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Es wird alles immer schlimmer, eine schreckliche Nachricht jagt die andere: Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Es gibt immer mehr Kriege, Gewaltverbrechen, Naturkatastrophen. Viele Menschen tragen solche beängstigenden Bilder im Kopf. Doch sie liegen damit grundfalsch.
Unser Gehirn verführt uns zu einer dramatisierenden Weltsicht, die mitnichten der Realität entspricht, wie der geniale Statistiker und Wissenschaftler Hans Rosling erklärt. Wer das Buch gelesen hat, wird - ein sicheres, auf Fakten basierendes Gerüst besitzen, um die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist - die zehn…mehr

Produktbeschreibung
Es wird alles immer schlimmer, eine schreckliche Nachricht jagt die andere: Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Es gibt immer mehr Kriege, Gewaltverbrechen, Naturkatastrophen. Viele Menschen tragen solche beängstigenden Bilder im Kopf. Doch sie liegen damit grundfalsch.

Unser Gehirn verführt uns zu einer dramatisierenden Weltsicht, die mitnichten der Realität entspricht, wie der geniale Statistiker und Wissenschaftler Hans Rosling erklärt. Wer das Buch gelesen hat, wird
- ein sicheres, auf Fakten basierendes Gerüst besitzen, um die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist
- die zehn gängigsten Arten von aufgebauschten Geschichten erkennen
- bessere Entscheidungen treffen können
- wahre Factfulness erreichen - jene offene, neugierige und entspannte Geisteshaltung, in der Sie nur noch Ansichten teilen und Urteile fällen, die auf soliden Fakten basieren
Autorenporträt
Hans Rosling, geboren 1948 in Uppsala, gestorben im Februar 2017, war Professor für Internationale Gesundheit am Karolinska Institutet und Direktor der Gapminder-Stiftung in Stockholm. Er war zudem Gründungsmitglied von Ärzte ohne Grenzen e.V. in Schweden und Mitglied der Internationalen Gruppe der Schwedischen Akademie der Wissenschaften. Zusammen mit seinem Sohn Ola Rosling und seiner Schwiegertochter Anna Rosling Rönnlund gründete Hans Rosling die Gapminder-Stiftung.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.06.2018

Und ewig sei, was heute ist
Der Menschheit geht es viel besser, als wir denken, verkündete der
Statistiker Hans Rosling. Seine Lehre ist ein Welterfolg – verschleiert
aber mindestens so viel, wie sie an Fakten aufdeckt
VON THOMAS STEINFELD
Optimisten sind schwer erträgliche Menschen. Ihre vermeintlichen Gegenspieler, die Pessimisten, sind es nicht minder. Denn was immer geschieht: Optimisten wie Pessimisten besitzen eine jeweils unerschütterliche Meinung zum Lauf der Welt. Sie benötigen weder Erfahrungen noch Argumente, um sich in ihren Ansichten über den Aktienmarkt, den Klimawandel oder die Rechtschreibung der Schuljugend bestätigt zu sehen. Mit ein paar Resten aus irgendeiner auf den Hund gekommenen Weltanschauung kommen sie stattdessen vortrefflich zurecht: „Alles klar“, sagen sie dann.
Gelegentlich ergänzen sie diese Versatzstücke um ein paar flotte Urteile, die sie dann wie Joker aus dem Ärmel ziehen. Ob die Welt daraufhin in das rosafarbene Licht einer neuen Morgenröte oder in das Dunkelgrau eines heraufziehenden Untergangs getaucht erscheint, ist insofern völlig gleichgültig, als die Feier der ihrer selbst gewissen Persönlichkeit in der Kundgebung der entsprechenden Meinungen immer schon vollzogen ist.
Der Verdacht, ein unerschütterlicher Optimist zu sein, war eine Belastung für Hans Rosling, und dieser Verdacht war zumindest naheliegend. Jahr um Jahr zog Rosling, ein schwedischer Arzt und Statistiker, um den Globus, um in Vortrag nach Vortrag und vor einem stetig wachsenden Publikum immer wieder dieselbe Botschaft zu verbreiten: Die Welt sei in einem weit besseren Zustand, als die überwiegende Mehrheit ihrer Bewohner glaubt.
Extreme Armut? Der Anteil der extrem Armen an der Weltbevölkerung sei in den vergangenen Jahren von 29 auf neun Prozent gesunken. „Nur noch“ 700 Millionen Menschen müssten als extrem arm gelten. Kindersterblichkeit? Im Jahr 1800 seien auf der Welt fast die Hälfte aller Kinder vor Erreichen des fünften Lebensjahres gestorben, heute seien es „nur noch“ 0,6 Prozent. Überbevölkerung? Dass ein Elternpaar nicht mehr als zwei Kinder habe und beide das Erwachsenenalter erreichten, werde bald die Regel sein, so dass vom Jahr 2100 an die Weltbevölkerung stabil bleiben werde. Mit Meinungen hätten solche Erkenntnisse nichts zu tun, erklärt Hans Rosling, umso mehr aber mit Fakten. Aus diesem Grund wollte er um keinen Preis für einen Optimisten gehalten werden.
Fakten ist nicht zu widersprechen. Man wird zwar, wie bei den meisten Statistiken, einen gewissen Grad an Ungenauigkeit veranschlagen müssen. Es gibt auch Gründe, etliche von Hans Roslings Verallgemeinerungen anzuzweifeln: Für Nigeria, Sambia oder Jemen etwa träfen die Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung keinesfalls zu, meinen zum Beispiel die Biologen Paul und Anne Ehrlich von der Universität Stanford. Darüber hinaus aber wird Hans Rosling schlicht recht haben, für die unmittelbare Gegenwart jedenfalls: Die Welt, als solche betrachtet, ist ein weniger gefährlicher Ort, als sie es vor einer Generation war, und sie ist ein viel weniger gefährlicher Ort, als sie es vor zwei Generationen war.
Und es wird auch zutreffen, dass die meisten Menschen von solchen Fortschritten nichts wissen und womöglich auch nichts wissen wollen – was keineswegs nur für unverbesserliche Moralisten gilt, sondern auch, wie Rosling nicht müde wird zu zeigen, etwa für die Investmentmanager einer amerikanischen Bank oder für norwegische Lehrer. In ihrer Mehrheit erweisen sie sich seinen Fakten gegenüber als weitgehend resistent: Sie rechnen unverdrossen mit dem Schlimmsten. Hans Rosling nun hält eine solche Weltsicht nicht nur für nutzlos, sondern auch für fatal, insofern sie zu unangemessenen politischen Beschlüssen wie auch zu falschen ökonomischen Entscheidungen führe, etwa bei Investitionen in ärmere Volkswirtschaften.
Im Februar 2017 ist Hans Rosling gestorben. Sein Buch „Factfulness“, im April in mehreren Sprachen gleichzeitig erschienen (Hans Rosling mit Anna Rosling Rönnlund und Ola Rosling: Factfulness. Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist. Ullstein Verlag, Berlin 2018. 400 Seiten, 24 Euro), ist ein Vermächtnis, in dem seine wichtigsten Statistiken und Lehren zusammengefasst sind. Am Mittwoch dieser Woche gab der Computer-Multimilliardär Bill Gates bekannt, jedem Absolventen eines amerikanischen Colleges ein Exemplar dieses Werkes als Download schenken zu wollen. Das sind rund 3,6 Millionen Exemplare, was zumindest die Frage weckt, warum er das tut: Denn selbst wenn er „Factfulness“ für „Aufklärung“ hielte – was wäre darunter zu verstehen?
Hans Rosling nun verknüpfte in diesem Buch zwei Absichten: zum einen, seine Zuhörer über die „Fakten“ aufzuklären, zum anderen, wider die Gründe einer seiner Ansicht nach katastrophischen Weltsicht zu argumentieren. Die erste Aufgabe mag die leichtere sein, wobei sich Hans Rosling als Anhänger eines strikten Utilitarismus erweist: Für ihn gilt das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl als Richtschnur allen Handelns. Dass gegenwärtig „nur noch“ 700 Millionen Menschen in extremer Armut leben, ist zwar schade für diese Leute, fällt aber weniger ins Gewicht als das Wohlbefinden einer größeren Menge von Menschen, die in der jüngsten Vergangenheit dem schlimmsten Elend entronnen sind. Die andere Aufgabe ist deutlich schwieriger: Denn wie erklären, dass man nicht weiß, was man wissen könnte?
Auf die Medien und deren Hang zu Sensation und Skandal verweist Hans Rosling zuerst. Und hat er nicht recht, wenn er meint, dass schlechte Nachrichten schnell und leicht in die Zeitungen oder ins Fernsehen finden, während es gute Nachrichten ungleich schwerer haben? Aber was ist erklärt, wenn man sagt, dass Medien in zu kurzen zeitlichen Abständen agieren und oft „überdramatisieren“? Ist das Interesse am Skandal nicht selbst erklärungsbedürftig? Oft entstehen Skandale ja aus dem Bewusstsein, da habe jemand die Regeln verletzt – weshalb Skandale selten bloß Missstände anprangern, sondern meist auch die geltenden Verhältnisse affirmieren. Das angebliche „Versagen“ der „internationalen Gemeinschaft“ anhand des Bürgerkriegs im Süden des Sudans, mit all dessen Folgen, vom Flüchtlingselend bis zur Hungersnot, ist immer auch ein Appell an eben jene „Gemeinschaft“, die damit als vorhanden unterstellt wird. Wie aber, wenn es diese gar nicht gäbe – und die Verhältnisse im Süden des Sudans Folge einer politischen und ökonomischen Weltordnung wären, aus der einige Gegenden schlicht herausfallen, weil sie in beiderlei Hinsicht uninteressant sind? Keine Statistik der Welt ist, ob mit Skandal oder ohne, in der Lage, ein solches Massaker zu erklären, geschweige denn vorherzusagen, dass dergleichen nicht demnächst in viel größerem Umfang geschehen wird.
Warum überhaupt rechnen die Menschen immerzu mit schlimmen Nachrichten? Möglicherweise, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht haben, allen freundlichen Entwicklungen zum Trotz. Mehr aber wohl noch aus grundsätzlichen Überlegungen: Weil man nicht wissen kann, was am Abend, in der nächsten Woche oder 2022 geschehen wird, und deshalb schon einmal geistig in Schutzhaltung geht. Hans Rosling kann berichten, dass es immer mehr Menschen auf der Welt bislang immer besser geht. Aber weil er sich ausschließlich mit Fakten beschäftigt, weiß er weder zu sagen, warum das so ist (dazu hätte er historisch, politisch und ökonomisch argumentieren müssen), noch, warum das so bleiben sollte. Seine Zukunft besteht nur aus einer verallgemeinerten Gegenwart (seine Vergangenheit übrigens auch).
Und so kommt er auf den Gedanken, unter den Risiken der Atomkraft sei eine Statistik zur Kernschmelze von Fukushima zu verstehen: Dort habe es nur 1600 Tote gegeben, von denen keiner an der Radioaktivität gestorben sei, umso mehr aber durch die Folgen der Flucht. Nicht nur, dass es zu Fukushima andere Zahlen gibt: Es ist schon arg verharmlosend, dieses Ereignis für die Möglichkeit eines Reaktorunfalls schlechthin zu halten. Dabei ist es vermutlich das Konzept der verallgemeinerten Gegenwart, die Zuversicht also, Zukunft sei nichts anderes als eine Verlängerung und Erweiterung des Vorhandenen, was Roslings Lehre einem Unternehmer wie Bill Gates so attraktiv macht.
Rosling meint, weitere Gründe für die Verblendung auch vermeintlich höchst aufgeklärter Menschen zu kennen. Die Menschen neigen dazu, sagt er, in schlichten Gegensätzen zu denken – in den Kategorien von „Gut“ versus „Böse“, „Industrienation“ versus „Entwicklungsland“, „Kapital“ versus „Elend“. Und wenn nun tatsächlich einiges dafür spricht, ein wenig mehr zu differenzieren, so lässt Rosling doch auch bei dieser Gelegenheit die Begründung vermissen: „Unsere schnell arbeitenden Hirne“ sowie „unsere dramatischen Instinkte“ seien an der allgemeinen Verblendung schuld. Diese „Hirne“ aber sind kein Gegenstand der Naturwissenschaft, sondern eine magische Vorstellung.
Gleiches gilt für Roslings Behauptung, der Mensch verfüge über einen „Instinkt der geraden Linie“, der ihn permanent in die Irre führe. Nun gut. Auf welcher Linie aber, gerade oder krumm, steht geschrieben, was passiert, wenn die USA Iran angreifen? Und überhaupt: Könnte es nicht sein, dass die Geschichte plötzlich eine andere, unerwartete Wendung nimmt? Und sind nicht die Aussichten auf einen radikalen Klimawandel, wenn die Welt so weitermacht, nicht ausgerechnet auch statistisch gesichert? Dazu fällt Hans Rosling nichts Besseres ein als die Durchsetzung „internationaler Standards“.
Dass Hans Rosling genau das tut, was er lauthals verurteilt, gilt schließlich noch in einer anderen Hinsicht, nämlich für die Gestalt, in der er seine Lehre darbietet. Wie ein pietistischer Erweckungsprediger tritt er auf, um seinen Zuhörern ihre Verblendung vorzuführen: Wie konnten sie nur auf den törichten Gedanken kommen, sich als kritische Menschen aufführen zu wollen, wenn sie doch der Güte der Fakten hätten vertrauen können? Seine Statistiken inszeniert er als Wunder der Aufklärung. Dahinter steht eine Ästhetik der Sensation, wie sie nicht nur der entfalteten Warenform zugehört, sondern auch der Logik der modernen Medien. Er sucht das vermeintlich journalistische Defizit im Hinblick auf gute Nachrichten dadurch auszugleichen, dass er sich in eine Art Dan Brown der Statistik im Multiple-Choice-Verfahren verwandelt: Falsch, falsch, falsch, und dann, hurra: der Treffer, den der Statistiker hervorzieht wie den Trumpf aus dem Ärmel. Hans Rosling zelebriert sein Rechthaben. Und das heißt: Er ist dem Optimisten weitaus ähnlicher, als er sein wollte.
Bill Gates verschenkt Millionen
Exemplare dieses Buches an
alle College-Absolventen
Könnte die Geschichte nicht doch
eine andere Wendung nehmen?
Was ist mit der Erderwärmung?
Es geht voran: eine der vielen Statistiken in Hans Roslings Buch „Factfulness. Wie wir lernen, die Welt so zu sehen,
wie sie wirklich ist“.

Foto: Ullstein Verlag
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