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Was ist Urban Mining? Definition, Vorteile & Nachteile

Was ist eigentlich Urban Mining? Umso teurer und seltener bestimmte Produkte und Rohstoffe werden, desto eher stellen sich Menschen diese Frage. Beim Urban Mining geht es grundsätzlich darum, Rohstoffe, die sich bereits in unserer Umwelt, in den Städten oder alltäglichen Produkten befinden, im Wertstoffkreislauf zu halten. Bereits einmal gewonnene Rohstoffe erhalten also eine größere Wertschätzung.

Da das Urban Mining ganz im Sinne des Zero Waste Lebensstils zur langfristigen Wiederverwendung von natürlichen Rohstoffen beiträgt, möchte ich es dir in diesem Artikel genauer erklären. Du wirst von der Definition bis hin zu den Vorteilen und Nachteilen alles Wissenswerte über das Urban Mining erfahren.

Hier noch ein kurzes Inhaltsverzeichnis über den Artikel:

Hinweis: Ich habe dir in diesem Artikel auch den ersten Teil einer Video-Dokumentation eingebettet, die dir noch zusätzliche, praktische Einblicke in die Welt des Urban Minings geben wird.

Was ist Urban Mining?

Der Begriff des Urban Minings (auch Stadtschürfung genannt) bezeichnet die Rückgewinnung von Rohstoffen durch die Aufarbeitung bestehender Güter einer Stadt bzw. einer Umgebung. Der urbane Raum wird dabei als reichhaltiges Rohstofflager betrachtet. Die sogenannten Sekundärrohstoffe existieren bereits vor Ort und müssen nicht aufwendig gewonnen und importiert werden, wie ein Großteil Primärer Rohstoffe.₁

Vereinfacht: Als Primärrohstoffe bezeichnet man unbearbeitete Ressourcen – beispielsweise Frischholz für die Papierherstellung, das aus einem Baum gewonnen wird. Sekundärrohstoffe sind dagegen bereits verarbeitete Stoffe, die aber jetzt wieder nutzbar sind bzw. wieder zur Weiterverarbeitung zur Verfügung stehen – zum Beispiel die Herstellung von Papier aus Altpapierfasern.

Da Rohstoffe wie Öl, Kohle oder Eisen immer knapper und deshalb vor allem teurer werden, die Idee nahe, die bereits vorhandenen Ressourcen zu nutzen. Sie ist eine logische Folge der ressourcenverschwendenden Lebensweise unserer Gesellschaft.

Ohne die noch mögliche Nutzungsdauer eines Wirtschaftsgutes zu beurteilen, bezieht sich Urban Mining auf den Gesamtbestand aller existierenden, langlebigen Güter, um Rückschlüsse auf zukünftige sekundäre Materialströme schließen zu können. Indem man also alle intakten, gebrauchten und beschädigten oder auch ungenutzten Güter betrachtet, grenzt sich das Urban Mining von der klassischen Abfallwirtschaft ab, die sich auf die Rückführung bereits angefallener Abfälle in den Stoffkreislauf fokussiert. Das Urban Mining beinhaltet dabei auch die Entwicklung neuer Technologien, um Sekundärstoffe noch effizienter zurückgewinnen zu können.

Hinweis: Aus dem Urban Mining entwickelte sich zudem das dazugehörige Landfill Mininig, das sich gezielt auf die Rückgewinnung des Materials von Deponien konzentriert.

Urban Mining – Mögliche Nachteile & Risiken

Risiken und Nachteile von Urban Mining

Bei dieser Form der Stadtschürfung überwiegen ganz klar die Vorteile. Dennoch dürfen wir bestehende Kritikpunkte an der Grundidee nicht ignorieren. Im Folgenden möchte ich dir deshalb zunächst einmal die Risiken und Nachteile des Urban Minings unter wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten aufzeigen.

  • Schadstoffe: Schädliche Bodenveränderungen und plötzlicher Gasaustritt sind bei Abtragung von Deponien möglich. Die Konzentration toxischer Spurenstoffe kann Anwohner und Arbeiter gefährden.
  • Politische Probleme: Abgebaute Rohstoffe werden häufig illegal ins Ausland verfrachtet. Eine regelmäßige Kontrolle ist schwer darstellbar.
  • Soziale und ökologische Probleme: Da Abfallstoffe im Ausland häufig billiger und annähernd frei von gesetzlichen Vorschriften extrahiert und deponiert werden können, können Umweltschäden und Krankheiten die Folge sein.₃
  • Geruch und Lärm: Die Geruchs- und Lärmbelästigung anliegender Wohngebiete im urbaner Raum ist wahrscheinlich. Dadurch besteht eine Gefahr der Disakzeptanz des Urban Minings in der Gesellschaft. Das sind soziale Hindernisse für die gesamte Rückgewinnung von Sekundärstoffen.
  • Material-Qualität: Aufgearbeitete Güter haben oft ungleichmäßige Strukturen und Färbungen. Wer ästhetische Ansprüche nicht erfüllt, gefährdet die Akzeptanz der Stadtschürfung in unserer Gesellschaft also ebenfalls.

Urban Mining – Vorteile & Chancen

Urban Mining - Vorteile und Nachteile der Idee

Die Idee des Urban Minings bringt sowohl wirtschaftliche, ethisch-soziale als auch ökologische Vorteile mit sich. Inwiefern Industrie, Gesellschaft und Umwelt davon profitieren, möchte ich dir im Folgenden kurz erläutern.

Ökologische Vorteile

  • Ressourcenschonung: Das Urban Mining schont natürlich begrenzte Ressourcen, da das Hauptaugenmerk auf der Wiederverarbeitung von Sekundärrohstoffen gilt.
  • Erholung der Natur: Der Raubbau natürlicher Ressourcen ist ein Eingriffe in natürliche Ökosysteme. Die Stadtschürfung räumt der Natur Zeit zur Erholung ein, sodass auch zukünftige Generationen neue Rohstoffe abbauen und verarbeiten können.
  • Bessere Lebensbedingungen für Tiere: Tiere haben mehr Platz und sind weniger Gefahren durch menschengemachte Gegenstände und Ruinen ausgesetzt. (Empfehlung: Die besten Tierschutzorganisationen)
  • Geringere Umweltbelastung: Durch die Beseitigung bestehender, menschengemachter Abfälle in der Umwelt, wird der Eintrag schädlicher Substanzen in den Boden, das Grundwasser oder die Luft verringert.
  • Weniger Emissionen: Durch die Bevorzugung wiederverwerteter Stoffe senkt man den Treibhausgas-Ausstoß des Abbaus von Rohstoffen.

Wirtschaftliche Vorteile

  • Fortschritt: Durch den stetigen, technischen Fortschritt ist die Aufbereitung sekundärer Rohstoffe durch das Urban Mining eine weniger kostenintensive Möglichkeit der Ressourcengewinnung, mit jeder Menge Zukunftspotential.
  • Kostengünstig: In einer Zeit, in der Rohstoffe (besonders Edelmetalle) knapper und teurer werden, stellt die Stadtschürfung eine kostengünstige Alternative dar.
  • Vorteil für kleine Unternehmen: Auch kleine Unternehmen können aufgrund der Kosteneinsparungen von Urban Mining profitieren.
  • Wettbewerbsvorteile: Zum einen bewirkt die Bevorzugung bereits bestehender Ressourcen im eigenen Land wirtschaftliche Vorteile im Internationalen Wettbewerb. Zum anderen lassen sich durch das Urban Mining auch Nutzungskonkurrenzen bestimmter Ressourcen entschärften.
  • Keine Lieferschwierigkeiten: Lieferengpässe bei Importen aus dem Ausland können durch die Stadtschürfung ausgeschlossen werden. Deutschland müsste beispielsweise keine Erze & Metalle importieren, was wiederum die Importabhängigkeit von Primärförderländern reduziert.
  • Große Material-Menge verfügbar: Da man in Deutschland jedes Jahr etwa 1,3 Milliarden Tonnen Rohstoff verbaut, lässt sich mit dem Urban Mining auf große Bestände zurückgreifen.₄
  • Aus wertlos wird wertvoll: Aus ungenutztem Schrott wird Metall und aus Bauschutt neues Baumaterial. Auch Papier, Glas und Kunststoffabfälle werden zu neuen Gegenständen recycelt.
  • Geringere Energiekosten: Das Urban Mining reduziert den hohen Energieaufwand bei der Gewinnung von Primärohstoffen. Die Kostenersparnis bringt Unternehmen wiederum wirtschaftliche Vorteile.
  • Nachsorgekosen sinken: Stoffe die man deponiert, sind mit einem höheren Kostenaufwand verbunden. Das Urban Mining trägt zur Veringerung bzw. Vermeidung von Nachsorgekosten für die Lagerung auf Deponien und Halden bei.
  • Inländische Wirtschaft: Das Urban Mining ist ein Vorteil für die deutsche Volkswirtschaft, da sich die inländische Wertschöpfung erhöht.
  • Vorteil auch für Entwicklungsländer: Die Wirtschaft in sozial schwächeren Regionen wird nicht durch Konkurrenz aus der westlichen Welt beeinflusst.
  • Geringere Kosten für Abbau der Ressourcen: Die Wiederverwertung seltener Erden aus Smartphones, Computern und Fernsehern spart Kosten für den Abbau und den Import von Rohstoffen ein.

Gesellschaftliche Vorteile

  • Mehr Platz in den Städten: Durch den vollständigen Rückbau von Halden und Deponien gewinnt man neuer Platz in engen städtischen Räumen. Das schafft zum Beispiel neue Chancen für Freizeitangebote in der Stadt.
  • Wachsender Arbeitsmarkt: Die Anzahl der Arbeitsplätze steigt. Sowohl in der Recyclingwirtschaft, aber auch in der Verarbeitung und der Weiterentwicklung von Recycling-Prozessen.
  • Bessere Arbeitsbedingungen: Die Ausbeutung zu Niedriglöhnen unter gefährlichen Bedingungen beim Abbau von Rohstoffen wird reduziert.
  • Attraktivere Landschaft: Das Stadt- und Landschaftsbild wird attraktiver und birgt beispielsweise neues Potential für die Tourismus-Branche.

Frage: Fallen dir weitere Vorteile oder auch Nachteile ein? Dann hinterlasse gern einen Kommentar unter diesem Beitrag.

Urban Mining – Die Rohstoffquelle der Zukunft?

Urban Mining - Vorteile und Nachteile der Idee

Es bleibt festzuhalten, dass Urban Mining eine große Chance für unsere Wirtschaft, die Gesellschaft und die Umwelt bedeutet. Es schafft neue Arbeitsplätze, fördert langfristig das Zusammenleben der Menschen und stoppt den Raubbau der Menschheit an der Natur.

Doch die Rückgewinnung bringt auch wirtschaftliche, gesellschaftliche und auch umweltspezifische Nachteile bzw. Herausforderungen mit sich. So bedeutet Urban Mining in wenigen Fällen zum Beispiel eine Gefährdung für Boden und Grundwasser sowie für die Gesundheit von Anwohnern und Arbeitern. Um die gewünschte Qualität dauerhaft zu gewährleisten, ist zudem ein weiterer, technischer Fortschritt erforderlich.

Der Grundstein, um diese Kritikpunkte auszumerzen, sind die Förderung und Weiterentwicklung der Grundgedanken des Urban Minings.

Hast du Fragen, Tipps oder Anregungen zum Thema Urban Mining? Dann hinterlasse mir gern einen Kommentar unter diesem Artikel.

Bleib‘ sauber,

Christoph von CareElite - Plastikfrei leben

PS.: Schau mal im Zero Waste Blog vorbei vorbei. Dort kannst du dich noch weiter dazu inspirieren lassen, scheinbar unbrauchbaren Dingen ein neues Leben einzuhauchen.

Quellenangaben:
₁ Umweltbundesamt: Urban Mining (Stand: 08.05.2017), abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressourcen/abfallwirtschaft/urban-mining. [14.11.2019].

₂ P. Kloiber; INTERENA GmbH: PRIMÄR- UND SEKUNDÄRROHSTOFFE – EINE DEFINITION (Stand: 01.09.2015), abrufbar unter https://wertstoffblog.de/2015/09/01/primaer-und-sekundaerrohstoffe-eine-definition. [14.11.2019].

₃ M. Gabriel (2014): Abfall als Rohstoff – das Potenzial von Urban Mining für die Nachhaltigkeit, abrufbar unter https://urbanmining.at/Content/uploads/2015/04/Seminararbeit_publish.pdf. [14.11.2019].

₄ Umweltbundesamt: Rohstoffkonsum steigt wieder an – auf 16,1 Tonnen pro Kopf und Jahr (Stand: 29.11.2018), abrufbar unter https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/rohstoffkonsum-steigt-wieder-an-auf-161-tonnen-pro. [14.11.2019].

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Christoph Schulz

Christoph Schulz

Ich bin Christoph, Umweltwissenschaftler und Autor - und setze mich hier bei CareElite gegen den Plastikmüll in der Umwelt, den Klimawandel und alle anderen großen Umweltprobleme unserer Zeit ein. Gemeinsam mit weiteren, umweltbewussten Bloggern will ich dir Tipps & Tricks für ein natürlich-gesundes, nachhaltiges Leben sowie deine persönliche Weiterentwicklung an die Hand geben.

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