und viele weitere Vogelarten filmen.
Hätte mir vor diesem Jahr 2018 jemand erzählt, dass ich in diesem Sommer ca. 15 Seeadler auf ein Bild bekommen würde, hätte ich es wohl kaum für möglich gehalten. Am Ende wurde es aber tatsächlich Wirklichkeit. Die unglaubliche Artenvielfalt und das tolle Morgenlicht rundeten das eindrucksvolle Gesamtbild dieses wunderschönen Ortes ab.

Seeadler im Peenetal - Wildlife Highlights 2018
14 auf einen Streich – Seeadler jagen einem Graureiher seine Beute ab.


An dieses Erlebnis werde ich sicherlich mein ganzes Leben zurückdenken und ich hoffe, dass es sich irgendwann wiederholt. Auch wenn die Hintergründe natürlich nicht unbedingt positiv waren, denn die vielen Seeadler sammelten sich vor allem aufgrund der extremen Trockenheit. Für die Seeadler ein gedeckter Tisch, aber anderen Tierarten kam dieser heiße Sommer sicherlich nicht besonders entgegen.
Ein weiteres Highlight war eine kleine Tour an die dänische Grenze zu den Starenschwärmen, die dort im Herbst in den weitläufigen Schilfgebieten übernachten und tagsüber auf den Feldern nach Nahrung suchen. Ich hatte besonders viel Glück, da die Stare genau an der Stelle ins Schilf geflogen kamen, an der ich mich kurz vorher positioniert hatte.
So konnte ich Nahaufnahmen von ihnen machen, die ich mir vorher nicht erträumt hätte. Ich hatte mir zwar noch mehr Formationsflüge erhofft und den ein oder anderen Angriff eines Greifvogels gewünscht, aber vielleicht klappt das im nächsten Jahr besser. In jedem Fall war es ein atemberaubendes Erlebnis, wenn der schwarze Vorhang zuging und hunderttausende Stare plötzlich abhoben. Auch im nächsten Jahr plane ich definitiv wieder eine Tour zu den Staren ein.

Momente ohne Kamera

In diesem Jahr habe ich gelernt, dass Momente auf Kamera nicht alles sind. Auch manche Momente, von denen ich keine oder nur unbrauchbare Aufnahmen habe, bleiben bei mir sicherlich auch in Zukunft noch in guter Erinnerung.
Zum Beispiel ein Sperlingskauz, der mich ca. eine Stunde nach Sonnenuntergang in einem stockdunklen Wald dabei beobachtete, wie ich orientierungslos nach dem Rückweg zu meinem Auto suchte. ?

Als er dann in ca. 5 Metern Höhe über mich flog und sich auf einen Ast neben dem Weg setzte, hatte ich auch den letzten nötigen Beweis, dass die Natur mir auch den denkbar schlechtesten Tag am Ende noch wieder versüßen kann.

Solche überraschenden Momente sind es, welche die Natur zu einem echten Erlebnis machen. Mein wohl einprägsamstes Erlebnis ohne Kamera hatte ich jedoch im Nationalpark Unteres Odertal. Dort beobachtete ich aus der Ferne drei unterschiedliche Tierarten, wie sie eine Art „Jagdallianz“ bildeten, die ich in der Form nicht kannte.

Mehrere Dutzend Kormorane, Graureiher und Lachmöwen gingen nämlich gemeinsam auf Fischjagd. Während die Kormorane die Fische im tieferen Gewässer Richtung Ufer jagten, warteten dort die Graureiher auf ihre Chance einen Fisch aus dem flachen Teil des Gewässers zu fangen. Als die Graureiher zuschlugen, schwammen die Fische wieder zurück ins tiefere Gewässer. Doch dort warteten wiederum die Kormorane auf ihre zweite Chance und machten entsprechend dicke Beute. Die Lachmöwen waren der dritte Nutznießer, indem sie die nach oben aufgescheuchten Fische regelrecht von der Wasseroberfläche aufsammeln konnten.
Eine solche faszinierende Zusammenarbeit von mehreren unterschiedlichen Tierarten habe ich noch nie erlebt. Ich habe noch am selben Tag versucht herauszufinden, ob ein solches Verhalten bei diesen Tierarten schon häufiger beobachtet wurde, aber nichts dazu gefunden.
Das kleine Schauspiel löste sich leider kurz danach auf und alle gingen wieder ihrer eigenen Wege. So habe ich leider keine Aufnahme, aber zumindest wunderbare Erinnerungen, die ich so schnell nicht vergessen werde. Und wer weiß: Vielleicht gelingt es mir ja im neuen Jahr, genau eine solche Szene zu dokumentieren.

So oder so habe ich mir viel vorgenommen für das Jahr 2019. Ich freue mich bereits auf die anstehenden Aufgaben und halte dich gerne weiterhin im CareElite Wildlife Blog auf dem Laufenden. Bis dahin wünsche ich dir viel Spaß mit meinem Highlight-Video aus dem Jahr 2018! 🙂

Viele Grüße,

Stephan von CareElite



PS.: Hier kommst du zu meiner persönlichen Naturfilm Webseite, auf der du noch mehr über mich und meine Arbeit erfahren kannst.

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Stephan Schulz

Stephan Schulz

Hey, ich bin Stephan und habe eine große Leidenschaft für unsere heimische Natur. Als Tierfilmer bereise ich die letzten natürlichen Orte Deutschlands und versuche mit meinen Aufnahmen den Menschen zu zeigen, wie schützenswert unsere Natur ist. Im Wildlife Blog von CareElite möchte ich zu einem besseren Naturverständnis beitragen.

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